Sonntag bis Donnerstag: 9.00-17.00 Uhr Freitags und an den Abenden vor einem Feiertag: 9.00-14.00 Uhr
Yad Vashem ist an Samstagen und jüdischen Feiertagen geschlossen.
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Yad Vashem ist an Samstagen und jüdischen Feiertagen geschlossen.
Vielleicht ist es die nicht abnehmende Omnipräsenz von Israel in unserer gegenwärtigen Medienlandschaft mit ihren stereotypen Zuschreibungen und Bildern, die immer öfter Journalisten dazu bringt, einen anderen Zugang zur Komplexität und Vielschichtigkeit des kleinen Landes im Nahen Osten zu suchen. Lange Zeit waren der Nahostkonflikt und die Geschichte der Shoah der dominierende Filter, durch den das Leben in Israel betrachtet wurde. Dahinter verschwanden die vielschichtigen Facetten des israelischen Alltags, eines komplexen Einwanderungslandes mit einer ebenso reichen und vielfältigen Kultur wie einer Vielzahl von Konflikten, die derzeit am Beispiel der wachsenden Differenzen zwischen der säkularen Tradition der israelischen Gesellschaft und den zunehmenden religiösen Dogmen sich als orthodox definierender religiöser Juden offenkundig werden.
Zwei Journalisten, ein deutscher Nichtjude und ein in Deutschland aufgewachsener Israeli, haben nun Bücher vorgelegt, die sich in einem eher erzählenden und anekdotischen Stil der irritierenden Realität der israelischen Gesellschaft nähern und diese zu beschreiben versuchen. Markus Flohr, Redakteur bei Spiegel-Online und Absolvent der Henri-Nannen-Schule, beschreibt in seiner autobiographisch inspirierten Erzählung „Wo Samstags immer Sonntag ist“ aus der Sicht eines deutschen Studenten den Alltag in Israel. Das Buch basiert auf eigenen Erlebnissen, denn Flohr hatte selbst als Student das Land besucht.
Der Leser folgt den ebenso amüsanten wie ernsthaften Erlebnissen des Protagonisten in Israel, seinen Begegnungen mit israelischen Gleichaltrigen, Erlebnissen in einer Jerusalemer Studenten-WG, Erfahrungen während des Gaza-Krieges und auf einem Oktoberfest im Westjordanland. Flohr beschreibt diese Erlebnisse dezidiert aus der Perspektive eines nichtjüdischen Deutschen, wodurch nicht selten auch eine offenkundige Distanz zum israelischen Alltag entsteht. Vermittelt durch diesen Blick von Außen können sich die Leser dem Fühlen und Denken der Israelis annähern. Einerseits bietet Flohrs Buch dazu eine hilfreiche Brücke. Andererseits verhindert aber sein vom eigenen (z.B. christlichen oder deutschen) Hintergrund bestimmter Blick ein genaueres Verständnis der beschriebenen, mitunter skurril erscheinenden, israelischen Besonderheiten. Dies wird besonders deutlich in der, im Vergleich zum Rest des Buches sehr steif und distanziert beschriebenen Episode in Yad Vashem, aber auch im Kontext der zwar teilweise ironisch kommentierten aber doch auch sehr empathisch beschriebenen Teilnahme an christlichen Festen in Jerusalem und Bethlehem. Dabei muss aber auch Flohrs spezifische Schreibposition mitbedacht werden. Ganz bewusst nimmt er sich die Freiheit heraus, eigene Erlebnisse zu literarisieren und damit erlebte Erinnerung und literarische Fiktionalisierung miteinander zu verschmelzen.
Einen anderen Zugang wählt der israelische Journalist Gil Yaron in seiner Essaysammlung „Lesereise Israel. Party, Zwist und Klagemauer“. Der hauptsächlich als politischer Korrespondent für verschiedene deutschsprachige Zeitungen und Zeitschriften tätige Yaron verwendet in diesem Lesebuch einen eher leichten und anekdotischen Stil, der beispielsweise aus Lifestylemagazinen bekannt ist. Dabei verliert Yaron aber in seinen Betrachtungen von Alltagsmomenten nie den gesellschaftlichen Kontext aus den Augen und verweist so immer auch auf die Komplexität der israelischen Situation.
Kürzere und längere Beiträge widmen sich dem Wehrdienst und der Bedeutung des Holocaust und berichten von einem Hutmacher in Mea Shearim oder einem deutschen Bäcker in Tel Aviv. Yaron gelingt es dabei anschaulich, wissenswerte Details über Israel wie die Dichte der Handynutzung oder die steigende Vorliebe für internationale Küche zu vermitteln. Aber er liefert auch anschauliche und verständliche Einblicke in die Komplexität des Nahostkonfliktes und anderer Konflikte des Landes und der Region.
Trotz unterschiedlicher Perspektiven und Schreibweisen bieten beide Bücher somit die Möglichkeit einen anderen Blick auf die Vielschichtigkeit des Landes zu werfen. Eine Reise nach Israel ersetzen sie aber natürlich nicht.
Tobias Ebbrecht ist Film- und Medienwissenschaftler und hat zuletzt die Studie „Geschichtsbilder im medialen Gedächtnis. Filmische Narrationen des Holocaust“ (Bielefeld, 2011) veröffentlicht. Er forscht über die Wechselwirkung von Medien und Geschichtsschreibung an der Bauhaus Universität Weimar. Bis 2010 war er pädagogischer Mitarbeiter der ISHS in Deutschland.
Markus Flohr
Wo samstags immer Sonntag ist: Ein deutscher Student in Israel
Hentrich und Hentrich Verlag
Kindler Verlag 2011
256 Seiten, 14,95€
Gil Yaron
Lesereise Israel. Party, Zwist und Klagemauer
Picus Verlag 2011
132 Seiten, 14,90€
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