Zielgruppe: Schüler*innen ab 14 Jahren
Einleitung
EinleitungWorum geht es in dieser Unterrichtseinheit?
Diese Unterrichtseinheit widmet sich den sogenannten Gerechten unter den Völkern. Als „Gerechte unter den Völkern“ werden diejenigen Menschen bezeichnet, die zur Zeit der Shoah, also der systematischen Verfolgung und Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden durch das nationalsozialistische Deutschland und seine Kollaborateure, große Risiken auf sich nahmen, um Jüdinnen und Juden zu retten.
Neben der Politik der Täter*innen und ihrer Kollaborateur*innen war die Haltung der nichtjüdischen Bevölkerung gegenüber ihren jüdischen Nachbar*innen bzw. gegenüber den jüdischen Flüchtlingen, die verzweifelt versuchten, der Verfolgung zu entkommen und Schutz zu suchen, ein entscheidender Faktor für das Schicksal der Verfolgten.
Insgesamt reichte die Haltung der Mehrheit der nicht-jüdischen Europäer*innen von Gleichgültigkeit bis zu blindem Hass. Nur eine sehr geringe Zahl der nichtjüdischen Bürger*innen Europas widersetzte sich angesichts der umfassenden Entrechtung, des Hasses, des Verrats und der Gewalt, die den Jüdinnen und Juden entgegenschlugen, der nationalsozialistischen Agenda und bot den Verfolgten Hilfe an. Wir nennen diese Menschen „Gerechte unter den Völkern“.
Seit 1963 ehrt Yad Vashem diese mutigen Menschen für ihre selbstlosen Taten. Eine Person kann für den Titel „Gerechte/r unter den Völkern“ in Betracht gezogen werden, wenn das Zeugnis einer/eines Überlebenden oder andere Dokumente eindeutig belegen, dass die nichtjüdische Person ihr Leben, ihre Freiheit und ihre Sicherheit riskiert hat, um eine*n oder mehrere Jüdinnen und Juden vor dem drohenden Tod oder der Deportation zu retten, ohne dafür eine finanzielle Entschädigung oder eine andere Kompensation erhalten zu haben. Bis Ende 2022 wurden von Yad Vashem insgesamt über 28.000 Menschen aus mehr als 50 europäischen Ländern als „Gerechte unter den Völkern“ anerkannt. Es ist davon auszugehen, dass es noch zahlreiche weitere Fälle von Rettungen oder Rettungsversuchen gab, die aus unterschiedlichen Gründen undokumentiert geblieben sind.
In dieser Unterrichtseinheit werden vier unterschiedliche Rettungsgeschichten vorgestellt. Die Geschichten wurden sorgfältig ausgewählt, um die verschiedenen Hintergründe der beteiligten Personen, die unterschiedlichen Arten der Rettung und die Vielfalt der Begleitumstände hervorzuheben. Die Rettungsgeschichten wurden auch so gewählt, dass sie verschiedene Orte in den Fokus rücken: Deutschland, Polen und die Niederlande. Diese drei Länder waren mit jeweils grundlegend unterschiedlichen Formen der Naziherrschaft konfrontiert, was zeigt, dass die mutigen Männer und Frauen, die sich zum Schutz und zur Rettung verfolgter Jüdinnen und Juden entschlossen, dies unter sehr unterschiedlichen Bedingungen taten.
Weshalb über die „Gerechten unter den Völkern“ unterrichten?
Die winzige Minderheit der nichtjüdischen Bevölkerung, die den Jüdinnen und Juden während der Shoah Hilfe zukommen ließ, ist nicht repräsentativ für die Geschichte der Shoah. Dennoch konzentriert sich diese Unterrichtseinheit aus folgenden Gründen ausschließlich auf diese Gruppe:
Deterministische Auslegungen von Geschichte infrage stellen:
Trotz des Terrors der nationalsozialistischen Besatzung und Diktatur musste letztendlich jede Person immer noch individuelle Entscheidungen treffen. Die meisten Menschen entschieden sich, in ihrem eigenen Interesse zu handeln, d.h. beispielsweise sich und ihre Familien so gut wie möglich zu schützen, Schwierigkeiten zu vermeiden oder gar persönliche Vorteile zu erzielen. Da viele Menschen selbst der Unterdrückung, Besatzung und den Folgen des Krieges ausgesetzt waren, war es nicht allzu schwierig, ein Verhalten zu legitimieren, das nachträglich mit der allgemeinen Aussage „wir hatten keine Wahl“ zusammengefasst werden kann. Einige wenige, die „Gerechten unter den Völkern“, sahen jedoch Handlungsmöglichkeiten, wo andere behaupteten, es gäbe keine. Die „Gerechten“ weigerten sich, die nationalsozialistische Ideologie zu akzeptieren, insbesondere den Übergang von universellem Recht zu den auf einer Rassenhierarchie aufbauenden nationalsozialistischen Gesetzen. Sie boten beispielsweise ihren jüdischen Nachbar*innen Unterstützung an, da sie diese im Gegensatz zur nationalsozialistischen Ideologie weiterhin als Menschen betrachteten, die schlichtweg Hilfe benötigten und verdienten.
Entscheidungsprozesse analysieren:
Die Untersuchung der einzelnen Rettungsgeschichten zeigt im Detail, wie die „Gerechten“ in ihrem Einsatz zum Schutz verfolgter Jüdinnen und Juden täglich gefordert waren. Während sie versuchten, persönlich mit der hochkomplexen Kriegsrealität umzugehen, erforderte die lebensgefährliche Entscheidung, Jüdinnen und Juden aktiv zu helfen, unzählige weitere Einzelentscheidungen, die tagtäglich gefällt werden mussten, um die Rettungsarbeit fortzuführen. Tag für Tag standen die „Gerechten“ vor der Entscheidung, den Verfolgten weiterhin zu helfen, oder sie im Stich zu lassen.
Auswirkungen individueller Entscheidungen auf den Verlauf der Geschichte verstehen:
Das Handeln der „Gerechten“ sollte nicht das Bild von moralisch überlegenen Held*innen hervorrufen. Vielmehr soll gezeigt werden, dass die „Gerechten“ gewöhnliche Menschen waren, die aus allen Gesellschaftsschichten stammten; sie waren Kanalisationsarbeiter, Kindermädchen, Büroangestellte usw. Dennoch hatten ihre Entscheidungen einen großen Einfluss auf den Verlauf der Ereignisse. Die Geschichte sollte als Ergebnis verschiedener menschlicher Entscheidungen, Handlungen und Unterlassungen betrachtet werden. Diese Botschaft findet sich in komprimierter Form auch auf der Medaille, die die „Gerechten unter den Völkern“ als Auszeichnung erhalten. Auf jeder Medaille ist das Zitat aus dem Talmud eingraviert: „Wer ein einziges Leben rettet, rettet eine ganze Welt“.
Über die Bedeutung der Handlungen und Entscheidungen der „Gerechten“ reflektieren:
Angesichts des beispiellosen Zusammenbruchs des kollektiven wie individuellen moralischen Bewusstseins stechen die Handlungen und Entscheidungen der „Gerechten“ besonders heraus. Sie zeigen, dass es letztlich die Wahl einer/eines jeden Einzelnen war, sich dem Verfall der universellen Moral hinzugeben oder dagegen aufzubegehren, selbst unter Einsatz des eigenen Lebens. Das bedeutet überdies, dass der Aspekt der eigenen Wahl selbst von einem totalitären System nicht ausgelöscht werden kann, und Individuen selbst auch unter diesen Umständen noch für ihr eigenes Handeln die Verantwortung tragen.
Ziele:
Schülerinnen und Schüler werden:
o einen Einblick in die gesellschaftlichen Bedingungen gewinnen, die in den einzelnen Ländern vor dem Krieg herrschten. Sie untersuchen, wie sich die Einstellungen und Denkmuster der Vorkriegszeit auf die Entscheidungen der Retter*innen und Geretteten während der Zeit der nationalsozialistischen Verfolgung auswirkten.
o den spezifischen Kontext der einzelnen Geschichten nutzen, um zu verstehen, dass die Umstände der Rettung (Motivation, Risiko, Verhältnis zwischen jüdischer und nicht-jüdischer Bevölkerung) von Land zu Land unterschiedlich waren.
o Entscheidungsprozesse im Kontext von Krieg, Besatzung, Verfolgung und Völkermord untersuchen, um zu verstehen, dass die Entscheidungen von Einzelpersonen einen starken Einfluss auf die Ereignisse im Verlauf der Geschichte hatten (und haben).
o die Bedeutung der Anerkennung und des Gedenkens verstehen, die durch das Programm „Gerechte unter den Völkern“ von Yad Vashem zum Ausdruck gebracht werden.
o Die Geschichte nicht nur als eine Kette von Ereignissen, sondern auch als eine menschliche Geschichte betrachten.
Inhalt:
Vier Präsentationen über Rettungsgeschichten aus Deutschland, den Niederlanden und Polen:
- Liebe und Verrat: Die Geschichte von Edith Mayer und Heinrich Heinen (Deutschland)
- Rettung in der Kanalisation: Die Geschichte von Leopold Socha (Polen)
- Das Kindermädchen, das ihr Versprechen hielt: Die Geschichte von Gertruda Babilinska (Polen)
- „Es ist eine Entscheidung, Menschen in Not zu helfen“: Die Geschichte von Miep Gies (Niederlande)
Erforderliche Ausstattung:
Arbeitsmaterial:
4 Computer/Tablets
Beamer oder ausgedrucktes historisches Foto
Ausgedruckte Arbeitsaufträge
20 Blatt farbiges Papier (je 4 Blätter in 5 verschiedenen Farben)
Plakatpapier oder Tafel
Klebeband
Stifte und Marker
Räumlichkeiten: Vier Arbeitsstationen und fünf an der Wand hängende Plakatpapiere
Zeitlicher Umfang: ca. 90 Minuten
Vorbereitung:
o Bereiten Sie einen Beamer für die Präsentation des historischen Fotos vor. Alternativ können Sie auch Kopien des Fotos für alle Schüler*innen ausdrucken.
o Bereiten Sie die Computer/Tablets für jede der Arbeitsgruppen vor. Auf jedem Computer sollte eine der Geschichten geöffnet werden, damit alle vier Geschichten vertreten sind.
o Bereiten Sie die vier Arbeitsstationen mit je einem Computer/Tablet, einem Arbeitsblatt, fünf verschiedenfarbigen Blättern mit den Nummern 1-5, Klebeband, Stiften und Markern vor.
o Bereiten Sie fünf Plakate vor: Beschriften Sie jedes Plakat mit einer der fünf Fragen und befestigen Sie die Plakate im Klassenzimmer nebeneinander an einer Wand (Beispiel).
Methodenbeschreibung:
Gruppendiskussion im Plenum, Kleingruppenarbeit, Analyse von Primär- und Sekundärquellen, Interpretation von mündlicher Geschichte (Zeitzeugen-Aussagen), Vergleich von persönlichen Geschichten und Kontexten, Kontextualisierung von historischen Ereignissen, Erzählung von historischen Ereignissen unter bestimmten Aspekten, Präsentation vor Publikum.
Ablauf im Klassenzimmer
Ablauf im Klassenzimmer1. Einführung
Moderierte Diskussion im Plenum (15 Minuten):
Eröffnen Sie die Einheit mit einer moderierten Diskussion über die Bedeutung individuellen Verhaltens. Bitten Sie die Schülerinnen und Schüler, das folgende Foto genau zu betrachten.
Verschaffen Sie den Schüler*innen zunächst einen Überblick über den historischen Hintergrund des Fotos. Moderieren Sie danach eine Diskussion entlang einiger Leitfragen (siehe unten im blauen Kasten).
Historische Hintergrundinformationen zu dem Foto:
Das Foto zeigt das Textilgeschäft L. Hertz & Sohn im württembergischen Heilbronn am 1. April 1933, dem Tag des öffentlichen Boykotts jüdischer Geschäfte. Vor dem Geschäft haben sich zwei uniformierte SA-Männer mit einem Transparent mit der Parole „Die Juden sind unser Unglück“ positioniert. Das Tor an der Ladentür wurde vom Ladenbesitzer offenbar nur halb hochgezogen, was auf die Verwirrung bzw. die Überforderung des jüdischen Ladenbesitzers im Umgang mit dem Boykott hinweisen könnte. Interessant ist, dass die Passanten sehr unterschiedlich auf die Situation reagieren. In dem Moment, in dem das Foto gemacht wurde, verlässt gerade eine Frau das Ladengeschäft. Sie scheint sich dem Boykottaufruf zu widersetzen. Eine Mutter versucht, ihr Kind weiter zu ziehen. Andere Passanten bleiben stehen. Sie nehmen Blickkontakt mit dem Fotografen auf und warten ab, was passiert. Einige sind neugierig, andere lachen.
Im Allgemeinen wurde der Boykott von der deutschen Zivilgesellschaft mit unterschiedlichen Reaktionen aufgenommen. Einige Deutsche unterstützten den Boykott gerne, während viele andere solchen Aktionen skeptisch gegenüberstanden und sich weigerten, sie zu unterstützen. Oft schlicht und ergreifend deshalb, weil sie sich von dem Regime, das erst seit zwei Monaten an der Macht war, nicht ihre Einkaufsgewohnheiten diktieren lassen wollten. Auch wenn der Boykott aus Sicht des NS-Regimes also kein voller Erfolg war, stellte er doch den ersten offiziell organisierten antisemitischen Angriff auf die Jüdinnen und Juden in Nazi-Deutschland dar. Für die deutsche Zivilgesellschaft kann dies als eine frühe Prüfung der persönlichen Zivilcourage gesehen werden: Jede*r Einzelne stand vor der Notwendigkeit, eine persönliche Entscheidung zu treffen.
Hinweis:
Die Diskussion sollte das Bewusstsein für die Vielfalt menschlicher Reaktionen auf einschneidende gesellschaftspolitische Ereignisse schärfen – in diesem Fall geht es um den ersten öffentlich organisierten Angriff auf die jüdischen Bürger*innen im Deutschen Reich. Bei der Beschreibung der verschiedenen Reaktionsweisen der Personen auf dem Foto ist es wichtig, nicht von dem, was auf dem Foto zu sehen ist, auf mögliche innere moralische Einstellungen der Abgebildeten zu schließen. Das pädagogische Ziel besteht nicht darin, die Moral der abgebildeten Personen zu beurteilen, sondern die Schülerinnen und Schüler für die Offenheit einer gegebenen Situation zu sensibilisieren. Die rückblickende Betrachtung historischer Ereignisse führt oft zu der Annahme, dass „es so hatte geschehen müssen“. Mögliche alternative Verhaltensweisen werden erst gar nicht in Betracht gezogen, da sie sich im Verlauf des Ereignisses nicht manifestiert haben. Ziel der Diskussion ist es deshalb, historische Ereignisse als Scheidewege und die potenziellen Entscheidungen der beteiligten Akteur*innen als mögliche Wendepunkte zu überdenken.
Vorschläge für Diskussionsfragen:
1. Was sind die wichtigen Details in der Szene, die auf dem Foto festgehalten ist?
2. Welche Aktionen/Reaktionen der abgebildeten Personen sind zu erkennen?
3. Welche alternativen Aktionen/Reaktionen, die hier nicht zu sehen sind, haltet ihr für möglich?
2. Studium der Geschichten
Ablauf im Klassenzimmer:
Teil 1 (30-45 Minuten):
Arbeit in Kleingruppen
Teilen Sie die Klasse in vier Gruppen ein. Weisen Sie jede Gruppe einer der vorbereiteten Arbeitsstationen zu.
An jeder Arbeitsstation wird mit einer Präsentation über eine*n „Gerechte*n unter den Völkern“ gearbeitet. Es wird empfohlen, vor Beginn der Gruppenarbeit die Gruppenaufträge laut der Klasse vorzulesen. Die Arbeitsgruppen werden dann gebeten, sich mit ihrer jeweiligen Geschichte auseinanderzusetzen und anschließend die Fragen 1-5 auf den farbigen Blättern zu beantworten.
Am Ende dieser Arbeitsphase bringt jede Gruppe ihre Blätter mit den Antworten auf den Plakaten an, die mit den Fragen 1-5 überschrieben sind (Beispiel).
Fragen:
- Was hast du über die Beziehung zwischen den Retter*innen und Geretteten vor dem Krieg gelernt? Kannten sie sich gegenseitig? Wenn ja, in welcher Beziehung standen sie zueinander?
- Beschreibe, wie die Entscheidung, den Jüdinnen und Juden zu helfen, das Alltagsleben der Retter*innen beeinflusst hat.
- Warum haben die Retter*innen sich dazu entschieden, den Jüdinnen und Juden zu helfen? Kennen wir immer den Grund?
- Beschreibe, was es für die Jüdinnen und Juden bedeutete, Hilfe zu bekommen: Wie sah ihr Leben während der Verfolgung aus?
- Was geschah mit den geretteten Jüdinnen und Juden und ihren Retter*innen nach dem Krieg? Beziehe dich auch auf die Anerkennung als Gerechte*r unter den Völkern durch Yad Vashem.
Arbeitsblatt mit Fragen ausdrucken
Teil 2 (15 Minuten):
Moderierte Diskussion im Plenum, Auswertung
Die Lehrkraft lädt die Schülerinnen und Schüler nun ein, die verschiedenen Plakate zu betrachten. Nachdem die Schüler*innen die Ergebnisse ihrer Arbeit angeschaut haben, moderiert die Lehrkraft eine Diskussion in der Klasse. Das Ziel der Diskussion ist es:
- den Schülerinnen und Schülern die Hauptaspekte jeder Geschichte vorzustellen (was als Anregung dienen mag, sich auch mit den anderen Geschichten zu beschäftigen)
- auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Geschichten hinzuweisen, Missverständnisse zu korrigieren und wichtige historische Informationen hinzuzufügen
- sicherzustellen, dass die Fragen auf eine Weise beantwortet werden, die zum Nachdenken über menschliches Verhalten, universelle Werte usw. anregt
3. Abschließende Aktivität
Ablauf im Klassenzimmer:
Arbeit in Kleingruppen oder Einzelarbeit
Zur Vorbereitung werden fünf Aussagen (siehe unten) groß ausgedruckt und auf einem Plakat im Raum aufgehängt. Jede*r Schüler*in benötigt ein Blatt Papier und farbige Marker, Stifte, etc. Optional können die Schüler*innen auch einen Computer benutzen.
Die Schüler*innen arbeiten selbstständig oder in Kleingruppen. Die Lehrkraft steht jederzeit für Fragen und Unterstützung zur Verfügung.
Die Schüler*innen diskutieren über eine der fünf Aussagen, die bestimmte, oft universelle Eigenschaften der „Gerechten unter den Völkern“ hervorheben. Die Schüler*innen werden aufgefordert, einen Anstecker (Button) zu entwerfen, der die Botschaft widerspiegelt, die sie aus der Aussage oder allgemein aus der gesamten Lernerfahrung gezogen haben. Mögliche Themen sind: Mut, Verantwortung, Solidarität, Empathie, Tatkraft usw. Die Aktivität ermöglicht es den Schüler*innen, über mögliche Botschaften nachzudenken, die sich aus den Handlungen der „Gerechten“ ableiten lassen.
Nach Beendigung dieser Aktivität hängen die Schüler*innen ihren Anstecker neben der Aussage auf, an der sie gearbeitet haben. Abschließend führt die Lehrkraft eine Diskussion in der Klasse durch, in der die Schüler*innen die Arbeiten ihrer Mitschüler*innen betrachten und diskutieren.
Zitate
1. „Damals herrschte überall Finsternis [...]. Der Mörder mordete, die Juden starben, und die Welt machte mit oder tat so, als wäre es den Menschen gleichgültig. Nur wenige hatten den Mut einzugreifen. Erinnern wir uns daran, dass das, was das Opfer am meisten schmerzt, nicht die Grausamkeit des Unterdrückers ist, sondern das Schweigen der unbeteiligten Zuschauer.“
Der Holocaust-Überlebende, Autor, Philosoph und Humanist Elie Wiesel schrieb in seinem Buch „Between Memory and Hope“ über die Menschen, welche entschieden, den Jüdinnen und Juden zu helfen.
2. „Ich glaube es ist wirklich Lorenzo zu verdanken, dass ich heute am Leben bin – nicht nur wegen seiner materiellen Hilfe, sondern wegen seiner Präsenz, welche mich konstant daran erinnerte [...] ausserhalb unserer Welt befindet sich noch immer eine gerechte Welt, Sachen und Menschen welche noch immer rein und intakt sind […] welche es wert sind zu überleben.“
Der Holocaust-Überlebende, Partisan, Chemiker und Schriftsteller Primo Levy beschreibt seinen Retter Lorenzo Perrone in „Ist das ein Mensch?“
3. „Ich habe die Befürchtung, dass die Leute, die mich für einen besonderen Menschen halten, daran zweifeln könnten, dass sie das tun würden, was ich damals getan habe. Nicht viele Menschen halten sich für sehr mutig. Daher würden sie es unterlassen, Menschen in Gefahr zu helfen. Deshalb möchte ich allen sagen, dass ich eine ganz gewöhnliche und vorsichtige Frau bin und sicherlich kein Genie oder Draufgängerin [...]. Es war notwendig, und deshalb habe ich geholfen. Menschen in Gefahr zu helfen ist keine Frage des Mutes, sondern eine Entscheidung, die jeder Mensch in seinem Leben treffen muss, um zwischen Gut und Böse zu unterscheiden.“
Miep Gies, eine der Niederländer*innen, die Anne Frank, ihrer Familie und vier weiteren niederländischen Jüdinnen und Juden halfen, sich vor den Nazis zu verstecken.
4. „Diese Menschen sind hierher gekommen, um Hilfe und Schutz zu suchen. Ich bin ihr Hirte. Ein Hirte verlässt seine Herde nicht [...]. Ich weiß nicht, was ein Jude ist. Ich kenne nur Menschen.“
Der französische Pfarrer André Trocmé, als er im Sommer 1942 von französischen Polizisten aufgefordert wurde, das Versteck der jüdischen Flüchtlinge zu verraten.
5. „Ich verstehe ihre Frage nicht: Natürlich ist es eine Pflicht, das Leben eines kleinen unschuldigen Kindes zu retten.“
Jeanne Roger (Frankreich), als sie gefragt wurde, warum sie ein jüdisches Kind bei sich zu Hause versteckte.