Sonntag bis Donnerstag: 9.00-17.00 Uhr Freitags und an den Abenden vor einem Feiertag: 9.00-14.00 Uhr
Yad Vashem ist an Samstagen und jüdischen Feiertagen geschlossen.
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Israels nationale Gedenkstätte Yad Vashem wurde im Jahr 1953 aufgrund eines Beschlusses der israelischen Knesset gegründet und beherbergt neben einem Museum auch ein Archiv, ein internationales Forschungsinstitut und eine pädagogische Abteilung, die International School for Holocaust Studies. Die autonome, jüdische Institution übernahm zunächst eine zentrale Funktion, die von den Opfern der Shoah bereits während ihres Überlebenskampfes angelegt wurde: das Ausgraben, Rekonstruieren und Sammeln der Stimmen der Ermordeten und der überlebenden Opfer. Damit sollte auch sichergestellt werden, dass die Geschichtsschreibung über die Shoah sowie deren Deutung nicht ausschließlich in der Hand der ehemaligen Täter bzw. ihrer Nachfahren liege. Heute spiegelt Yad Vashem wie kein anderer Ort die verschiedenen Schichten kollektiver israelischer Erinnerungkultur wider und stellt ein zentrales Organ in der Entwicklung und Ausdifferenzierung dieser Kultur dar. Bereits der Name Yad Vashem (deutsch: ein Denkmal und ein Name), der sich von einem Vers aus dem Buch Yesaja ableitet (Yesaja 56,5), verweist auf ein grundlegendes Element kollektiver israelischer Gedenkarbeit, nämlich das Sammeln und Rekonstruieren der Namen und persönlichen Kerndaten eines jeden einzelnen Opfers der Shoah.
Dabei kommt der Sammlung dieser Daten in Form von Gedenkblättern mehr Bedeutung zu als das bloße Registrieren und Archivieren der Namen der Opfer. Sie stellt den Versuch dar, die anonym Ermordeten vor der zusätzlichen Auslöschung aus dem Gedächtnis der Menschheit zu bewahren und zugleich den Hinterbliebenen und Nachgeborenen die Möglichkeit zu bieten, einen Beitrag zu einer Gedenkkultur zu leisten, in der geborgen werde, was dem Vernichtungsanspruch der Nazis zum Opfer fallen sollte: menschliche Gesichter, hinter denen jeweils eine persönliche Geschichte steht. Die Datenbank mit den Namen der Opfer ist auf der Homepage von Yad Vashem abrufbar.
In Yad Vashem wird der Identität der Opfer ein deutlich höherer Stellenwert beigemessen als den Tätern oder den gesellschaftspolitischen Strukturen, die Täterschaft ermöglichten und förderten. Um diese Identität der Opfer zugänglich zu machen, wird in der International School for Holocaust Studies die Geschichte des Holocaust immer auch als individuelle und vor allem authentische Geschichte von Menschen erzählt, deren Lebenslauf gleichzeitig in einen historischen Gesamtkontext eingebettet wird. Die Erzählung umfasst daher auch die Zeit vor und nach der Shoah, sodass das Opfer innerhalb seines eigenen Lebensentwurfs als eigenständige, sozialisierte und selbstbestimmte Person wahrnehmbar wird. Die Lernenden realisieren, dass ab dem Einsetzen der Verfolgung die Opfer parallel zu ihrem physischen Überlebenskampf gezwungen waren, den Kampf um die Aufrechterhaltung ihrer Identität zu führen. Das Festhalten etwa an persönlichen Neigungen oder Abneigungen, an akademischem, künstlerischem oder politischem Interesse, an Glaube, Lebensart und Moralvorstellungen war ihnen daher elementare Notwendigkeit.
Um zu vermeiden, dass das Bild der Lernenden über das europäische Judentum durch Fremdwahrnehmungen und Stereotype geprägt wird, wird zur Darstellung der heterogenen jüdischen Identitäten auf authentisches, jüdisches Quellenmaterial zurückgegriffen. Die Personalisierung von Geschichte und der Einsatz von Quellen, aus denen eigenständige Individuen sprechen, unterstützt die Lernenden beim Aufbau einer kognitiv-empathischen Lernhaltung. In klarer Abgrenzung zur emotionalen Empathie, die auf Identifikation oder Mitleiden mit den Opfern hinausläuft, strebt der pädagogische Ansatz von Yad Vashem die Entwicklung einer kognitiven Empathie an, die den Lernenden das Fühlen und Denken der historischen Protagonisten erkennen lassen soll, um ihnen einen bewussten und möglichst auch die eigene Perspektive reflektierenden Zugang zu eröffnen.
Dieser Ansatz erscheint allerdings problematisch, wenn der Fokus auf Täterinnen und Täter, Profiteure oder Zuschauer gelenkt wird. Ist es pädagogisch wünschenswert, diesen Personengruppen gegenüber eine empathische Lernhaltung einzuüben, wie es beispielsweise der niederländische Erziehungswissenschaftler Ido Abram fordert? Diese Frage verdichtet sich zum methodischen Problem, wenn Grenzfälle und Grauzonen menschlichen Verhaltens die Konturen der Kategorien Täter, Opfer und Zuschauer, die spätestens seit der Studie von Raul Hilbergs zum Inventar der Holocaustforschung gehören, diffus erscheinen lassen. Häufig sind die Handlungen bzw. Unterlassungen von Menschen nicht das Ergebnis konsistenter Entscheidungsprozesse. Sie laufen weder immer nach dem Prinzip der Konsequenz noch nach dem der Kausalität ab, sondern sind auch von emotionalen und physiologischen Umständen sowie von ganz banalen Zufällen abhängig. Jede menschliche Entscheidung muss daher, um ausgewogen beurteilt werden zu können, vor dem Hintergrund ihres jeweiligen Handlungskontextes betrachtet und in Relation zu anderen möglichen Entscheidungen innerhalb dieses Kontextes gesetzt werden. Auch die Angehörigen der nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ trafen innerhalb eines vergleichbaren Handlungskontextes unterschiedliche Entscheidungen: Sie verhielten sich als Täter, passive Zuschauer, Mitläufer, Profiteure, Denunzianten, Helfer oder Retter, und es war ihnen prinzipiell möglich, zwischen diesen Rollen zu wechseln oder sogar mehrere Rollen gleichzeitig einzunehmen. Grundsätzlich von dieser Gruppe zu unterscheiden sind indes die von der „Volksgemeinschaft“ Ausgegrenzten, da ihr Handlungsspielraum so drastisch und willkürlich eingeschränkt wurde, dass ihre Entscheidungen im Grunde in unlösbaren Dilemmasituationen getroffen werden mussten. Lawrence L. Langer spricht in diesem Zusammenhang von „choiceless choices“.
Lenkt man den Fokus der Betrachtung auf die Entscheidungen, Handlungen oder Unterlassungen anstatt auf die Person selbst, so können diese mit den Entscheidungen, Handlungen oder Unterlassungen jener verglichen und beurteilt werden, die in einem vergleichbaren Handlungskontext standen. Damit wird den Lernenden ermöglicht, das Verhalten von Menschen in hochkomplexen historischen Konstellationen kognitiv-empathisch zu beurteilen, anstatt zu verurteilen oder zu kategorisieren, was einem Lernerfolg im Wege stünde.
Gerade das Programm der „Gerechten unter den Völkern“, das in Yad Vashem im Jahr 1962 ins Leben gerufen wurde, erschließt einen methodischen Zugang zum Thema Täterschaft. Es dient der Ehrung jener nicht-jüdischen Menschen, die während der nationalsozialistischen Verfolgung die persönliche Entscheidung trafen, Jüdinnen und Juden zu helfen bzw. sie zu retten. Oft riskierten sie dabei ihr Leben oder das ihrer Familie. Hier stellt sich die zentrale Frage, wie Personen, die innerhalb des gleichen Handlungskontextes stehen, unterschiedliche Enscheidungen treffen und Handlungsoptionen dort sehen, wo andere sich darauf berufen, „keine Wahl gehabt zu haben“. Diesem Programm wohnt eine pädagogische Stoßkraft inne, die seine Begründer Anfang der 1960er Jahre wohl kaum erfassten: Zum einen wird sichtbar, dass sich trotz des vollständigen Kollapses des moralischen Grundsystems einer Gesellschaft einzelne Menschen dazu entschieden, den Verfolgten zu helfen, anstatt aus ihrer Zugehörigkeit zur „Volksgemeinschaft“ Vorteile zu ziehen. Zum anderen weist der Umstand, dass einige wenige Menschen sich der Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten widersetzten, auf die weitaus unangenehmere Tatsache hin, dass selbst innerhalb einer diktatorischen Gewaltherrschaft Handlungsoptionen bestehen, die aber vom Großteil der Bevölkerung nicht genutzt wurden. Dies ermöglicht die Einsicht, dass menschliches Verhalten von der Umgebung, in der das Individuum steht, nicht restlos determiniert wird, sondern dass es das Individuum selbst ist, das innerhalb eines bestimmten Kontextes Entscheidungen trifft.
Das pädagogische Konzept der International School for Holocaust Studies zielt darauf ab, durch historisches Lernen eine Geschichtsauffassung zu vermitteln, die diese Relevanz individueller Haltungen und Entscheidungen herausstellt. Die Lernenden sollen Eigenverantwortlichkeit als Grundprinzip menschlichen Handelns innerhalb des multiperspektivischen Geflechts, das komplexe Gesellschaften kennzeichnet, erkennen und in der Lage sein, ihre Erkenntnisse auf heutige Gesellschaften zu übertragen.
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