Sonntag bis Donnerstag: 9.00-17.00 Uhr Freitags und an den Abenden vor einem Feiertag: 9.00-14.00 Uhr
Yad Vashem ist an Samstagen und jüdischen Feiertagen geschlossen.
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Yad Vashem ist an Samstagen und jüdischen Feiertagen geschlossen.
Dr. Benjamin Städter
Im Januar 2014 besuchte der Holocaustüberlebende Tswi Herschel Deutschland, um Jugendlichen und jungen Erwachsenen vom Schicksal seiner Eltern und der eigenen Suche nach seiner jüdischen Identität zu erzählen. Herschels Eltern Nico und Ammy waren Niederländer, die 1943 zunächst im Amsterdamer Ghetto lebten bevor sie im Juli 1943 in Sobibor umgebracht wurden. Ihr erst wenige Monate alter Sohn Tswi konnte mithilfe einer befreundeten Familie aus dem Ghetto geschmuggelt werden und überlebte bei Pflegeeltern.
Tswi Herschel, der in den achtziger Jahren aus den Niederlanden nach Israel emigrierte, berichtet schon seit einige Jahren über sein Schicksal, u.a. in Washington und Jerusalem. Die Einladung nach Deutschland, die er vom Lehrstuhl Didaktik der Gesellschaftswissenschaften der RWTH Aachen erhielt, war dennoch etwas besonderes, denn zum ersten Mal reiste er nach Deutschland, um dort mit SchülerInnen und Studenten ins Gespräch zu kommen. „Das spannende an diesem Besuch ist, dass so viele verschiedene Menschen von ihm profitieren“, so Professor Christian Kuchler von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, „die Studierenden der RWTH, für die wir in regelmäßigen Abständen auch Fortbildungen in Yad Vashem anbieten, und vor allem die etwa 500 SchülerInnen der besuchten Schulen. Gerade für sie ist solch eine Begegnung mit einem Zeitzeugen von unschätzbarem Wert, da er sie anders als Geschichtsbücher auch auf einer emotionalen Ebene anspricht.“ Ein Schüler der Aachener Maria-Montessori Gesamtschule pflichtete ihm bei und resümierte: „Mit einem Zeitzeugen gelingt es besser, die Dimension der Verbrechen der Nationalsozialisten zu erfassen.“
Für Tswi Herschel bedeutete die Woche in Aachen und Umgebung ein straffes Programm. An jedem Vormittag besuchte er eine andere Schule und lernte so auch verschiedene Schultypen kennen: Neben dem Gymnasium St. Ursula in Dorsten und dem Kaiser-Karls-Gymnasium in Aachen referierte der 71-jährige am Berufskolleg Jülich, der Anita-Lichtenstein-Gesamtschule in Geilenkirchen und der Maria-Montessori Gesamtschule, Aachen. Begleitet wurde er auf der von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ geförderten Reise von seiner Tochter Natali. „Solch ein Besuch ist zweifelsohne geprägt von einer tiefen Emotionalität,“ resümierte Herschel seine Woche in Deutschland, „andererseits möchte ich gern der Jugend und einer neuen Generation, die nichts mit den Verbrechen der Nationalsozialisten zu tun hatte, mit meiner offenen Hand zeigen, dass wir Brücken bauen sollen.“ Dafür hatte er einen ganz besonderen Vortrag vorbereitet. Er erzählte seine Lebensgeschichte mithilfe des Lebenskalenders, den ihm sein Vater kurz vor dessen Tod gezeichnet hatte. Das Erstaunliche beim Vergleich der Wünsche des Vaters für den Sohn und dem realen Lebensweg Tswis sind die Gemeinsamkeiten: So wünschte sich Vater Nico als überzeugter Zionist schon 1943 für seinen Sohn die Möglichkeit der Alija, die er selbst aufgrund der Verfolgung und Vernichtung durch die Nationalsozialisten nicht verwirklichen konnte. Nach einem erfolgreichen Berufsleben als Ingenieur trat Tswi in die Fußstapfen seines zionistischen Vaters und segelte 1986 mit seinem eigenen Segelboot von den Niederlanden bis nach Israel, wo er sich mit seiner Familie niederließ. So konnte Herschel im Anschluss an seinen emotionalen und spannenden Vortrag mit den SchülerInnen nicht nur über eine Geschichte des Verlusts, sondern auch über eine Geschichte der Hoffnung ins Gespräch kommen.
Nach Herschels Besuch kam es in den verschiedenen Schulen zu ganz unterschiedlichen Formen der Nachbereitung, die die einzigartige Zeitzeugenbegegnung auch für die Zukunft nutzbar machten: Die SchülerInnen der Gesamtschule Geilenkirchen gestalteten eine Posterpräsentation, die in der Schule ausgestellt wird. Am Gymnasium St. Ursula in Dorsten vertonte ein Geschichtskurs die von Tswi Herschel in einem Prosastück unter dem Titel „Aufziehende Wolken“ niedergeschriebene Lebensgeschichte seiner Eltern und machte sie somit auch für zukünftige Schülergenerationen zugänglich. Daneben wurde der Vortrag Herschels an der RWTH Aachen auf Video aufgenommen und kann so für die universitäre Lehre genutzt werden. Ganz besonders freute sich Professor Chrisian Kuchler über die Zusammenarbeit von LehramtsstudentInnen und den Schulen aus der Region Aachen: „Das ist eine Kooperation, die wir in Zukunft sicher ausweiten werden. Die Studierenden haben im vergangenen Jahr an einer Exkursion nach Yad Vashem teilgenommen. Nun konnten sie das dort Gelernte und Erlebte ganz praktisch umsetzen, indem sie die SchülerInnengruppen auf den Besuch Herschels fachlich und methodisch vorbereitet und gemeinsam mit ihnen unterschiedliche Projekte durchgeführt haben, die Herschels Besuch in den Schulen lange wach halten werden.“
Über den Besuch Tswi Herschels in Deutschland kam es zudem zu einer breiten Medienberichterstattung. Neben der regionalen Presse im Raum Aachen und Dorsten berichtete der Westdeutsche Rundfunk zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus eingehend über Herschels Vortrag an der Maria-Montessori Gesamtschule in Aachen. Zum gleichen Anlass erschien ein ausführliches Portrait Tswi Herschels im Magazin Idea Spektrum. Auch im Internet wurde sowohl auf den Homepages der besuchten Schulen als auch in sozialen Netzwerken wie Facebook ausführlich über Herschels Schicksal und seinen Besuch in Deutschland berichtet.
Dr. Benjamin Städter ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der RWTH Aachen.
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