Sonntag bis Donnerstag: 9.00-17.00 Uhr Freitags und an den Abenden vor einem Feiertag: 9.00-14.00 Uhr
Yad Vashem ist an Samstagen und jüdischen Feiertagen geschlossen.
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Oskar Schindler - der Held von Thomas Keneallys Roman und Steven Spielbergs epochalem SpielfilmSchindlers Liste - wurde am 28. April 1908 im mährischen Zwittau (Svitavy) geboren. Seine katholische Familie gehörte dem deutschsprachigen Bürgertum des Sudetenlandes an. Der junge Schindler, der auf ein deutsches Gymnasium ging und später Ingenieurwesen studierte, sollte einmal in die Fußstapfen seines Vaters treten und die elterliche Fabrik übernehmen, in der landwirtschaftliche Maschinen hergestellt wurden. Obgleich Schindler in seiner Jugend jüdische Nachbarn und Schulkameraden hatte, entwickelten sich keine engen oder länger währenden Freundschaften. Wie die meisten jungen Sudetendeutschen identifizierte auch er sich mit der deutschnationalen Bewegung und unterstützte Konrad Henleins Sudetendeutsche Partei. Im Herbst 1938 trat er der „Abwehr" bei, der deutschen Militärspionage, die von Admiral Wilhelm Canaris geleitet wurde. Nach der Annektierung des Sudetenlandes im September 1938 wurde Schindler offiziell Mitglied der NSDAP.
Kurz nach Ausbruch des Krieges im September 1939 tauchte der damals Einunddreizigjährige im besetzten Krakau auf. Diese geschichtsträchtige Stadt, in der mehr als 60.000 Juden lebten und von wo aus seit Oktober 1939 das von der deutschen Besatzungsmacht eingerichtete Generalgouvernement verwaltet wurde, galt bei deutschen Unternehmern als höchst einträglicher Standort. Sie hofften, hier lukrative Geschäfte auf Kosten des unterjochten Landes machen zu können. Schindler, der von Natur aus gerissen und nicht allzu sehr von Skrupeln geplagt war, schien sich in einer solchen Umgebung zunächst ausgesprochen wohl zu fühlen. Im Oktober 1939 übernahm er eine heruntergewirtschafte Emaillefabrik, die ursprünglich einem Juden gehört hatte. Er folgte den klugen geschäftlichen Ratschlägen des polnisch-jüdischen Buchhalters Isaak Stern und fing so durch geschickte Schachzüge an, ein Vermögen anzusammeln. Das kleine Werk, das in Zabłocie- in der Nähe Krakaus lag und nun Feldgeschirr für die deutsche Armee produzierte, wuchs geradezu sprunghaft. Bereits nach drei Monaten waren dort über 250 polnische Arbeiter beschäftigt – unter ihnen sieben Juden. Gegen Ende des Jahres 1942 hatte sich eine riesige Emaille- und Munitionsproduktion entwickelt, deren Fabrikgelände 45.000 Quadratmeter umfasste und die fast 800 Männer und Frauen beschäftigte. Unter ihnen befanden sich 370 Juden aus dem Krakauer Ghetto, das die Deutschen nach der Besetzung der Stadt eingerichtet hatten.
Schindler, der von Natur aus ein Genussmensch und Spieler war, gewöhnte sich schon bald einen zügellosen Lebensstil an. So zechte er bis in die frühen Morgenstunden, machte schönen Polinnen hemmungslos den Hof und stand mit hochrangigen SS-Offizieren auf freundschaftlichem Fuß. Was ihn jedoch von anderen Kriegsgewinnlern grundsätzlich unterschied, war die menschenwürdige Behandlung seiner Arbeiter - insbesondere der Juden.
Sein Widerstand gegen das Naziregime entstammte keiner Ideologie. Doch sein zunehmender Abscheu, ja Ekel vor der sinnlosen Grausamkeit, mit der die Nazis die wehrlose jüdische Bevölkerung verfolgten, bewirkte eine eigentümliche Verwandlung in dem prinzipienlosen Opportunisten. Allmählich rückte das selbstsüchtige Ziel, sich die Taschen mit Geld zu füllen, in den Hintergrund, und an seine Stelle trat der alles bestimmende Drang, so viele „seiner" Juden wie nur irgend möglich aus den Fängen der nazistischen Henker zu retten. Um seine jüdischen Fabrikarbeiter sicher durch den Krieg zu bringen, war Schindler schließlich nicht nur bereit, sein ganzes Vermögen einzusetzen, sondern auch sein eigenes Leben zu riskieren.
Schindlers wirksamstes Mittel in seiner privaten Rettungskampagne stellte der privilegierte Status dar, den seine Fabrik als „Betrieb zur Herstellung kriegswichtiger Güter" genoss - ein Titel, der ihr von der Rüstungsinspektion im besetzten Polen verliehen worden war. Das verschaffte Schindler nicht nur lukrative Aufträge von der Wehrmacht, sondern ermöglichte es ihm auch, jüdische Arbeiter, die unter die rechtliche Zuständigkeit der SS fielen, einzustellen. Als die SS seine jüdischen Angestellten nach Auschwitz deportieren wollte, vermochte er eine Ausnahmeregelung zu erwirken, da er damit argumentieren konnte, ihr Abtransport würde seine Produktion kriegswichtiger Güter ernsthaft behindern. Schindler schreckte auch nicht davor zurück, seine Auflistungen zu fälschen und Kinder, Hausfrauen und Rechtsanwälte als ausgebildete Feinmechaniker und Metallarbeiter auszugeben. Zudem bemühte er sich stets darum, unqualifizierte oder zeitweise arbeitsunfähige Beschäftigte, so gut es ging, zu schützen.
Die Gestapo verhaftete und verhörte Schindler des Öfteren. Sie warf ihm Regelwidrigkeiten und die Begünstigung von Juden vor. Dennoch ließ er sich nicht beirren. Im Jahr 1943 unternahm er auf Einladung des „American Jewish Joint Distribution Committee" eine höchst gefährliche Reise nach Budapest, wo er sich mit zwei Vertretern der ungarischen Juden traf. Er berichtete ihnen von der verzweifelten Lage der Juden in Polen und erörterte Möglichkeiten der Hilfe.
Im März 1943 wurde das Krakauer Ghetto liquidiert. Die überlebenden Juden wurden in das Zwangsarbeitslager Plaszow außerhalb der Stadt gebracht. Schindler überredete SS-Hauptsturmführer Amon Goeth – den brutalen Lagerkommandanten, der zu seinen Trinkkumpanen zählte -, ihm zu gestatten, ein spezielles Außenlager für seine jüdischen Arbeiter auf dem Fabrikgelände in Zabłocie einzurichten. Dort war es ihm eher möglich, den Juden vergleichsweise erträgliche Lebensbedingungen zu verschaffen. Er besserte ihre weit unter dem Existenzminimum liegenden Essensrationen auf, indem er auf eigene Kosten auf dem Schwarzmarkt einkaufte. Auch war das Fabrikgelände für die SS-Wachen, die das Außenlager bewachten, nicht zugänglich.
Gegen Ende 1944 mussten Plaszow und seine ganzen Außenlager angesichts des russischen Vormarsches evakuiert werden. Der Großteil der Lagerinsassen- mehr als 20.000 Männer, Frauen und Kinder - wurde in die Vernichtungslager deportiert. Als Schindler den Evakuierungsbefehl erhielt, wandte er sich an die zuständige Abteilung des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW). Er erwirkte die offizielle Genehmigung, mit seiner Produktion in einer in Brünnlitz (Brnenec) im Sudetenland gelegenen Fabrik fortzufahren, die er gemeinsam mit seiner Frau in ihrer beider Heimat aufgekauft hatte. Die gesamte Arbeiterschaft aus Zabłocie, der noch heimlich viele weitere Lagerinsassen aus Plaszow hinzugefügt wurden, sollte auf das neue Werksgelände verlegt werden. Doch anstatt nach Brünnlitz zu kommen, wurde der Transport mit den 800 Männern - unter ihnen 700 Juden - und den 300 Frauen auf Schindlers Liste nach Groß-Rosen beziehungsweise nach Auschwitz umdirigiert.
Als Schindler erfuhr, was geschehen war, bewirkte er als Erstes die Entlassung der Männer aus dem Lager Groß-Rosen. Dann schickte er seinen deutschen Sekretär nach Auschwitz, um über die Freilassung der Frauen zu verhandeln. Der Mann schaffte es, die Jüdinnen frei zu bekornrnen, indem er der Gestapo für jede Frau 7 Reichsmark pro Tag bot. In der Chronik des Vernichtungslagers ist dies der einzige dokumentierte Fall, bei dem eine so große Gruppe von Menschen mit dem Leben davon kam, während die Gaskammern noch in Betrieb waren.
Zu Oskar und Emilie Schindlers herausragendsten Taten der Menschlichkeit gehört die Rettung von 120 jüdischen Mannern, die in Goleszów, einem Außenlager von Auschwitz, inhaftiert waren. Die Männer arbeiteten in einem Steinbruch, der zu der von der SS geleiteten Firma „Deutsche Erd- und Gesteinswerke GmbH" gehörte. Als die russische Front im Januar 1945 immer näher rückte, wurden die Insassen aus Goleszów evakuiert und in Viehwaggons ohne Nahrung und Wasser in Richtung Westen abtransportiert. Nach sieben Tagen mörderischer Fahrt mitten im tiefsten Winter stellten die SS-Wachen die beiden versiegelten Wagen mit ihrer menschlichen Ladung vor den Toren von Brünnlitz ab. Emilie Schindler traf gerade rechtzeitig ein, um den SS-Lagerkommandanten davon abzuhalten, den Zug wieder zurückzuschicken. Ihr Mann, der eben von einer Tour zur Beschaffung von Lebensmitteln heimkehrte, schaffte es mit Mühe, den Kommandanten davon zu überzeugen, dass er die Leute, die in den Waggons eingesperrt waren, dringend für sein Werk brauchte.
Als die Eisenbahnwagen endlich aufgebrochen wurden, bot sich ein schreckliches Bild: Nicht weniger als dreizehn Erfrorene lagen darin. Schindler setzte sich gegen den Kommandanten durch, der die Leichen der Unglücklichen in bester Nazitradition in einem der Fabriköfen verbrennen lassen wollte. Er ermöglichte für sie ein Begräbnis nach jüdischem Ritual auf einem Grundstück in der Nähe des katholischen Friedhofs, das er zu diesem Zweck gekauft hatte. Die 107 Überlebenden, die fürchterliche Erfrierungen aufwiesen und völlig ausgehungert waren, mussten ärztlich behandelt und danach allmählich wieder zu Kräften gebracht werden. Die Schindlers kümmerten sich darum, dass keiner dieser Männer arbeiten musste.
Während der letzten Kriegstage - kurz bevor die russische Armee in Mähren einmarschierte - schaffte es Schindler, sich in die von den westlichen Alliierten kontrollierten Gebiete Deutschlands abzusetzen. Der Industriemagnat der Kriegsjahre besaß nun keinen Pfennig mehr. Jüdische Hilfsorganisationen und Gruppen von Überlebenden unterstürtzten ihn über die Jahre in bescheidenem Umfang und trugen auch dazu bei, seine Emigration nach Südamerika zu finanzieren. In Argentinien kaufte Schindler eine Farm, wo er mit seiner Frau lebte, bis er 1958 nach Deutschland zurückkehrte. Als er 1961 Israel besuchte - es war der erste von insgesamt siebzehn Besuchen - , wurde er von 220 jubelnden Überlebenden willkommen geheißen. Von da an lebte er teils in Israel und teils in Deutschland. Nach seinem Tod in Hildesheim im Oktober 1974 brachten die trauernden Überlebenden die sterblichen Überreste ihres hochherzigen Retters nach Israel, wo sie auf dem Lateinischen Friedhof auf dem Berg Zion in Jerusalem beigesetzt wurden.
Am 18. Juli 1967 erkannte Yad Vashem Oskar Schindler als „Gerechter unter den Völkern" an. Am 24. Juli 1993 bestätigte Yad Vashem diese ursprüngliche Entscheidung und erweiterte die Anerkennung auch auf Schindlers Frau, Emilie Schindler.
Dieser Text wurde dem „Lexikon der Gerechten unter den Völkern. Deutsche und Österreicher” (Hrsg.: Daniel Fraenkel und Jakob Borut) entnommen
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