„Währenddessen ging ich wie gewöhnlich weiter in die jüdische Schule, und in jeder Nacht verschwanden von dort Kinder. Jeden Morgen öffnete die Lehrerin ihr Klassenbuch, zählte die Kinder, und stellte fest, dass es weniger Kinder waren. Dann fragte sie, ob jemand wisse, ob das Kind krank sei oder sie es abgeholt hätten. Meistens hatte man die Kinder fortgebracht, und dann strich die Lehrerin den Namen aus der Liste und setzte ihren Unterricht fort."
Elisheva Weiss
Nur zehn Prozent der polnischen Juden überlebten den Holocaust, die meisten von ihnen als Flüchtlinge in der Sowjetunion. Der Anteil an Überlebenden in weiteren osteuropäischen Staaten – wie die baltischen Staaten und ein Teil der Ukraine – war kaum größer. In östlicheren Gebieten der besetzten Sowjetunion war der Prozentsatz der Überlebenden höher. Je früher es ihnen gelang, vor dem Einmarsch der deutschen Besatzungstruppen aus ihren Wohnorten in Richtung Osten zu fliehen, desto sicherer waren sie. Das Schicksal der Juden Westeuropas war von Staat zu Staat unterschiedlich. In einigen von ihnen überlebte der Großteil der Juden (in Italien und in Frankreich kamen etwa 25 Prozent der Juden um), in anderen Staaten kam es zu einer teilweisen Vernichtung (etwa 45 Prozent der belgischen Juden wurden ermordet) und in anderen wurde der Großteil der jüdischen Bevölkerung ermordet (von den holländischen Juden kamen ungefähr 80 Prozent um). Ebenfalls die Juden der Slowakei, Ungarns, Griechenlands und Jugoslawiens wurde von den Deutschen und ihren Kollaborateuren zum größten Teil ermordet, während etwa 75 Prozent der Juden unter bulgarischer Herrschaft überlebten.