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Den Holocaust im 21. Jahrhundert unterrichten - Dezember 2011

Liebe Leserinnen und Leser,

schon wenige Monate nach unserem letzten Newsletter, können Sie nun bereits eine weitere Ausgabe online lesen. Diese vierte Ausgabe des Jahres 2011 widmet sich den Herausforderungen und Fragen, die sich Pädagoginnen und Pädagogen heute, angesichts der Vermittlung der Shoah an junge Generationen, stellen. Wie können Jugendliche, die aufgrund der wachsenden zeitlichen Distanz das Gefühl haben, diese Geschichte habe mit ihnen und ihrem Leben nichts oder wenig zu tun, neue und eigene Zugänge zu dieser Vergangenheit finden? 
Die vorliegende Ausgabe des Yad Vashem E-Newsletters kann auf diese und andere drängenden Fragen der Vermittlung des Holocaust im 21. Jahrhunderts keine endgültigen Antworten geben. Aber sie will zumindest aktuelle Herausforderungen aufnehmen und beleuchten.
Im Gespräch mit dem aktuellen Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels, dem algerischen Schriftsteller Boualem Sansal, wird beispielsweise eine ungewöhnliche und für uns vielleicht neue Perspektive auf die Geschichte der Shoah und die Notwendigkeit der Erinnerung daran deutlich. Sansal, der sich viele Jahre intensiv mit dem Thema beschäftigt und die Geschichte der Shoah im Zusammenhang mit der Aktualität des Islamismus in seinem Roman „Das Dorf des Deutschen“ behandelt hat, spricht über die zentrale Bedeutung von Geschichtsbewusstsein und insbesondere der Anerkennung der Geschichte der Shoah für den Aufbruch in Algerien und anderen arabisch geprägten Ländern. Er sieht die Verantwortung für die Vergangenheit in einem weniger nationalgeschichtlich als vielmehr transnational und transkulturell geprägtem Licht.

Mein Bericht über eine neue Unterrichtseinheit, die derzeit von der deutschsprachigen Abteilung der ISHS hergestellt wird, knüpft an diese Überlegungen an. Zielgruppe sind Lernende, die aufgrund einer zeitlichen und familiengeschichtlichen Entfernung heute dem Thema Holocaust distanziert gegenüber stehen. Mit Hilfe von lebensgeschichtlichen Erinnerungen, die die Lernenden selbständig mit Dokumenten und Überresten der Vergangenheit in Beziehung setzen sollen, möchten wir neue didaktische und thematische Zugänge zur Geschichte der Shoah eröffnen.

Damit zusammen hängt auch die Frage, wie in Zukunft, nach dem Ableben derjenigen Zeugen, die die Verfolgung und Vernichtung überlebten und davon noch heute im persönlichen Gespräch berichten können, an die Shoah erinnert werden kann. Medien sind heute zentrale Vermittlungsinstanzen von Vergangenheit. Doch selten werden auch die Fähigkeiten vermittelt, um mit den medial aufbereiteten Geschichten adäquat umzugehen. Dorothee Wein berichtet in ihrem Artikel von der pädagogischen Arbeit mit lebensgeschichtlichen Videos, in denen Überlebende der Shoah und andere Zeugen von ihren Erfahrungen und Erinnerungen berichten. Tobias Ebbrecht diskutiert in seinem Beitrag „Zeugen der Shoah“ die besondere Verbindung von Zeugenschaft und Medien im Kontext der Aufzeichnung von Überlebendenerinnerungen und stellt in einem weiteren Artikel die von Yad Vashem produzierte DVD-Reihe „Witnesses and Education“ vor.

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre dieser Ausgabe des Yad Vashem E-Newsletters und hoffe, dass der Newsletter Fragen anspricht, die für Sie relevant sind und Anregungen oder Ideen bietet, die für unser gemeinsames Engagement für die Zukunft der Erinnerung an die Shoah, auch im vor uns liegenden Jahr 2012, neue und weiterführende Perspektiven eröffnet.

Herzlich,
Deborah Hartmann

Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre und freuen uns über Feedback und Anregungen.

 

Der Autor Boualem Sansal über Algerien, die Shoah und die Bedeutung der Erinnerung

Der Autor Boualem Sansal über Algerien, die Shoah und die Bedeutung der Erinnerung

Boualem Sansal wurde 1948 in Algerien geboren. 1999 erschien sein erster Roman „Schwur der Barbaren“. Bis zu seiner Entlassung aufgrund seines literarischen und politischen Engagements im Jahr 2003 war er Direktor des algerischen Industrieministeriums. Heute ist er einer der bekanntesten Schriftsteller Nordafrikas. 2011 wurde er für sein literarisches Werk mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet.
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Überlebendenberichten aus Yad Vashem

Überlebendenberichten aus Yad Vashem

Im Rahmen des Projekts „Witnesses and Education“, das von der International School for Holocaust Studies Yad Vashem seit einigen Jahren in Kooperation mit der Hebräischen Universität Jerusalem durchgeführt wird, sind bisher sieben Filme von rund 50 Minuten Länge entstanden, von denen sechs mit deutschen Untertiteln verfügbar sind. Dadurch ist es möglich, einzelne Filme im Rahmen des Schulunterrichts zu sichten und zu diskutieren.Die Filme dokumentieren die Lebenswege von jüdischen Überlebenden, die heute in Israel leben. Sie folgen alle dem Konzept, über das Leben der Protagonisten...
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Projekttage mit lebensgeschichtlichen Videointerviews von Überlebenden der Shoah

Projekttage mit lebensgeschichtlichen Videointerviews von Überlebenden der Shoah

„Ich persönlich habe gelernt, dass Zeitzeugenberichte eine größere Aussagekraft und emotionale Tiefe haben als Textquellen“Dorothee WeinIn den vergangenen vier Jahren wurden an der Freien Universität Berlin mehr als vierzig Projekttage durchgeführt, in denen Jugendliche lebensgeschichtliche Video-Interviews mit Überlebenden des Holocaust als zentrale Quelle nutzten. Auch wenn sich nicht alle so elaboriert äußerten wie die in der Überschrift zitierte Schülerin eines Seminarkurses aus Berlin-Zehlendorf, so ziehen doch sehr viele der Schüler(innen) ein vergleichbares Resümee:...
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Den Holocaust im 21. Jahrhundert unterrichten

Den Holocaust im 21. Jahrhundert unterrichten

Durch die mediale Präsenz und die öffentliche Aufmerksamkeit, mit welcher dem Holocaust nicht nur in Deutschland begegnet wird, entsteht bei vielen Schülerinnen und Schülern der Eindruck, bereits alles Wesentliche über dieses Kapitel der deutschen Geschichte zu kennen. Auf diese Weise wird oft eine scheinbare Übersättigung konstatiert und auf die gesamte Geschichte der Verfolgung und Ermordung von Juden während des „Dritten Reiches“ bezogen, die allerdings in den meisten Fällen Folge einer wachsenden zeitlichen und oft auch biografischen Distanz heutiger Generationen zu dieser...
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Zum Umgang mit Überlebendenberichten im Medium Film

Zum Umgang mit Überlebendenberichten im Medium Film

Seit einigen Jahren stellt sich immer stärker die Frage, wie die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus wach gehalten werden kann, wenn die letzten Zeugen verstorben sind. Das ist eine wichtige Frage, denn sie impliziert die Aufforderung an uns (die Nachgeborenen), die Verantwortung dafür tragen, dass diese Geschichte nicht vergessen und an nachfolgende Generationen weitergegeben wird. Heute wird die Geschichte der Shoah zunehmend durch Medien vermittelt: durch technische Medien; aber auch durch lebendige Medien, durch ‚Botschafter‘ (wie beispielsweise Pädagoginnen...
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