Die Ausstellung „Sechzehn Objekte“ im Deutschen Bundestag
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25 Januar 2023
Diese Woche, im Vorfeld des Internationalen Gedenktages an die Opfer des Holocaust am 27. Januar, reiste der Vorsitzende von Yad Vashem, Dani Dayan, zum ersten Mal überhaupt nach Deutschland, um im Bundestag eine neue Yad Vashem-Ausstellung mit dem Titel „Sechzehn Objekte“ zu eröffnen. Die Ausstellung wurde von dem Deutschen Freundeskreis Yad Vashem anlässlich des siebzigjährigen Bestehens von Yad Vashem initiiert. Sie zeigt einzigartige Objekte aus der Zeit des Holocaust, eines aus jedem deutschen Bundesland, deren Geschichten und der ihrer jüdischen Besitzer aus ganz Deutschland eng verflochten sind.
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas erklärte bei der Eröffnungsveranstaltung:
„Diese Objekte bezeugen einen menschlichen und kulturellen Reichtum, den Deutsche systematisch vernichtet haben.Sie symbolisieren den unwiederbringlichen Verlust, den das Menschheitsverbrechen des Holocaust für uns alle bedeutet. Sie stehen für Lücken, die sich nicht schließen lassen. Für Millionen jüdischer Kinder, Frauen und Männer, die unserer Gesellschaft fehlen.”
Dani Dayan dankte der Bundestagspräsidentin sowie den Unterstützern und Freunden von Yad Vashem, die diese einzigartige Ausstellung ermöglichten:
„In einer Realität des zunehmenden Antisemitismus und der Verzerrung des Holocaust, in der jeden Tag weniger Shoah-Überlebende leben, haben diese besonderen Gegenstände eine wichtige Geschichte zu erzählen. Auf der ganzen Welt und auch in Deutschland haben in den letzten Jahren alarmierende und hasserfüllte Äußerungen des Antisemitismus zugenommen, gegen die die deutsche Regierung versucht anzugehen. Diese Gegenstände sind Zeugen der Shoah und ihrer Folgen. Die Botschaften dieser Artefakte schwingen in den Herzen und Köpfen aller mit, die sich für Wahrheit und Moral interessieren, unabhängig von Nationalität oder Glauben.“
Während seines Berlinbesuchs traf Dayan mehrere hochrangige deutsche Politiker*innen, darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundesfinanzminister Christian Lindner, Innenministerin Nancy Faeser, Oppositionsführer Joachim-Friedrich Martin Josef Merz, Staatsminister im Auswärtigen Amt Tobias Lindner sowie Vertreter*innen der deutsch-jüdischen Gemeinde. Der Vorsitzende von Yad Vashem überreichte Bundeskanzler Scholz eine Replik von Felix Nussbaums Gemälde „Lagersynagoge, 1941“, und den anderen Ministern eine Kopie des neuen Katalogs der Artefakte, die aus jüdischen Gebetshäusern in Europa gerettet wurden und heute in der Synagoge von Yad Vashem ausgestellt sind.
Als Vorsitzender von Yad Vashem sagte Dayan, dass er früher aus Respekt vor den Opfern der deutschen Nazi-Vergangenheit einen Besuch in Deutschland vermieden habe, heute aber auf deutschem Boden stehe, weil die Erinnerung wichtig sei:
„Das Gedenken an den Holocaust ist sehr wichtig, insbesondere für mein Land und – in ganz anderer Weise – auch für Ihr Land.“
Bei der Eröffnung der Ausstellung waren auch deutsche Politiker*innen, Vertreter*innen der deutsch-jüdischen Gemeinde und der israelische Botschafter in Deutschland Ron Prosor anwesend:
„Erstmals in der Geschichte von Yad Vashem wird eine so große Auswahl von Exponate aus der Objektsammlung in Deutschland gezeigt. Die 16 präsentierten Gegenstände symbolisieren die unzähligen jüdischen Leben und Gemeinschaften, die in der Shoah zerstört wurden.”
Der Vorsitzende des Deutschen Freundeskreises von Yad Vashem Kai Diekmann sprach über die Notwendigkeit, neue Wege der Erinnerung zu finden:
„In einer Zeit, in der immer weniger Zeitzeugen von ihren schrecklichen Erlebnissen berichten können, werden die Erinnerungsstücke und die Dokumente, die heute in Yad Vashem aufbewahrt werden, zu den Zeitzeugen.”
Extra für die Ausstellungseröffnung aus Israel angereist ist die Überlebende Lore Mayerfeld (Stern), deren Puppe ebenfalls gezeigt wird. In einem Zeitzeugengespräch mit Shelly Kupferberg erklärte sie, wie wichtig es für sie und ihre Familie war, dass sie diese Reise zusammen mit ihrer Puppe Inge angetreten hat.
Die Ausstellung zeigt Archivalien aus den Sammlungen von Yad Vashem, die zeitgenössischen Fotos ihrer ursprünglichen Herkunft gegenübergestellt werden. Michael Tal, der Leiter der Objektsammlung Yad Vashem, sagte:
„Wir hoffen, dass die Objekte Interesse und eine neue Art der Auseinandersetzung mit der Holocaust-Erinnerung wecken, da sie Zeit und Raum zwischen den Ereignissen der Vergangenheit und der heutigen Gesellschaft überbrücken.“
Gemeinsam mit Ruth Ur hat er die Ausstellung kuratiert. Die Geschäftsführerin des Deutschen Freundeskreises von Yad Vashem erklärte:
„Die Ausstellung symbolisiert das, was uns beim Freundeskreis besonders am Herzen liegt: Eine lebendige Erinnerungskultur zu fördern und den Holocaust in zeitgenössischer Sprache zu vermitteln.“
Die Ausstellung wird vier Wochen lang im Paul-Löbe-Haus des Bundestages zu sehen sein und anschließend nach Essen zum UNESCO-Weltkulturerbe Zollverein reisen, bevor sie nach Israel zurückkehrt.
Während seiner kurzen Zeit in Deutschland zollte Dayan den Opfern des Holocaust auch seine Ehrerbietung, indem er Deutschlands zentrales Holocaust-Denkmal, das Denkmal für die ermordeten Juden Europas, in Berlin besuchte. Dort legte er einen Kranz zum Gedenken an die Opfer des Holocaust nieder. Außerdem besuchte Dayan das Jüdische Museum Berlin.
Von Deutschland aus fliegt Dayan nach New York, um im Hauptquartier der Vereinten Nationen das neue „Buch der Namen der Holocaust-Opfer“ zu enthüllen.