Der russisch-orthodoxe Priester Aleksey Glagolev

Vater Aleksey Glagolev war ein orthodoxer Priester in der Pokrov-Kirche im Viertel Podol (heute Podil) in Kiew. Sein Vater, Professor Aleksandr Glagolev, lehrte Judaistik am Theologischen Seminar in Kiew und war bekannt dafür, dass er bei einem Ritualmordprozess 1911-1913 für den angeklagten Menachem Mendel Beilis ausgesagt hatte.

Anfang Oktober 1941 wurde Glagolev von seiner Schwägerin gebeten, Izabella Mirkina, der jüdischen Frau ihres Bruders, zu helfen. Zunächst gab Glagolevs Frau Tatyana der Izabella Mirkina ihren Personalausweis und ihre Taufurkunde, so dass diese Kiew verlassen konnte. Einen Monat später jedoch kehrte sie zurück, und das Ehepaar Glagolev versteckte sie, obwohl es zwei heranwachsende Kinder und ein Baby hatte. „In dieser Nacht konnten meine Frau und ich nicht schlafen“, erinnerte sich Glagolev später. „Wir quälten uns, einen Weg zu finden, sie zu retten. Was für Christen wären wir, wenn wir diese arme Frau zurückwiesen, die die Hände nach uns ausstreckte und um Hilfe flehte?“ Einige Monate später schloss sich Frau Mirkinas Tochter Irina ihrer Mutter im Versteck beim Ehepaar Glagolev an. Außerdem half Glagolev Tatyana Sheveleva, einer jüdischen Frau, die mit einem Ukrainer veheiratet war, und ihrer Mutter Yevgeniya, indem er ihnen Taufurkunden besorgte, die auf ukrainische Namen ausgestellt waren und ihnen ermöglichten, in einem der Häuser auf Kirchengrund zu wohnen.

Am 12. September 1991 wurden Aleksey und Tatyana Glagolev und ihre Tochter Magdalina (Maria) Palyan von Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern anerkannt.
Am 8. Oktober 2000 wurde Nikolay Glagolev von Yad Vashem als Gerechter unter den Völkern anerkannt.