Sonntag bis Donnerstag: 9.00-17.00 Uhr Freitags und an den Abenden vor einem Feiertag: 9.00-14.00 Uhr
Yad Vashem ist an Samstagen und jüdischen Feiertagen geschlossen.
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Yad Vashem ist an Samstagen und jüdischen Feiertagen geschlossen.
Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe unseres deutschsprachigen E-Newsletters, der sich dieses Mal mit der Bedeutung der Shoah in arabischen und muslimischen Communities - innerhalb und außerhalb Israels - beschäftigt.
Aufgrund der Ereignisse in Frankreich in den letzten Tagen sahen wir uns dazu veranlasst, die Einführung noch einmal umzuschreiben, auch wenn der Zusammenhang womöglich nicht auf Anhieb ersichtlich sein mag. Die Beschäftigung mit dem Holocaust wird auch im deutschsprachigen Raum noch oft auf die unmittelbare Zeit des Nationalsozialismus und somit auf die Jahre 1933 bis 1945 beschränkt. Pädagogisch hat sich jedoch mittlerweile durchgesetzt, diese Zeitspanne zu erweitern und das Leben der Opfer im Vorfeld der Verfolgung und Vernichtung zu betrachten sowie das erste Nachkriegsjahrzehnt in die Beschäftigung miteinzubeziehen.
Antisemitismus wird dabei (wenn überhaupt) nur als Teil der NS-Ideologie thematisiert. Gegenwärtige Ausprägungen von sekundärem oder auf Israel bezogenem Antisemitimus spielen jedoch kaum eine Rolle und werden in keiner Weise mit dem Lerngegenstand Holocaust in Verbindung gebracht, obwohl oder gerade weil ein solcher Bezug oftmals von den lernenden Jugendlichen selbst hergestellt wird. Vielfach haben Pädagogen jedoch das Gefühl, zu wenig über die Ausprägungen des Antisemitismus des 21. Jahrhunderts zu wissen und oft fehlt es an adequaten Bildungsbausteinen, die im Unterricht verwendet werden können. Gleichzeitig scheinen immer mehr Multiplikatoren – durchaus aus verständlichen Gründen – Angst vor der Thematisierung eines solch umfassenden und womöglich bodenlosen Gegenstandes zu haben. Auf der einen Seite wird gefordert, Bezüge zur Lebenswirklichkeit der Jugendlichen herzustellen und aktuelle Facetten des eigenen Alltags in die Beschäftigung mit dem Holocaust einzubringen, auf der anderen Seite wird das immer wiederkehrende und aktuelle Thema Antisemitismus bewusst oder unbewusst ausgeblendet.
Es erscheint uns daher mehr als nur angebracht gegenwärtige Ausprägungen eines in Europa und anderswo in Erscheinung tretenden Antisemitismus mit anderen Aspekten des Geschichts-, Politik- und Deutschunterrichts zu verknüpfen. Das zeigen die Anschläge der vergangenen Tage mehr als deutlich. Der islamistische Anschlag in einem kosheren Supermarkt in Paris hatte bewusst zum Ziel, Juden - und nicht Menschen qua eines humanistischen Universalismus - als solche zu töten.
Diese Ausgabe des Newsletters beschäftigt sich nicht mit historischen Aspekten und fragt auch nicht nach den Reaktionen auf die Shoah in der arabischen Welt während der 30er und 40er Jahre. Die Beiträge wenden sich der Gegenwart zu und befassen sich mit dem Hier und Jetzt.
Die Entscheidung zum Thema dieses Newsletters fiel im Sommer 2014 aus aktuellem Anlass. Grund waren zum einen die Demonstrationen und Diskussionen rund um den Konflikt zwischen Israel und der Hamas in Gaza, zum anderen die insbesondere in den letzten Jahren vermehrt auftretenden interessierten Fragen, in welcher Form die Shoah im arabischen, türkischen, persischen und muslimischen Raum wahrgenommen wird. Der Newsletter umfasst vielfältige Beiträge dazu und thematisiert verschiedenste Aspekte.
Die Historikerin Dr. Esther Webman zeichnet in ihrem Artikel die palästinensischen Positionen dem Holocaust gegenüber in ihrer Entwicklung bis heute nach und ermöglicht so einen Einblick in das von politischen Konflikten geprägte Terrain nahöstlicher Geschichtspolitik. Professor Mohammed S. Dajani Daoudi schildert im Gespräch die Hintergründe für eine Studienreise von palästinensischen Universitätsstudenten nach Auschwitz und berichtet über seine persönliche Begegnung mit dem Holocaust und die Schwierigkeiten, die palästinensische Gesellschaft dafür zu sensibilisieren. Im Interview mit Angehörigen der Familie Mandil, deren Vater während des Holocaust von Refik Veseli, einem muslimischen Albaner gerettet wurde, wird die Bedeutung, die die Geschichte der Rettung für die Familie bis heute besitzt, zum Ausdruck gebracht. Sara Yarden gibt einen Einblick in die Jerusalemer Max Rayne Hand-in-Hand-School und skizziert Fragen und Diskussionen im Rahmen des jüdisch-arabischen Lernens über den Holocaust. In den Beiträgen zu Yad Vashem werden verschiedenste Aktivitäten vorgestellt, die in Zusammenhang mit dem Thema des Newsletter stehen: Berichtet wird etwa über das erste Seminar an der International School for Holocaust Studies für WissenschaftlerInnen aus der Türkei, das im Juni 2014 stattfand, aber auch über das arabisch- und persischsprachige Internetportal von Yad Vashem und über Projekte für arabischsprachige Lehrkräfte und Jugendliche. Ahmad Mansour schildert schließlich in einem Interview seine Erfahrungen mit muslimischem Antisemitismus und die Schwierigkeiten, in muslimischen Communities über den Holocaust zu sprechen.
Aus den vorgestellten Beiträgen wird deutlich, dass Europa letzten Endes nicht umhinkommen wird, Phänomene wie Antisemitismus als solchen zu benennen, selbst wenn er in Teilen der Gesellschaft auftritt, die momentan wieder verstärkten rassistischen Angriffen von Seiten Pegidas und anderen ausgesetzt sind.
Gegenwärtigen Antisemitismus nicht zu benennen würde bedeuten, vor ihm zu kapitulieren. Die Diskussionen rund um die Attentate in Frankreich haben dies wieder verdeutlicht. Während ganze Nationen erklären „Je suis Charlie“, scheint die Solidarität mit den vier ermordeten Juden und ihren Familien weitaus schwächer auszufallen. Solidarität mit Juden war noch nie einfach. Aber gerade heute ist es umso wichtiger, neben dem Eintreten für allgemeine menschliche Werte, wie Meinungsfreiheit und Toleranz, auch wahrzunehmen, dass solchen Taten eine antisemitische Weltanschauung zugrunde liegt.
Auch die Rezeption der Shoah in arabischen und muslimischen Ländern und Communities kann darum nicht isoliert von einem in allen Gesellschaftsschichten verbreiteten Antisemitismus betrachtet werden, der Wahrnehmungs- und Denkmuster prägt. Diese, manchmal latenten und manchmal offenen, antisemitischen Wahrnehmungsstrukturen müssen als solche thematisiert werden, um sie schließlich aufzubrechen und damit einen Zugang zur Geschichte der Shoah möglich zu machen.
Das gilt für uns in besonderer Weise, auch für die leider immer noch virulente Leugnung des Holocaust, nicht nur in rechtsradikalen revanchistischen, sondern auch in manchen muslimisch geprägten Ländern und Communities. Unter der Präsidentschaft Mahmud Ahmadinejads wurde die Leugnung des Holocaust in der Islamischen Republik Iran zur Staatsräson, untrennbar verbunden mit propagandistischen Angriffen auf das Existenzrecht des Staates Israel. Aber auch in Teilen der palästinensischen Gesellschaft hält sich nachhaltig die Vorstellung, der Holocaust sei ein ‚zionistischer Mythos’, wie Dr. Esther Webman in ihrem Beitrag zeigt.
Für Überlebende des Holocaust ist diese Infragestellung der historischen Verbrechen eine erneute Verletzung und ein Angriff auf ihre persönliche Erfahrung und Erinnerung. Auch darum ist es weiterhin notwendig, der Holocaustleugnung auch mit pädagogischen Mitteln entschieden entgegen zu treten und historische Aufklärung zu leisten.
Der hier abgebildete Cartoon des israelisch-belgischen Karikaturisten Michel Kichka zeigt genau dies. Zu sehen sind der iranische Präsident Ahmadinejad und Kichkas eigener Vater, der das Vernichtungslager Auschwitz überlebt hatte. Als Beweis der historischen Tatsache zeigt er demonstrativ seinen Arm mit der eintätowierten Nummer, die unauslöschlich eingeprägt ist, so wie die Erfahrung des Holocaust in die Geschichte des 20. Jahrhunderts. Kichkas Zeichnung soll provozieren und zum Nachdenken anregen. Wir danken ihm für die Erlaubnis, diese Zeichnung unserem Newsletter hinzuzufügen.
Unser Team am Desk für die deutschsprachigen Ländern wünscht allen LeserInnen ein gesundes und gutes neues Jahr. Wie immer, freuen wir uns über Ihr Feedback.
Herzlich,
Ihre Deborah Hartmann
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