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Yad Vashem ist an Samstagen und jüdischen Feiertagen geschlossen.
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Das hier vorliegende pädagogische Material für Schüler*innen der Sekundarstufe II widmet sich der Geschichte von Miep Gies, die Anne Frank und ihrer Familie während der deutschen Besatzung der Niederlande in Amsterdam geholfen hat.
Miep Gies kam gebürtig aus Wien. Da sie jedoch als Kind während des Ersten Weltkrieges unter Mangelerscheinungen und gesundheitlichen Problemen litt, vertrauten ihre Eltern sie einer holländischen Familie an, die sie in den Niederlanden pflegten. Dort bliebt sie auch und fand als junge Frau eine Anstellung im Büro der Fabrik von Anne Franks Vater, Otto Frank, in Amsterdam.
Otto Frank und seine Frau Edith stammten aus Frankfurt, hatten aber mit ihren beiden Töchtern Margot und Anne Deutschland in Richtung der Niederlande verlassen, als es für Jüdinnen und Juden in Deutschland zu gefährlich geworden war. Otto Frank war damals davon überzeugt, dass die jüdische Familie in den Niederlanden sicher sei. Als die Deutschen im Mai 1940 dann jedoch in die Niederlande einmarschierten, wurde auch dort das Leben der jüdischen Bevölkerung durch die antijüdischen Maßnahmen stark eingeschränkt und es wurde nun auch hier immer gefährlicher.
Otto Frank verstand, dass er, um seine Familie zu schützen, für sie und sich selbst ein Versteck finden musste. Am 6. Juli 1942 bestiegen die Franks dann gemeinsam mit einem befreundeten Ehepaar den Dachboden in dem Bürogebäude von Otto Franks Firma, wo er ein Versteck vorbereitet hatte. Miep Gies sollte ihnen in der nächsten Zeit dabei helfen, sich hier versteckt zu halten. Gemeinsam mit einem kleinen Kreis anderer Personen riskierte sie ihr Leben, um Nahrungsmittel, Gebrauchsgüter und Nachrichten in die geheime Unterkunft zu schmuggeln. Das Schicksal der Versteckten hing von dieser kleinen Gruppe ab, deren Mitglieder neben den notwendigen täglichen Gütern auch unverzichtbare Ablenkung ins Versteck brachten. Jahre später erzählte Miep: „Sie (die Franks) waren machtlos. Sie wussten nicht, wohin sie hätten gehen können. Wir taten, was wir als Menschen tun mussten: wir halfen anderen in der Not.“
Eines Tages im August 1944 wurde das Versteck jedoch verraten. Die Franks und alle anderen im Versteck wurden verhaftet und verschleppt. Miep konnte sich einer Verhaftung nur dadurch entziehen, dass sie den vollziehenden Offizier überredete sie zu verschonen. Trotz allem ließ Miep die Franks nicht im Stich. Sie begann so viel Geld zu sammeln, wie sie konnte, und ging mit dieser Summe zur Polizeiwache. Dort versuchte sie Otto Frank und seine Familie aus der Haft zu befreien, jedoch erfolglos.
Anne Franks heute so bekanntes Tagebuch entstand in der Zeit des Verstecks. Sie schrieb auf, wie sie als junges Mädchen die Zeit in dem Versteck erlebte. Was die Zeit, in der sie in einem Raum eingesperrt war und in ständiger Angst leben musste, mit ihr machte. Als Miep nach der Verhaftung das Versteckt aufsuchte, fand sie Annes Tagebuch, nahm es an sich und versteckte es. Sie wollte es so lange verwahren, bis Anne zurückkommen würde. Von der Familie Frank konnte jedoch nur Otto überleben, nach dem Krieg übergab Miep Annes Tagebuch an ihn.
Kurze Zeit nach der Befreiung fertigte Otto Frank aus den Tagebucheintragungen seiner Tochter ein Manuskript an, das erstmals im Jahr 1947 in den Niederlanden mit dem Titel „Het Achterhuis“ (Das Hinterhaus), veröffentlicht wurde. Später wurde ihr Tagebuch unter dem Titel „Anne Frank: das Tagebuch eines jungen Mädchens“ weltweit millionenfach verkauft.
Im Jahr 1987, vierzig Jahre nach der Veröffentlichung von „Het Achterhuis“, entschloss sich Miep Gies, mit der Hilfe der amerikanischen Autorin und Journalistin Alison Leslie Gold ihre eigenen Memoiren unter dem Titel: „Herinneringen aan Anne Frank. Het verhaal van Miep Gies, de steun en toeverlaat van de familie Frank in het Achterhuis“ (Meine Zeit mit Anne Frank: Der Bericht jener Frau, die Anne Frank und ihre Familie in ihrem Versteck versorgte, sie lange Zeit vor der Deportation bewahrte – und doch nicht retten konnte) aufzuschreiben und zu veröffentlichen.
Das Buch von Miep Gies kann als Ergänzung zu Anne Franks Tagebuch gesehen werden. Anne hatte erst im Versteck begonnen zu schreiben und ihren letzten Eintrag drei Tage vor der Verhaftung der Familie verfasst. Miep beschreibt in ihren Memoiren bereits die Zeit, bevor die Familie in das Versteck umziehen musste, sowie deren Schicksal über die Zeit im Versteck hinaus. Außerdem gab ihr die retrospektive Betrachtung fast 50 Jahre nach den Ereignissen die Möglichkeit, das Geschehene in einen größeren Zusammenhang zu stellen und den Leser*innen einen Überblick zu geben. Dies konnte Anne aus dem Versteck und in ihrer zeitgenössischen Perspektive nicht leisten. Miep erzählt außerdem über den bewegenden Moment, als sie im Sommer 1945 Annes Tagebuch an Otto Frank mit den Worten „dies ist das Vermächtnis deiner Tochter“, weitergab und auch über die Ereignisse, die nun folgten.
Miep Gies und Anne Frank schreiben über die selben Ereignisse aus ihrer jeweils spezifischen Perspektive. Die Geschichte von Miep Gies bietet einen Einblick in die Welt einer Retterin, die Jüdinnen und Juden während der Shoah Hilfe zukommen ließ. Sie liefert damit nicht nur einen wichtigen Überblick über die historischen und familienbiographischen Ereignisse während des Nationalsozialismus, sondern zeichnet darüber hinaus ein detailreiches Bild mit Aspekten ihres Alltags, den Dilemmata, mit denen sie als Helferin konfrontiert war und den großen Risiken, die mit ihrem Handeln verbunden waren. Über ihre Memoiren ermöglicht sie es uns, einem direkten Zugang zur Rolle der Gerechten unter den Völkern während der Shoah zu erhalten.
Mit Miep Gies ist am 11. Januar 2010 die letzte Überlebende der kleinen Gruppe von Helfer*innen, die Anne Frank und ihr Familie versucht hatte zu retten, im Alter von 100 Jahren verstorben.
Die hier entwickelte und umgesetzte Methode basiert auf dem Buch von Miep Gies:
Meine Zeit mit Anne Frank: Der Bericht jener Frau, die Anne Frank und ihre Familie in ihrem Versteck versorgte, sie lange Zeit vor der Deportation bewahrte – und doch nicht retten konnte. Deutsche Ausgabe, Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main, 2009.
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