Sonntag bis Donnerstag: 9.00-17.00 Uhr Freitags und an den Abenden vor einem Feiertag: 9.00-14.00 Uhr
Yad Vashem ist an Samstagen und jüdischen Feiertagen geschlossen.
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Yad Vashem ist an Samstagen und jüdischen Feiertagen geschlossen.
Das Schicksal, sowie Leben und Alltag der Juden Nordafrikas zur Zeit des Nationalsozialismus schien lange Zeit vergessen und von Historikern und Pädagogen ignoriert. Im öffentlichen Diskurs über die Shoah fehlten all jene Aspekte die die jüdischen Gemeinden Nordafrikas betrafen, Zeugnisse von Überlebenden aus Algerien, Marokko, Tunesien und Libyen fanden kaum Beachtung. Denn im direkten Vergleich zur systematischen Ermordung von Millionen von Juden in Europa erschienen die Geschehnisse in Nordafrika nebensächlich und zu vernachlässigen. Erst in den 90er Jahren entwickelte sich in Israel ein zunehmendes Interesse an den historischen Ereignissen in Nordafrika und den persönlichen und individuellen Lebensgeschichten der Juden aus dieser Region. Mit der Gründung des „Zentrums für Information, Dokumentation und Forschung über die Juden Nordafrikas zur Zeit des Zweiten Weltkriegs“ unter der Schirmherrschaft des BenZvi Institutes in Jerusalem im Jahr 2006, wurden die Erinnerung und das Gedenken an die Juden Nordafrikas erstmals institutionalisiert.
Auch in Yad Vashem erhält das Schicksal der Juden Nordafrikas zunehmend größere Aufmerksamkeit. Obwohl im Vergleich zur Gesamtausstellung nach wie vor wenig Raum einnehmend, berichtet die neue historische Ausstellung der Gedenkstätte Yad Vashems auch über die Juden in den nordafrikanischen Ländern. Im Dezember 2012 fand in Yad Vashem eine internationale Tagung statt, die die dortigen Ereignisse und ihre Bedeutung besonders in den Fokus nahm.
Das Schicksal der Juden Nordafrikas hing jeweils davon ab, in welchem Land sie lebten. Den Juden Algeriens wurde die französische Staatsbürgerschaft 1940 aberkannt und all jene antisemitischen Gesetze erlassen, die auch in Vichy-Frankreich galten. Etwa 2.000 algerische Juden und Jüdinnen wurden in Arbeits- und Konzentrationslager innerhalb Algeriens deportiert. In Marokko aber wurden die antisemitischen Maßnahmen weniger stark durchgesetzt.
Diese Ausgabe unseres Newsletters setzt sich mit dem Schicksal der Juden Tunesiens auseinander. Tunesien war das einzige der drei französisch-nordafrikanischen Länder, das von der deutschen Wehrmacht besetzt wurde. Für knapp sechs Monate hatten Wehrmacht und SS-Einheiten die Kontrolle im Land und bestimmten den Alltag der tunesischen Juden. Bis zum November 1942 kamen die antisemitischen Erlasse des Vichy-Regimes kaum zum Tragen, da französische und muslimische Funktionäre den Juden und Jüdinnen Tunesiens wohlwollend gegenüber standen und diese beschützten. Im Zuge der Besatzung Tunesiens durch die deutsche Wehrmacht im November 1942 wurden zahlreiche Maßnahmen gegen die tunesisch-jüdische Bevölkerung erlassen. Auf Befehl des SS-Offiziers Walther Rauffs, der die Ermordung der Juden Europas in Gaswägen angeleitet hatte, wurden Synagogen geplündert, jüdisches Eigentum beschlagnahmt, sowie Juden auf offener Straße geschlagen und zu Sammelstellen zur Deportation gebracht. Etwa 5.000 Juden und Jüdinnen wurden verhaftet und in etwa 32 Arbeitslager deportiert, um Zwangsarbeit zu verrichten. Hunderte von ihnen starben aufgrund von Hunger, Krankheit, Misshandlung und alliierten Bombenangriffen. Im Mai 1943 wurde Tunesien schließlich von den Alliierten befreit und die Juden vor der drohenden Vernichtung gerettet. Die historische Forschung ist sich mittlerweile sicher, dass den Juden Nordafrikas das gleiche Schicksal gedroht hätte, wie jenen in Europa.
In diesem Newsletter berichtet Avraham Hatal, der als 15jähriger den Einmarsch der Deutschen in Tunesien erlebte, von seinen Erinnerungen an seine Jugend in Tunesien. Die Auswirkungen des Krieges, die zunehmende Bedrohung durch die Besatzung und die Schwierigkeiten, unter diesen Bedingungen das Überleben der Familie zu organisieren, werden von ihm anschaulich geschildert. Hatal hat als Bibliothekar des Ben-Zvi Institutes in Jerusalem dessen umfangreiche Sammlung von judeo-arabischen Schriften aufgebaut und sich Zeit seines Lebens der Erinnerung an die Juden Nordafrikas gewidmet.
Am Beispiel der Unterrichtseinheit „Was geht mich diese Geschichte an? Den Holocaust im 21. Jahrhundert unterrichten“, die von der International School for Holocaust Studies entwickelt wurde, stellt Anna Stocker das Leben von Albert Memmi vor, der ebenfalls in Tunesien geboren und nach dem Krieg nach Frankreich ausgewandert ist. Memmi verarbeitete seine Erlebnisse in dem autobiographischen Roman „Die Salzsäule“, der dem Material in der Unterrichtseinheit zugrunde liegt und von den Schülerinnen und Schülern als Ausgangspunkt zur Auseinandersetzung mit Memmis Biographie und dem Schicksal der Juden in Tunesien verwendet werden soll.
Vertiefend setzt sich Dr. Haim Saadoun, Direktor des Centers zur Dokumentation und Erforschung der Juden Nordafrikas während des Zweiten Weltkrieges am Jerusalemer Ben-Zvi Institute, aus historischer und quellenkritischer Perspektive mit Memmis Roman auseinander. In seinem Aufsatz stellt er den in „Die Salzsäule“ beschriebenen Ereignissen einerseits andere Quellen aus der Zeit der Besatzung gegenüber, um in der Zusammenschau unser Wissen um die historischen Ereignisse zu präzisieren. Andererseits befragt er den Roman selbst nach seinen Quellen und stellt insbesondere Memmis Selbstzeugnisse aus der Zeit als wichtige Grundlage heraus. Auf diese Weise kann Saadouns Text als nützliche Ergänzung für die Arbeit mit dem Lebenszeugnis im Rahmen der von Anna Stocker vorgestellten Unterrichtseinheit dienen.
In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern eine anregende Lektüre. Wie immer freuen wir uns über Anregungen und Feedback.
Ihre,
Deborah Hartmann
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