Dani Dayan sieht sich das Buch der Namen der Holocaust-Opfer an, das neu im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York City installiert wurde
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29 Januar 2023
Am 26. Januar 2023 enthüllten der Vorsitzende von Yad Vashem, Dani Dayan, und der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, das neue „Buch der Namen der Holocaust-Opfer“ im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York. Diese Ausstellung ist Teil der Aktivitäten des Outreach-Programms der Vereinten Nationen zum diesjährigen Internationalen Gedenktag an die Opfer des Holocaust, der jedes Jahr am 27. Januar begangen wird – dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau.
Diese riesige Installation zeigt die alphabetisch geordneten Namen von 4.800.000 Holocaust-Opfern, die derzeit dokumentiert und in Yad Vashems Zentraler Datenbank der Namen der Holocaustopfer enthalten sind. Die Gesamtlänge des Buches der Namen beträgt 8 Meter. Es ist 2 Meter hoch und 1 Meter breit. Ein Lichtstreifen zieht sich entlang der Innenseite des Buches der Namen und beleuchtet die Erinnerung an die jüdischen Männer, Frauen und Kinder, die während des Holocaust ermordet wurden.
Am Ende des Buches befinden sich leere Seiten, die die mehr als eine Million namenloser Ermordeten symbolisieren, die noch nicht bekannt sind.
Die Installation wird von einem Videoclip über die Bedeutung der Namen von Holocaust-Opfern und die Bewegründe für das Projekt zur Auffindung der Namen begleitet. Eine Tafel mit Informationen über den Holocaust – dem beispiellosen und systematischen Völkermord, der darauf abzielte, das jüdische Volk vollständig zu vernichten – gibt Hintergründe zu den Jahren 1933-1945.
Die Eintragungen im Buch der Namen enthalten nach Möglichkeit auch die Geburtsdaten, Heimatorte, Todesumstände und Todesorte der jeweiligen Opfer. Die Namen in der Ausstellung stammen aus vielen Quellen, darunter aus Yad Vashems gesammelten Gedenkblättern sowie verschiedenen Listen, die während und nach der Shoah erstellt, in den letzten sieben Jahrzehnten akribisch zusammengetragen und von Yad Vashem-Experten sorgfältig überprüft wurden.
Eine frühere Installation des Buches der Namen ist in der SHOAH-Ausstellung von Yad Vashem im Block 27 des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau in Polen dauerhaft ausgestellt.
In seiner Ansprache vor den Vereinten Nationen las Dani Dayan die Namen seiner Großonkel Nahman und Arieh – die Brüder seiner Großmutter, die während der Shoah ermordet wurden – die er zum ersten Mal im Buch der Namen in Polen sah. Er sprach von der zutiefst bewegenden Erfahrung, nach Namen verlorener Verwandter und Freunde in dem Buch zu suchen:
„Jeder Person, jeder Nation, Gemeinschaft oder Glaubensrichtung ist es jetzt möglich, sich mit der entscheidenden, zutiefst bedeutsamen Geschichte des Holocaust zu verbinden. Tragischerweise können wir nicht einmal eine der Millionen, die sie ermordet haben, wiederbeleben, aber wir können ihre Namen und Geschichten wiederherstellen und tun dies auch - wir tun dies, weil die Opfer nicht weniger verdienen. Die Geschichte wiederholt sich nie genau, aber die Phänomene von extremem Antisemitismus und anderem Rassenhass, aggressiver Gewalt und korrupten Diktaturen kehren immer wieder. Um sie zu bekämpfen und zu überwinden, können und müssen wir aus der Shoah lernen. Und wir beginnen damit, indem wir treu seiner Opfer gedenken. Deshalb ist das Buch der Namen jetzt hier.“
Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, sagte:
„Die sechs Millionen jüdischen Männer, Frauen und Kinder sind für immer verloren, aber ihre Erinnerungen und ihre Namen werden niemals vergessen. Diese Ausstellung ist ein Aufruf zum Handeln – etwa eine Million Opfer sind nicht identifiziert, und wir rennen gegen die Zeit. Es ist ein Aufruf zum Gedenken, da uns immer weniger Zeitzeugen bleiben und wir einen Weg finden müssen, die Fackel der Erinnerung vorwärts zu tragen. Und diese Ausstellung ist ein Aufruf zum Nachdenken – jedes ermordete Kind, jede ermordete Frau und jeden Mann als Menschen mit Hoffnungen und Träumen zu sehen – nicht als gesichtslose, namenlose Opfer. Es ist ein Aufruf an uns alle – den Hass nicht zu nähren, diesen Hass, der sagt, dass eine andere Person weniger als meinesgleichen ist, weniger als ein Mensch. Lasst uns gemeinsam die Flut menschlicher Grausamkeit eindämmen und gegen alle Formen von Rassismus kämpfen, wo und wann immer er sich manifestiert.“
Das Buch der Namen, das mit großzügiger Unterstützung von Marilyn und Barry Rubenstein aus den Vereinigten Staaten produziert wurde, wird bis zum 17. Februar 2023 im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York ausgestellt. Nach Abschluss der Ausstellung bei den Vereinten Nationen wird die Installation „Das Buch der Namen“ nach Israel gebracht, um dauerhaft in den Museumskomplex von Yad Vashem auf dem Berg der Erinnerung aufgenommen zu werden. Dort wird sie für die Öffentlichkeit rechtzeitig zum Gedenktag für die Märtyrer und Helden des Holocaust, der dieses Jahr am 17. und 18. April 2023 begangen wird, zugänglich sein.
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Des Weiteren wurde am 26. Januar 2023 Yad Vashems ready2print-Ausstellung „Shoah: Wie war es menschlich möglich?” in der Lobby des Europäischen Parlaments in Brüssel in Anwesenheit des Präsidenten des Staates Israel, Isaac Herzog, eröffnet. Präsident Herzog überreichte der Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta Metsola, die Kopie eines Gemäldes aus der Kunstsammlung von Yad Vashem. Das bekannte Kunstwerk mit dem Titel „Der Flüchtling“ wurde von dem deutsch-jüdischen Künstler und Holocaust-Opfer Felix Nussbaum 1939 im Versteck geschaffen und spiegelt Nussbaums Angst und Verzweiflung am Vorabend des Zweiten Weltkriegs wider.
Am selben Tag veranstaltete Yad Vashem in Jerusalem auf dem Berg der Erinnerung sein jährliches Symposium für das internationale diplomatische Korps in Israel. Die Veranstaltung umfasste Vorträge zum diesjährigen zentralen Thema des Gedenktages für die Märtyrer und Helden des Holocaust (17./18. April 2023): Jüdischer Widerstand während des Holocaust - Gedenken an 80 Jahre seit dem Aufstand im Warschauer Ghetto. Der neu ernannte Bildungsminister Yoav Kish hielt auf dem Symposium eine Grundsatzrede. Der Leiter des diplomatischen Korps in Israel, der sambische Botschafter Martin Mwanambala sprach ebenfalls, und der Vorsitzende von Yad Vashem, Dani Dayan, wandte sich per Videogruß an alle Anwesenden.
Im Besucherzentrum von Yad Vashem war ein besonderes Artefakt zur Befreiung von Auschwitz-Birkenau ausgestellt: Eine geschnitzte Holzkiste mit russischer Widmung, die der Holocaust-Überlebende Dr. Arthur Hollander als Anerkennung für seine Behandlung verwundeter Kriegsgefangener während des Zweiten Weltkriegs erhielt. Hollander, der als Arzt in der jugoslawischen Armee diente, wurde von den Deutschen gefangen genommen und in einem Kriegsgefangenenlager eingesperrt. Er behandelte die verwundeten Häftlinge, von denen die meisten Soldaten der Roten Armee waren, die dann aus Dankbarkeit ihm gegenüber die Kiste anfertigten.
Online
Yad Vashem hat anlässlich des Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust eine Mini-Website erstellt, die eine Vielzahl von Ressourcen enthält, darunter Online-Ausstellungen, Pädagogischen Materialien und die IRemember-Wall.
Die IRemember Wall ist eine einzigartige und bedeutungsvolle Möglichkeit für die Öffentlichkeit an einer Gedenk-Aktion zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust teilzunehmen.
Mit dem Beitritt der IRemember Wall wird Ihr Name willkürlich mit dem Namen eines Holocaust-Opfers aus Yad Vashems Zentraler Datenbank der Namen der Holocaust-Opfer verbunden und erscheint zusammen mit diesem auf der IRemember Wall.
Sie können auch einen speziellen Namen in der Zentralen Datenbank der Namen der Holocaust-Opfer suchen und sich mit diesem auf der IRemember Wall verbinden. Yad Vashems Datenbank umfasst rund 4,8 Millionen Namen.