Bevor Rabbi Unger in den Osten deportiert wurde, bat er die Leiterin des Kinderheims in Theresienstadt, Henrietta Blum, die Gegenstände weiter aufzubewahren. Als Henrietta befreit wurde, stopfte sie Kleider neben die Thorarolle in den Schrein und verließ das Lager mitsamt des Schreins. Auf all ihren Reisen nach dem Krieg behielt sie beide Gegenstände bei sich, bis sie nach Israel kam.
Das Schicksal von Leon Daniel Cohen-Walsrode
Die Familie Cohen-Walsrode war seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine der ältesten Familien der Gemeinde Altona. Walsrode ist der Name einer Stadt in Niedersachsen und die Familie fügte sich den Namen bei, um sich von anderen Familien namens Cohen in dieser Gemeinde zu unterscheiden.
Leon Daniel Cohen wurde 1893 in Altona als einer der acht Söhne von David und Betty Cohen geboren. David starb 1914. Betty, die länger lebte als vier ihrer Kinder, starb in 1933 nach schwerer Krankheit.
Leon war Schuhmacher und besaß sein eigenes Geschäft. Während des Ersten Weltkriegs wurde er dreimal verwundet. Während seiner Genesung beschäftigte sich Leon mit Holzschnitzereien. 1934 heiratete er Adele und das Paar hatte zwei Kinder: Daniel (David), geboren im Jahr 1935, und Betty, geboren im Jahr 1936. Nach der Novemberpogromnacht musste Leon sein Geschäft auflösen und übernahm die Führung des örtlichen Pflegeheims in der Schlachterstraße 40/42. Im Laufe der Jahre war Leon in der Verwaltung der Hevra-Kadisha in der Gemeinde und im Beit Midrash aktiv. 1939 wurde ihm von Rabbi Yechezkel Dukes für seine Arbeit in der Gemeinde der Titel „Freund“ verliehen.
Das Schicksal von Henrietta Blum-Meir van Geldern
Henrietta hatte mit ihrem Ehemann zwei Kinder: Hans und Ralph. Als ihr Ehemann 1937 starb, zog Henrietta ihre beiden Söhnen alleine auf. Henrietta wanderte 1939 mit Ralph in die Niederlande aus und ließ sich in Den Haag nieder, wo sie Arbeit in einem jüdischen Waisenhaus fand. Hans wurde bereits 1938 beim Versuch, die Grenze in die Niederlande zu überqueren, festgenommen und in Westerbork inhaftiert. 1941 gelang es Hans, Henrietta zu helfen, als sie und der kleine Ralph dorthin deportiert wurden. Bis 1943 konnte er ihre Deportation verhindern, doch 1943 wurden sie nach Theresienstadt deportiert. Hans selbst wurde später nach Auschwitz deportiert und kam ums Leben.
In Theresienstadt wurde Henrietta bei der Arbeit im Waisenhaus und Ralph im Gemüsegarten eingesetzt. Ralph feierte seine Bar Mizwa im August 1944 im Ghetto. Henrietta und Ralph wurden im Mai 1945 in Theresienstadt von der Roten Armee befreit. Sie kamen in Pilsen an, wo sie vom JDC versorgt wurden. Von dort wurden sie über Paris zurück nach Den Haag geflogen. 1947 schlossen sich Henrietta und Ralph Henriettas Bruder in Port Elizabeth, Südafrika, an, und Henrietta heiratete dort erneut. 1975 wanderten Ralph, seine Frau Minnie und ihre vier Kinder nach Israel ein und ließen sich im Kibbutz Shluhot nieder. 1981 schloss sich Henrietta ihrem Sohn an und entschied, dass der richtige Platz für den Thoraschrein in Yad Vashem sei.
Yad Vashem Objektsammlung
Mit freundlicher Genehmigung von Henrietta Blum