Die Luftstreitkräfte der Alliierten drangen wegen der wichtigen Kriegsindustrie in das Gebiet von Auschwitz ein, die sich in dieser Region Oberschlesiens befand (auf polnischem Gebiet, das 1939 vom Dritten Reich annektiert wurde). Anfang 1944 gab es nachrichtendienstliche Berichte über eine riesige Fabrik für Treibstoff und künstliches Gummi in Monowitz. Am 4. April 1944 flog erstmals ein Mosquito-Flugzeug der 60. Fotoaufklärungsstaffel der südafrikanischen Luftwaffe vom Stützpunkt Foggia in Süditalien ab, um die Fabrik zu fotografieren. Es war die IG Farben-Fabrik in Monowitz, nur vier Kilometer von Birkenau entfernt. Um eine vollständige Erfassung des Ziels sicherzustellen, war es allgemein üblich, die Kamera vorzeitig laufen zu lassen und sie etwas über die Zeit hinaus anzuhalten. So kam es, dass auch das Stammlager Auschwitz zum ersten Mal fotografiert wurde. In der selben Phase hatten die Alliierten damit begonnen, einen umfassenden Angriff auf die deutsche Treibstoffindustrie zu planen, und die Fabrik Monowitz war von hoher Priorität auf der Liste der Angriffsziele. Am 31. Mai wurde ein zweites Flugzeug der 60. Staffel in das Gebiet geschickt. Diesmal wurden aus einer Höhe von 26,000 Fuß auch drei Fotos von Birkenau aufgenommen, wenn auch die Foto-Analytiker das Lager nicht identifizierten. Die Fotografien von diesem Einsatz zeigen uns das Lager so, wie es drei Tage nach der Ankunft des Transports aussah, den das Auschwitz-Album dokumentiert.
Aus verschiedenen operativen Gründen verzögerte sich die Bombardierung der Fabrik Monowitz, aber die alliierten Luftstreitkräfte fuhren fort, nachrichtendienstliche Informationen über diese Fabrik und andere Anlagen in der Gegend zu sammeln. Die südafrikanischen Mosquito-Flugzeuge fotografierten die Fabrik und Teile des Lagerkomplexes am 26. Juni, am 25. August und am 8. September.
In der Zwischenzeit begann auch die US-Luftwaffe, Aufklärungsflüge in diesem Gebiet durchzuführen. Der erste amerikanische Einsatz in das Gebiet von Auschwitz wurde am 8. Juli von einem F-5 Lightning-Flieger der 5. Fotoaufklärungsgruppe des 15. US-Luftgeschwaders, die von Bari aus operierte, durchgeführt. Die Informationen, die bei dieser Gelegenheit und bei den britischen Einsätzen gesammelt wurden, dienten dazu, die erste Bombardierung der Fabrik Monowitz am 20. August zu planen, bei dem diese beschädigt, aber nicht zerstört wurde. Die zweite Bombardierung wurde am 13. September durchgeführt, und unter den Fotografien, die während des Bombardements von B-24-Bombern der 464. Bombergruppe aufgenommen wurden, ist ein Bild, das zeigt, wie Bomben über Birkenau abgeworfen werden. Danach wurden weitere Einsätze geflogen, um die Schäden und den Fortschritt der deutschen Reparaturarbeiten einzuschätzen. Die Lightning-Flieger der 5. Fotoaufklärungsgruppe überflogen auch das Gebiet von Auschwitz, und zwar am 29. November, am 21. Dezember und schließlich am 14. Januar 1945 – nur zwei Wochen vor der Befreiung des Lagers durch die Rote Armee.
Es ist anzumerken, dass die Foto-Analytiker nie die Bedeutung von Birkenau realisierten, obwohl Lager III, das neben der IG Farben-Fabrik lag, als Konzentrationslager identifiziert wurde.