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Der Autor Boualem Sansal über Algerien, die Shoah und die Bedeutung der Erinnerung

„Die erste Verpflichtung ist die Frage des Wissens“

Boualem Sansal wurde 1948 in Algerien geboren. 1999 erschien sein erster Roman „Schwur der Barbaren“. Bis zu seiner Entlassung aufgrund seines literarischen und politischen Engagements im Jahr 2003 war er Direktor des algerischen Industrieministeriums. Heute ist er einer der bekanntesten Schriftsteller Nordafrikas. 2011 wurde er für sein literarisches Werk mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet.

Seine Romane erscheinen in deutscher Übersetzung im Merlin Verlag. Darunter befindet sich auch das Buch „Das Dorf des Deutschen, oder: Das Tagebuch der Brüder Schiller“. Darin verarbeitet Sansal den Umgang zweier in Frankreich lebender Brüder algerischer Herkunft mit der eigenen Familiengeschichte. Sansal setzt dabei die Gegenwart islamistischer Propaganda in französischen Vorstätten mit der nicht nur Europa, sondern auch Nordafrika umspannenden Geschichte der Shoah in Beziehung. Kunstvoll verbindet er verschiedene Formen der persönlichen Auseinandersetzung mit Schuld, Erinnerung und Verantwortung und schuf damit den ersten Roman aus der arabischen Welt über den Holocaust.

Im Gespräch mit Deborah Hartmann, das anlässlich der Konferenz „Die Kunst der Freiheit“ im September 2011 im Institut Français in Wien geführt wurde, erzählt Sansal von seiner eigenen langjährigen Beschäftigung mit der Geschichte des Zweiten Weltkrieges und insbesondere der Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden und betont die Bedeutung, die die Erinnerung an und Auseinandersetzung mit der Shoah für die Gesellschaften der arabischen Welt haben.