27 Januar 2020
Am 21. Januar 2020 wurde in Essen die Ausstellung „Überlebende: Gesichter des Lebens nach dem Holocaust" im Beisein der Bundeskanzlerin Angela Merkel und des NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet eröffnet. Es werden 75 Portraits von Holocaustüberlebenden gezeigt, fotografiert von dem renomierten Fotografen Martin Schoeller zum 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz-Birkenau.
Angela Merkel betonte in ihrer Rede die Wichtigkeit zu erinnern und zu gedenken:
„Über Gedenktage hinaus bleiben unsere Gedanken bei den Opfern und Überlebenden mit ihrer Last des Erlebten. Wir können und müssen die Erinnerung wachhalten. Denn Erinnerung macht uns auch die Verantwortung bewusst, die uns allen zukommt und der sich niemand entziehen kann: die Verantwortung, eine menschliche Zukunft zu gestalten ... Nur dann, wenn wir uns auch wirklich der leidvollen Schicksale bewusst sind, können wir, glaube ich, der Opfer würdevoll gedenken ... All dieser Menschen gedenken wir um ihrer selbst willen und um aus ihren Lebensgeschichten Lehren für uns alle zu ziehen."
Kai Diekmann, Vorsitzender des Deutschen Freundeskreises von Yad Vashem, richtete seine Worte direkt an den Holocaustüberlebenden Naftali Fürst:
„Sie, lieber Naftali Fürst, sind Teil dieser Zukunft. In Ihren Kindern und Enkelkindern wird Ihre Erinnerung, werden Ihre Geschichten, werden Sie weiterleben und damit die Erinnerung aller sechs Millionen Ermordeten, als Denkmal und Mahnmal zugleich."
Naftali Fürst kam extra für die Ausstellungseröffnung von Israel nach Essen. Er überlebte Auschwitz-Birkenau, die Todesmärsche und wurde im Alter von 12 Jahren in Buchenwald befreit:
„Ich hatte nur sechs glückliche Kindheitsjahre, und seitdem sind 81 Jahre vergangen, in denen ich im Schatten der Schoah lebe.
Ich lebe und erinnere mich!
Ich gedenke meiner ermordeten Familienmitglieder. Ich erinnere mich an die Gesichter der Häftlinge - Skelette, die hungernd starben. Ich erinnere mich an die Häftlinge, die an dem elektrischen Zaun Selbstmord begangen haben.
Ich erinnere mich an die Häftlinge, die beim Todesmarsch zusammenbrachen und von der SS erschossen wurden.
Und an die Häftlinge, die in den offenen Waggons erfroren sind, erinnere ich mich."