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Yad Vashem Fotoarchiv, 4613/413

Roza Sperling und ihre Tochter Miriam, Bewohnerinnen Krakaus, wurden erst ins Lager Plaszow vertrieben, und im Herbst 1944 nach Auschwitz deportiert. In der gesamten Zeit ihrer Gefangenschaft – in Plaszow, Auschwitz, Ravensbrück und Malchow – bewahrten sie beide ein kleines Stück Rouge mit sich auf, das sie verwendeten, um eine Illusion der Lebhaftigkeit und Gesundheit während der Selektionen zu erzeugen. Das Rouge versteckten sie in ihren Handflächen. Im Januar 1945 wurden die Beiden gemeinsam mit den anderen Gefangenen auf einen Todesmarsch gezwungen und kamen ins Lager Ravensbrück. Von dort wurden sie ins Lager Malchow gebracht, und danach in weitere Lager in Deutschland, bis sie endlich von der Roten Armee befreit wurden.
Yad Vashem Objektsammlung


Das Shofar wurde in Erwartung von Rosh Hashana 5704 (1943) von Moshe (Ben Dov) Winterter aus der Stadt Piotrkow, der ein Gefangener des Lagers war und in der Metallwerkstatt der Waffenfabriken arbeitete, angefertigt. Moshe bewahrte das Shofar während seiner Gefangenschaft in den Lagern Skarzysko-Kamienna und Czestochowa auf, schaffte aber nicht es mit sich zu nehmen, als er nach Buchenwald gebracht wurde. Bei der Befreieung des Lagers Czestochowa wurde das Shofar an die Jüdische Gemeinde der Stadt zurückgegeben. Im Jahr 1977 half Winterter bei der Übergabe des Shofars an Yad Vashem zur ewigen Aufbewahrung.
Yad Vashem Sammlung, Jerusalem, Israel
Spende von Moshe (Winterter) Ben Dov (z''l), Bnei Brak, Israel


Ein britischer Soldat, der unter den Befreiern des Lagers war, nahm die Peitsche einem der Aufseher ab.
Leihgabe von Bruce Webb, Sidcup, Kent, Großbritannien, Sohn des britischen Soldaten
Yad Vashem Objektsammlung


Geschenk von Serge Klarsfeld, Paris, und Alexandre Oler, Nizza
Yad Vashem Kunstsammlung


Geschenk von Mary Simenhoff, Südafrika
Yad Vashem Kunstsammlung


Sammlung des Museums für Holocaust-Kunst in Yad Vashem
Geschenk des Künstlers


Geschenk von C. Landmann, Zürich
Yad Vashem Kunstsammlung

Die hierarchische Struktur der Konzentrationslager folgte dem Modell, das in Dachau festgelegt worden war. Dem deutschen Personal stand der „Lagerkommandant“ vor, und sein Team umfasste vorwiegend rangniedere Offiziere. Einer von ihnen fungierte als Kommandant des Gefangenenlagers, nachdem er eine Sonderausbildung durchlaufen hatte. Männliche und weibliche Wachposten und verschiedene Aufseher waren dem Kommandopersonal unterstellt.
Ein dieser Hierarchie paralleles System gab es auch unter den Häftlingen selbst. Die Gefangenen-Aufseher galten als die Elite der Lager, die Macht ausüben konnte, und sie erregten bei den anderen Gefangenen ambivalente Gefühle. Die meisten jüdischen Aufseher versuchten ihre Brüder gut zu behandeln, aber es gab auch solche, deren Taten umstritten sind, unter ihnen ein Teil der „Kapos“.
Der „Appell“ – die Aufstellung, die früh am Morgen und am Abend nach der Rückkehr von der Arbeit stattfand – war für die Häftlinge eine der schwersten Erfahrungen. Sie mussten vollkommen bewegungslos auf dem Appellplatz stehen, und das oft stundenlang in Kälte, im Regen und im Schnee. Die Routine im Lager bestand aus einer langen Reihe von Befehlen und Anweisungen, die größtenteils bekannt und zuweilen auch vollkommen unerwartet waren. Die Häftlinge brauchten all ihre Kräfte um der täglichen Routine standzuhalten: früh aufstehen, das Stroh im Bett ordnen, „Appell“ stehen, zur Arbeit marschieren, Zwangsarbeit, auf die magere tägliche Mahlzeit warten, die meistens aus einer wässrigen Suppe aus verfaultem Gemüse und einem halben Laib Brot bestand, was nicht ausreichte, um einen Menschen zu ernähren. Am Ende eines langen und strapaziösen Tages kamen die Häftlinge ins Lager zurück, mussten sich wieder zum „Appell“ aufstellen, und so weiter.
Doch trotz des Vorhabens der Deutschen, den Geist der Juden zu brechen, gab es in den Ghettos, in den Arbeitslagern und sogar in den Konzentrationslagern, allen Gefahren zum Trotz, eine breite kulturelle und religiöse Tätigkeit. In den Kunstwerken, die erhalten geblieben sind, spiegeln sich das Leben und das Leiden der Juden wider, sowie ihre Anstrengungen, ihre menschliche und jüdische Identität zu bewahren. Diese Werke sind ein direktes und authentisches Zeugnis, das für immer die Kraft des menschlichen Geistes demonstriert. Das Schreiben eines Tagebuches auf Papierfetzen, Zeichnungen und Illustrationen aus dem Lagerleben, die Herstellung eines Schmuckstücks aus Kupferdraht oder das Schreiben einer Pessach-Haggadah und das Abhalten des Gebets am Abend von Rosh Hashana drücken die enorme seelische Kraft der hungrigen und erschöpften Menschen aus, die darauf beharrten, am Abend eines strapaziösen Tages an einer kreativen Tätigkeit festzuhalten. Im Alltagsleben in den Arbeits- und Konzentrationslagern offenbarten die Häftlinge Heldentum und Einfallsreichtum, da sie ja nicht nur darum kämpfen mussten, den Lebensfunken nicht erlöschen zu lassen, sondern hauptsächlich um die Bewahrung ihrer Menschlichkeit und grundlegender moralischer Werte wie Freundschaft und die Sorge um ihren Mitmenschen.