Sonntag bis Donnerstag: 9.00-17.00 Uhr Freitags und an den Abenden vor einem Feiertag: 9.00-14.00 Uhr
Yad Vashem ist an Samstagen und jüdischen Feiertagen geschlossen.
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Robert Sedul, ein ehemaliger Seemann und Boxer, arbeitete als Hausmeister eines Gebäudes in Liepaja (Libau). Vor dem Krieg stand er auf freundschaftlichem Fuße mit einem jüdischen Bewohner des Hauses, David Zivcon, dem er versprochen hatte, ihm im Notfall beizustehen.
Nach der Besetzung durch die Deutschen wurde Zivcon mit den anderen Juden der Stadt ins Ghetto umgesiedelt. Er war ein geschickter Techniker und wurde daher von den Deutschen als Elektriker beschäftigt. Bei dieser Arbeit, während er in einer deutschen Wohnung Reparaturen ausführte, stieß er auf Fotos von der Ermordung der Juden am Strand von Liepaja. Mit Hilfe eines befreundeten Fotografen im Ghetto fertigte Zivcon Kopien an und vergrub sie.
Im Oktober 1943 beschloss David Zivcon, die Situation sei zu gefährlich geworden und es sei an der Zeit, unterzutauchen. Er floh mit seiner Frau aus dem Ghetto. Ein weiteres Paar schloss sich ihnen an, und alle vier erschienen an Seduls Tür. Sedul hieß seinen Freund und die unerwarteten Gäste willkommen und richtete ihnen hinter einer verborgenen Zwischenwand im Keller des Gebäudes ein Versteck ein. Dort blieben sie, bis zur Befreiung 500 Tage später, ohne jemals das Tageslicht zu sehen.
Irgendwann schlossen sich den versteckten Juden drei weitere Männer an. Es waren Juweliere, die man bei der Liquidierung des Ghettos zurückgelassen hatte, da sie für die Deutschen arbeiten sollten. Sedul hatte ihnen Hilfe angeboten, womit die Anzahl der Juden unter seiner Obhut auf sieben anstieg. Es war eine große Herausforderung, zu Kriegszeiten Nahrung für so viele Menschen zu beschaffen. Da einige der in seinem Keller versteckten Juden geschickte Handwerker waren, übernahmen sie verschiedene Arten von Reparaturarbeiten, was Sedul ermöglichte, zusätzliches Geld zu verdienen und ihre Verpflegung zu finanzieren.
Im April 1944 brachte Sedul drei weitere Juden in den Keller. Sie waren Teil eines Arbeitseinsatzes gewesen, den die Deutschen für Aufräumarbeiten in einem Militärstützpunkt in der Gegend von Liepaja unterhielten. Aaron Vesterman beschreibt, wie sie an Seduls Tür klopften und von dem Ehepaar freundlich empfangen wurden. Zunächst lud man sie ein, zu essen. Dann gab ihnen Sedul eine Pistole und brachte sie hinunter in den Keller, wo sie zu ihrer Überraschung die anderen versteckten Juden antrafen.
Eine Woche später kam Riva, David Zivcons Schwägerin, mit ihrem dreijährigen Kind Ada. Ihr Ehemann war ermordet worden, kaum dass die Deutschen am 24. Juli 1941 in Liepaja einmarschiert waren. Bevor er untertauchte, ließ sein Bruder, David Zivcon, Riva wissen, sie könne es bei Sedul versuchen, falls sie je Hilfe benötigen würde. Wohl aus Sicherheitsgründen, verriet er nicht, dass er selbst vorhatte, sich bei seinem lettischen Bekannten zu verstecken. Riva hatte das Ghetto in Liepaja mit ihrer Tochter überlebt und war von dort ins Ghetto Riga gebracht worden. Irgendwie gelang es ihr, vor der endgültigen Liquidierung des Ghettos zu fliehen, und sie kehrte nach Liepaja zurück. Alle Juden waren zu diesem Zeitpunkt bereits ermordet worden, aber sie erinnerte sich an den Namen, den ihr Schwager ihr gegeben hatte, und kam zu Sedul. Er nahm sie auf, und als er sie in den Keller zu den anderen brachte, war sie überrascht, David Zivcon anzutreffen. Aus Angst, das Kind würde das Versteck preisgeben, entschied Sedul, es anderswo unterzubringen. Bei Otilija Schimelpfening, einer Witwe deutscher Abstammung, fand er eine sichere Bleibe für sie. Frau Schimelpfening änderte den Namen des Kindes in „Gertrude“ um und erzählte den Nachbarn, das kleine Mädchen sei eine Verwandte, die ihre Eltern verloren habe. Anscheinend hatte Sedul Frau Schimelpfening nicht erzählt, dass die Mutter des Kindes am Leben war, und als der Krieg endete und Riva Zivcon erschien, um ihre Tochter zurückzunehmen, war es schmerzhaft für Otilija Schimelpfening, sich von dem Kind zu trennen, das sie liebte und für das sie gesorgt hatte. Daher blieben die Frauen nicht in Verbindung.
Sedul kümmerte sich nicht nur um das körperliche Wohlergehen seiner Schützlinge, sondern sorgte auch dafür, die Stimmung hochzuhalten. Um Rivas Sorge um ihre Tochter und den Schmerz der Trennung zu lindern, besuchte er das Kind regelmäßig, vergewisserte sich, dass sie gut versorgt war und machte Fotos von ihr, die er dann der Mutter brachte.
Sedul erlebte den Tag der Befreiung nicht mehr: am 10. März 1945 wurde er von einer russischen Granate getötet. Seine Frau Johanna sorgte bis zum Ende des Krieges weiter für die versteckten Juden. Nach der Befreiung kamen die elf versteckten Juden aus dem Keller hervor. David Zivcon holte die Fotos vom Massaker an den Juden von Liepaja aus ihrem Versteck. So hatte Sedul nicht nur elf Juden gerettet, sondern auch den Beweis für den Mord an der gesamten jüdischen Bevölkerung von Liepaja.
1981 verlieh Yad Vashem Robert und Johanna Sedul den Titel „Gerechter unter den Völkern“.
Erst fünfundzwanzig Jahre später, nach dem Tod ihrer Mutter, beantragte Ada Zivcon-Israeli die Ehrung ihrer Retterin, Otilija Schimelpfening.
Für alles ist gesorgt. Schaufeln und Äxte liegen bereit, falls die Höhle während eines Bombardements verschüttet wird. Auch eine Vorratskammer mit Essen für einen längeren Zeitraum gibt es, falls ein Notfall Seduls daran hindern könnte, uns zu versorgen. Außerdem gibt es einen Wasserspeicher, Elektrizität, ein selbstgemachtes Radio und ein paar improvisierte Betten für die Frauen. Für die sechs Männer ist auf dem Fußboden Platz zum Schlafen. Eine kleine Toilette für die Frauen ist in einem unterirdischen Gang installiert worden. Die Männer verrichten ihre Notdurft auf eine Schaufel und werfen sie in den Ofen. An den Stuhlbeinen sind Gummis befestigt, damit sie kein Geräusch machen. Wir müssen uns flüsternd unterhalten, denn oben ist eine Bäckerei, und wir müssen uns sehr vorsehen, nicht gehört zu werden. Kurz, wenn kein Missgeschick passiert, können wir hoffen, lebendig hier herauszukommen. Es ist auch ein Kabel zwischen Seduls Zimmer und einer Signallampe im Keller verlegt worden: ein langes Signal bedeutet: „Stellt den Motor an“, eine zweites langes Signal – „stellt ihn aus“. Zwei kurze bedeuten, dass Seduls nach oben gerufen wird. Drei kurze – alle müssen aus dem Vorderzimmer verschwinden, weil jemand in den Keller kommt. Fünf bedeutet, dass Seduls herunter kommt. Und viele Signale nacheinander bedeuten – Alarm. Dann muss jeder seine Pistole herausholen und in Bereitschaft stehen. An den Wänden hängen mehrere Landkarten, auf denen jeden Tag der Verlauf der [Ost-]Front eingezeichnet wird. All dies sah ich an meinem ersten Tag im Keller.
Mittwoch, 28. Juni 1944
Robert kommt aufgewühlt herein. Der Bäcker, von dem er Brot kauft, hat Dr. [Emilija] Cena anvertraut, dass Robert wahrscheinlich pagrīdnieki [Untergetauchte, Flüchtlinge] ernähre, da er jeden Tag so viel Brot kaufe. Er hat sich entschlossen, nicht mehr von ihm zu kaufen, und wird beim Nahrungsmitteleinkauf sehr vorsichtig sein. Er wird seine Lebensmittelkarten mit uns teilen.
Donnerstag, 6. Juli
Ein Aufruf Englands [im Radio] an die Völker Ungarns, der Tschechoslowakei und Ost-Deutschlands... Jeder, der den Juden hilft, wird als Verbündeter im Krieg gegen das Hitler-Regime anerkannt werden.
Ich erzähle Robert von dem Radio-Aufruf. Er antwortet:
„Ich habe Euch aufgenommen, ohne darum gebeten worden zu sein. Ich habe nicht darauf gewartet, dass Ihr zu mir kommt; ich ging Euch suchen. Ich wollte Euch retten, weil David mein guter Freund ist, und weil ich bereit bin, für diese Sache große Risiken einzugehen. Und jetzt möchte ich Euch etwas Ernstes mitteilen: Ich weiß, dass sich die Zeit der Befreiung Lettlands nähert. Wie und wann das geschehen wird, weiß ich nicht. Alles, was ich weiß, ist, dass Ihr Euch an den Mördern rächen wollt, und Ihr habt ein Recht, sogar eine Verpflichtung, es zu tun. Aber ich bitte Euch um eines: dass keine Unschuldigen mehr leiden. Und wenn ein Unschuldiger zu Euch kommt, verschließt nicht die Tür vor ihm: helft ihm, lasst Euch nicht von blinden Rachegelüsten hinreißen; erinnert Euch, dass auch ich Euch nur geholfen habe, weil Ihr unschuldig seid.“
Dienstag, 11. Juli
Wir besprechen noch einmal das Problem der häuslichen Disziplin. Ich sage, dass manche unter uns schon zu sehr die Nerven verloren haben und sich zusammenreißen müssen, weil es seit Freitag dem 7. mehrere Zusammenstöße zwischen Riva und Zelke gegeben hat, bei denen Riva vollkommen die Kontrolle über sich verloren und ihre Stimme erhoben hat.
Ich sagte zu Riva: „Beruhige Dich, um Himmels Willen!“ Sie schrie zurück: „Beruhige Du Dich selbst!“ (der Grund: Zelke hatte den Raum betreten, während sie beim Bügeln war).
Sonntag, 12. November 1944
Robert ist heute wieder düsterer Stimmung. Sein Ton ist rechthaberisch. Wenn er schlechter Laune ist, wird er gefährlich. Er schreit und macht Lärm. Wenn jemand versucht, ihn zu beruhigen, schreit er noch mehr und sagt: „Ich will schreien, damit das ganze Haus es hört! Soll meinetwegen die Polizei kommen! Soll es mich den Kopf kosten und Euch dazu!“
Ich hatte schon wegen seines früheren Benehmens den Respekt vor ihm verloren. [Unser Überleben] ist vollkommen von seiner Stimmung abhängig.
Keine Änderung an den Fronten.
Dienstag, 5. Dezember 1944
Riva hat vollkommen die Nerven verloren. Sie regt sich über jede Kleinigkeit auf und beginnt sofort zu weinen, bis sie nicht mehr sprechen kann. Ja, der Keller verschleißt einem die Nerven...
Dienstag, 6. Februar 1945
Robert ist schrecklich nervös. Die Sache zieht sich viel zu lange hin. Wenn er das geahnt hätte, hätte er es sich sehr gut überlegt. Ich verstehe ihn sehr gut, aber wie kann man uns Vorwürfe machen?
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