Sonntag bis Donnerstag: 9.00-17.00 Uhr Freitags und an den Abenden vor einem Feiertag: 9.00-14.00 Uhr
Yad Vashem ist an Samstagen und jüdischen Feiertagen geschlossen.
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Im Zusammenhang mit der Erinnerung an den Holocaust hält sich leider hartnäckig die Meinung, die Jüdinnen und Juden hätten sich weitgehend ohne Gegenwehr ermorden lassen. Die Legende „vom Schaf, das sich zur Schlachtbank führen lässt“ straft Marek Edelman mit seinem Werk Lügen. In seinen Bänden „Erinnerungen an das Warschauer Ghetto“ und „Das Ghetto kämpft“ beschreibt Edelman den Widerstand im Warschauer Ghetto und den Kampf gegen die Nazis unter schwierigsten Bedingungen.
Doch zunächst zum Autor: Marek Edelman (1919-2009) schloss sich schon als Jugendlicher dem „Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbund“ (kurz Bund genannt) an, der im Untergrund des Warschauer Ghettos eine zentrale Rolle bei der Organisation und Durchführung des Aufstands im Ghetto spielte. Edelman kommandierte eine der fünf Widerstandsgruppen und konnte sich mit den letzten überlebenden Kämpfer*innen im April 1943 durch die Kanalisation aus dem Ghetto retten und im „arischen Teil“ Warschaus untertauchen. 1944 beteiligte Edelman sich schließlich auch noch am allgemeinen Warschauer Aufstand gegen die nationalsozialistischen Besatzer.
Nach dem Krieg studierte Edelman Medizin und arbeitete als Kardiologe in Lodz, blieb aber auch dort nicht vom Antisemitismus verschont. 1967 verlor er gar seine Stellung. In den 1980er Jahren engagierte sich Edelman in der Gewerkschaft Solidarnosc, wurde kurzzeitig inhaftiert. Von 1989 bis 1993 war er Abgeordneter im polnischen Parlament.
Das Werk, das nun 2024 im Reclam Verlag erschienen ist, beinhaltet zwei Bücher Marek Edelmans. Im ersten Buch „Erinnerungen an das Warschauer Ghetto“ werden Notizbücher veröffentlicht, die 1967 in der Zeit der erzwungenen Arbeitslosigkeit verfasst worden waren. Die Ehefrau Edelmans, Alina Margolis-Edelman, hatte ihren Mann dazu gedrängt, seine Erinnerungen niederzuschreiben, wohl in der Hoffnung, damit einer drohenden Depression entgegenwirken zu können. 1967 wurden die Notizbücher von allen Verlagen, die bezüglich einer Publikation angefragt worden waren, abgelehnt.
Es war die Zeit, in der sich viele Jüdinnen und Juden vor die Frage gestellt sahen: auswandern oder bleiben. Viele suchten damals den Rat Edelmans, ihres früheren Kommandanten. Er selbst blieb, seine Frau ging mit den Kindern nach Paris. Die Antwort Edelmans auf die Warnung eines Freundes: „Weißt du, es gibt so viele Menschen, die mich töten wollten. Sie sollen es nur versuchen.“ Und: „Keine Regierung wird für mich entscheiden, wo ich leben soll“. Außerdem erklärte er in einem Interview es sei seine Pflicht, über die Toten zu wachen, und dass er deshalb in Polen bleiben müsse.
2009 starb Marek Edelman. Nach seiner Beerdigung tauchten die Notizbücher wieder auf und seine Kinder nahmen sie mit nach Paris. Jedoch erst zehn Jahre später kam es tatsächlich zur Veröffentlichung in Frankreich und nun liegt die Publikation erstmals auch in deutscher Fassung vor. Edelman beschreibt hier seine ganz persönlichen Erinnerungen an das Geschehen im Ghetto.
Das zweite Buch, das der Band umfasst, trägt den Titel „Das Ghetto kämpft“. Edelman hatte es gleich nach dem Krieg 1945 für die Führungsgremien des Bundes verfasst, womit sich auch die zurückhaltende, sachliche Schreibweise erklären lässt. Das Buch wurde bereits 1946 erstmals publiziert. Edelman selbst bezeichnet dieses kleine Buch als „papierne Hommage“ an die Jüdinnen und Juden, die ihr Leben gelassen hatten, um ihren Werten treu zu bleiben.
Es soll an dieser Stelle nicht unkommentiert bleiben, dass es Passagen in den Büchern gibt, die sehr hart zu lesen sind, weil sie Szenen beschreiben, die an Grausamkeit und Menschenverachtung schwer zu überbieten sind. Aber zu erfahren, wie auf der anderen Seite Menschen, unter Einsatz ihres Lebens, Plakate entwarfen und aufhängten, Zeitungen druckten, Arbeitskarten stahlen und vieles mehr, nur um ihre Mitmenschen aufzuklären, zu warnen und letztendlich zu bewahren, das ist die wirklich positive Seite des Buches. Edelman gibt uns in seinen Erinnerungen mitten in der unbegreiflichen Grausamkeit der Mächtigen die Sicht frei auf die Würde des Menschen, auf die Möglichkeit menschlichen Lichtes auch in der Dunkelheit größter Ausweglosigkeit. Die Leser*innen nehmen nicht nur an der Angst und der Verzweiflung teil, sondern auch an der sarkastischen Freude, wenn wieder einmal ein Husarenstück gelungen ist, und sie spüren, wie unverzichtbar solche Menschen mit ihrem Engagement bleiben, auch für die gegenwärtige Gesellschaft. Und so schließt Edelman sein Werk mit dem folgenden Auftrag an künftige Generationen: „Diejenigen, die gefallen sind, haben ihre Aufgabe bis zum Ende, bis zum letzten Tropfen Blut erfüllt, das im Pflaster des Warschauer Ghettos versickert ist. Wir, die wir überlebt haben, überlassen es Euch, dass die Erinnerung an sie nicht verlorengeht.“
Marek Edelman: Erinnerungen an das Warschauer Ghetto und Das Ghetto kämpft, Reclam Verlag 2024.
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