Sonntag bis Donnerstag: 9.00-17.00 Uhr Freitags und an den Abenden vor einem Feiertag: 9.00-14.00 Uhr
Yad Vashem ist an Samstagen und jüdischen Feiertagen geschlossen.
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Herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe unseres deutschsprachigen E-Newsletters, der sich mit einem kaum bekannten Aspekt der verbrecherischen Nazi-Politik während des Zweiten Weltkrieges befasst, dem Genozid an den Sinti und Roma. Lange Zeit war die im Schatten des Holocaust an den Juden stattfindende Verfolgung, Ausgrenzung, Deportation und Ermordung von Sinti und Roma kaum ein Thema in der internationalen Geschichtswissenschaft und wurde aus der Erinnerung an die NS-Verbrechen weitgehend ausgespart. Bis heute wird darüber diskutiert wie viele Sinti und Roma tatsächlich von den Nazis ermordet wurden. Unbestreitbar aber ist, dass die Nazis gegen sogenannte „Zigeuner“ eine genozidale Politik planten und umsetzen, deren Bestandteil Registrierung, Sterilisierung und die Abschiebung in den Tod waren.
Während aber der Antisemitismus nach dem Krieg in Deutschland nur noch hinter vorgehaltener Hand artikuliert und im öffentlichen Diskurs tabuisiert worden war – oder sich insbesondere in den letzten Jahren im Gewand des Antizionismus gegen die Existenz eines jüdischen Staates wandte – steht der Antiziganismus, die Diskriminierung und Verfolgung von Sinti und Roma, in einer ungebrochenen Tradition. Unverholen fordern Repräsentanten europäischer Staaten den „Zuwanderungsstopp“ von anderen EU-Bürgern in ihre Länder, nur weil es sich um Rumänen handelt und diese für Roma gehalten werden. Politiker rechter und rechtsextremer Parteien führen wie die FPÖ in Österreich oder die CSU in Deutschland populistischen Wahlkampf auf Kosten einer Minderheit, die wie kaum eine andere im 20. Jahrhundert diskriminiert und verfolgt worden ist.
Gerne übernahmen bundesdeutsche und bayrische Behörden in den 50er Jahren Karteien, in denen die Nazis sogenannte „Zigeuner“ hatten registrieren lassen, um sie für die polizeiliche Ermittlung im neuen ‚Rechtsstaat’ einzusetzen. Als sich nach der deutschen Einheit das Land noch in einem nationalen Freudentaumel befand, bedrohten und belagerten hunderte Rostocker Bürger ein Asylbewerberheim, in dem sich neben Vietnamesen auch zahlreiche Roma befanden. Damals erhob kaum ein deutscher Politiker die Stimme gegen den neuen Rassismus. Der einzige politische Repräsentant, der sich vor die Flüchtlinge stellte und öffentlich die Schande von Rostock anprangerte, war ein Überlebender des Holocaust, Ignatz Bubis, Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland. Bubis wusste, wie schmal der Weg zwischen einem rassistisch motivierten Pogrom und einem Antisemitismus ist, der sich nicht mehr nur mit der entwürdigenden Behandlung des ‚Anderen’ begnügt, sondern ihm nach dem Leben trachtet. Dass Europa diese Lektion bis heute nicht gelernt hat und der Antiziganismus und in seinem Schatten auch der Antisemitismus wieder Aufwind erhält, ist Grund genug, um diese Ausgabe unseres Newsletters dem Genozid an den Sinti und Roma zu widmen und die Dimensionen früherer und aktueller Verfolgung sowie pädagogischer Konzepte zu ihrer Thematisierung vorzustellen.
Oft wird die Bedeutung des Mordes an den Sinti und Roma an ihrem Vergleich mit der Shoah gemessen. Dies setzt eine unangemessene Konkurrenz des Leids fort, die auch die von Deutschen und Österreichern lange boykottierten und verzögerten Verhandlungen um Entschädigung bestimmte: die Opfer werden gegeneinander ausgespielt, um die Verantwortung der NS-Nachfolgegesellschaften zu verkleinern. Aber gewaltsam zugeführtes Leiden ist nicht vergleichbar, insbesondere wenn es wie im Fall der europäischen Juden sowie der Sinti und Roma willkürlich und sinnlos und nur auf Grundlage Jahrhunderte alter Vorurteile zugefügt wurde. Der israelische Historiker Yehuda Bauer spricht im hier veröffentlichten Interview über Ähnlichkeiten und Unterschiede beider genozidaler Verbrechen. Die Politologin Mirjam Karoly, mehrere Jahre Beraterin der OSZE in Roma- und Sinti-Fragen und seit Anfang des Jahres neue Leiterin der Kontaktstelle für Roma- und Sinti-Fragen beim OSZE Büro für demokratische Institutionen und Menschenrechte, berichtet über derzeitige antiziganistische Diskurse, sowie über die Lage von Roma und Sinti in Europa heute.
Der Politologe Markus End liefert wichtige Hintergründe zur Kontinuität der Verfolgung von Sinti und Roma und zeichnet ein kritisches Bild von fortgesetzter Diskriminierung. Denn auch die Nachgeschichte des Genozids an den Sinti und Roma war weiterhin von den Dispositiven des Antiziganismus gezeichnet. Silvio Peritore und Frank Reuter vom Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg, verdeutlichen in ihrem Beitrag daher wie wichtig die Berichte von Überlebenden sind, um die Erinnerung an die an Sinti und Roma begangenen Verbrechen auch für die Zukunft zu bewahren und insbesondere einer jüngeren Generation zu vermitteln. In jüngster Zeit wurden dazu auch pädagogische Ansätze und Materialien entwickelt, die Zugänge zu dieser Geschichte schaffen.
Dominik Sauerländer stellt digitale Unterrichtsmaterialien über den Genozid an den Sinti und Roma vor, die auf der Website veröffentlicht wurden und umfassend über den historischen Hintergrund informieren, sowie einen aufgabenbasierten, multiperspektivischen Unterricht ermöglichen. Ulrike Schneider-Müller präsentiert ein Projekt der Villa ten Hompel in Münster, in dessen Rahmen der Geschichtsrucksack „Z steht für Zigeuner - Verfolgung von Sinti und Roma im Nationalsozialismus“ konzipiert wurde, mit dessen Hilfe sich Schülerinnen und Schüler selbständig mit dem Schicksal der Sinti und Roma auseinandersetzen können.
Desweiteren finden Sie such in dieser Ausgabe wieder Berichte über lokale Initiativen sowie Rezensionen von aktuellen Publikationen und Unterrichtsmaterialien.Ganz besonders danken möchten wir für die freundliche Unterstützung dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg bei der Realisierung dieses Newsletters. Weitere Informationen und Hintergründe können Sie dort erfragen: info@sintiundroma.de.
Herzliche Grüße,
Deborah Hartmann
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