„Befreit, aber nicht frei – das ist das jüdische Paradox."
Der US-Militärrabbiner Abraham Klausner, Dachau, Juni 1945
In den letzten Phasen des Krieges, als sich die deutsche Armee an allen Fronten zurückzog, wurde ein Teil der jüdischen Zwangsarbeiter, die noch in Arbeitslager verwandelten Ghettos verblieben waren, ermordet. Die übrigen Juden wurden von den Deutschen in die Vernichtungszentren gebracht, die noch in Betrieb waren, wie Chelmno und Auschwitz-Birkenau, oder in Todesmärschen zu Konzentrations- und Arbeitslagern innerhalb des Reichs evakuiert. Bei den Todesmärschen nach Westen wurde der Großteil der Häftlinge ermordet oder starb an Erschöpfung, Hunger und Kälte.
Nach der Kapitulation Nazi-Deutschlands kehrten die Überlebenden des jüdischen Volkes aus den Lagern, Wäldern und im Rahmen der Repatriierung (der Rückkehr) aus der Sowjetunion zu ihren Häusern zurück. Dort wurden sie meist von wütenden und feindseligen Nachbarn empfangen. Etwa 1.000 Überlebende wurden in den ersten Monaten nach der Befreiung von antisemitischen Banden ermordet. Zehntausende Überlebende flohen Richtung Westen und sammelten sich in Displaced Persons-Lagern in Deutschland, Österreich und Italien.
Viele Holocaust-Überlebende versuchten nach Palästina zu gelangen, wurden jedoch von den britischen Behörden in Internierungslager in Atlit und auf Zypern geschickt. Mit Gründung des Staates Israel wurden die Tore für die Masseneinwanderung von Holocaust-Überlebenden geöffnet. Etwa 100.000 jüdische Displaced Persons emigrierten in die Vereinigten Staaten, nach Kanada, Australien und in die Staaten Lateinamerikas.
In den Prozessen gegen die nationalsozialistischen Kriegsverbrecher wurden tausende Deutsche und ihre Kollaborateure verurteilt und bestraft. Dennoch wurde die Mehrheit der Täter bis zum heutigen Tage nicht vor Gericht gestellt und belangt. In den Jahren 1945-1949 wurden lediglich 31.651 von hunderttausenden Nazi-Kriegsverbrechern verurteilt.