Sonntag bis Donnerstag: 9.00-17.00 Uhr Freitags und an den Abenden vor einem Feiertag: 9.00-14.00 Uhr
Yad Vashem ist an Samstagen und jüdischen Feiertagen geschlossen.
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Raphaela Streng
Im folgenden Beitrag wird ein Gespräch, das auf der neunten International Conference on Holocaust Education in Yad Vashem im Juli 2014 geführt und aufgezeichnet wurde, zusammengefasst. Der Dokumentarfilm Shoah von Claude Lanzmann, insbesondere vier Sequenzen hieraus und deren Möglichkeiten der pädagogischen Aufbereitung, waren Hauptgegenstand der Diskussion.
Die ProtagonistInnen dieses Gesprächs waren Ephraim Kaye (verantwortlich für internationale Seminare an der International School for Holocaust Studies) – er moderierte die Diskussion - Annette Insdorf (Professorin am Graduate Film Program der Columbia University), Liat Benhabib (Direktorin des Visual Centers in Yad Vashem) sowie Shulamit Imber (pädagogische Direktorin der ISHS).
Shoah, 1985 nach zehnjähriger Bearbeitungszeit veröffentlicht, stellt einen Meilenstein innerhalb der Filmgeschichte über den Holocaust dar. Entstanden ausschließlich aus Interviews, die der Regisseur Claude Lanzmann geführt hat, lässt er - ohne Archivmaterial zu verwenden - die Zeugen der Shoah, meist an den historischen Orten des Geschehens, selbst zu Wort kommen.
Im Laufe des Gesprächs wurde die Bedeutung des Dokumentarfilms ebenso hervorgehoben wie die Frage danach, wie dieser im Bereich der Lehre und des Unterrichts über den Holocaust verwendet werden kann. Hierfür wurden als Anregung insgesamt vier Filmsequenzen vorgeführt, in denen unterschiedliche Akteure der Shoah zu Wort kommen.
Zur Einführung in den Film wurde die erste Szene mit dem Überlebenden Simon Srebnik gezeigt. Gemeinsam mit Claude Lanzmann kehrte er nach Chelmo zurück, den Ort, an dem Jüdinnen und Juden das erste Mal durch Gas ermordet worden sind. Lanzmann führt die Zuschauer auf diese Weise in den Film Shoah ein, erklärte Annette Insdorf. Mit jener sehr „unangenehmen“ Szene mache es Lanzmann dem Publikum nicht leicht, sich dem Thema der Shoah auszusetzen. Gerade die Einführung von Shoah verdeutlicht, so Liat Benhabib, das Charakteristische an diesem Film: Die Zeugen berichten ein Geschehen, das im Grunde nicht erzählbar ist.
Die zweite Filmsequenz, zeigt den ehemaligen Friseur Abraham Bomba, der im Vernichtungslager Treblinka dazu gezwungen worden war, den Menschen unmittelbar bevor sie vergast wurden, die Haare abzuschneiden. Zum Zeitpunkt des Interviews schneidet Bomba einem Bekannten die Haare und Lanzmann bittet ihn, in einer nicht unumstrittenen Art und Weise, von seinen Erlebnissen zu berichten.
Bereits nach den ersten beiden vorgeführten Szenen wurde deutlich, dass die Einteilung des Films in verschiedene Segmente nach Meinung der Gesprächspartner durchaus ein Vorteil sein kann, um den insgesamt neuneinhalb-stündigen Dokumentarfilm zugänglicher zu machen. Gerade für die jüngere Generation bestehe nun die Möglichkeit mittels digitaler Medien, den Film in kleinen Einheiten, etwa über youtube, zu sehen und sich so mit diesem auseinanderzusetzen. Andererseits ist es in diesem Zusammenhang aber auch weiterhin notwendig, den Gesamtkontext des Films zu verdeutlichen, was gerade auch im edukativen Bereich von Wichtigkeit ist. Annette Insdorf erklärte, dass Shoah im Genre des Dokumentarfilms eine große Wirkung entfaltet habe. Andere Filmemacher hätten sich nach Shoah Gedanken darüber machen müssen, wie künftige Filme über den Holocaust aussehen und gedreht werden sollten.
Die Multidimensionalität dieses Dokumentarfilms zeigt sich, so die ProtagonistInnen der Diskussion, gerade darin, dass Claude Lanzmann die verschiedenen Betroffenen und Akteure des Holocaust vor der Kamera interviewte. Aussagen von Überlebenden, aber auch von Zuschauern, der lokalen Bevölkerung an den Orten der Arbeits- und Vernichtungslager sowie Schilderungen von Tätern und früheren Nationalsozialisten wurden Bestandteile von Shoah.
Die dritte Szene, die während des Gesprächs vorgestellt wurde, ist jene, die den ehemaligen SS-Unterscharführer Franz Suchomol zeigt. Entgegen den Beteuerungen Claude Lanzmanns, er würde Suchomol weder filmen noch dessen Namen nennen, berichtet der ehemalige SS-Offizier vor einer versteckten Kamera, dass im Vernichtungslager Treblinka die „Gaskammern Tag und Nacht in Betrieb“ gewesen seien, er selbst jedoch ursprünglich nicht gewusst habe, dass dort Menschen ermordet werden sollten. Die sogenannten „Umsiedlungsaktionen“ von Jüdinnen und Juden, wie Suchomol sie nennt, hätten „auf höchsten Befehl des Führers“ stattgefunden, womit er im vorgeführten Filmausschnitt versucht, sein Handeln in Treblinka zu rechtfertigen. Diese Szene wurde in der Diskussion intensiv besprochen. Es wurde vor allem der Frage nachgegangen, wie sie im Bereich der Erziehung verwendet werden kann. Kritische Fragen danach, etwa ob es legitim sei, eine Szene in Unterricht und in der Lehre zu zeigen, die sämtliche „film making rules“ gebrochen hat, weil hier eine Person ohne ihr Wissen gefilmt und deren Name ohne Zustimmung des Interviewten genannt wird, wurden erörtert. Shulamit Imber wies dabei auch darauf hin, dass die Tatsache, dass sich Franz Suchomol wie ein unbeteiligter Außenstehender verhält und auch selbst so beschreibt, gut in eine Unterrichtseinheit eingebaut werden könnte. Eindringlich erklärte sie, dass damit ein guter Bezug auch zur aktuellen Lebenswelt der Lernenden hergestellt werden könne, da Suchomol nicht als Monster, sondern als menschliches Wesen, dem verschiedene Handlungsoptionen zur Verfügung gestanden hätten, dargestellt wird. Die Notwendigkeit, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen sei dabei ein zentraler Lerngewinn für Schülerinnen und Schüler. Die letzte Szene, die zum Abschluss des eineinhalbstündigen Gesprächs gezeigt wurde, stellte Lanzmann mit dem Historiker Raul Hilberg dar. Dokumente, sogenannte „Fahrplanordnungen“, werden in dieser Szene analysiert. Hierbei wird offenkundig, dass alleine auf der „Fahrplanordnung 587“ der Tod von 10000 Menschen dokumentiert worden war.
Das vollständige Gespräch finden Sie auf youtube unter folgendem.
Der Film Shoah ist auf DVD im Handel erhältlich. Die Hintergründe seiner Entstehung schildert Claude Lanzmann auch in seiner Biographie „Der patagonische Hase. Erinnerungen“ (Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2010).
Raphaela Streng studiert Erziehungswissenschaften in Augsburg und war im Juli und August als Praktikantin am German Desk der International School for Holocaust Studies, Yad Vashem beschäftigt.
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