Erich Klibansky wurde 1900 in Frankfurt geboren. Er studierte an den Universitäten Frankfurt, Marburg und München Geschichte, deutsche Literatur und romanische Sprachen. Nach seiner Heirat mit Meta David, einer Lehrerin an der jüdischen Mädchenschule in Frankfurt, zog das Paar nach Breslau, wo Klibansky am jüdischen Gymnasium unterrichtete. 1929 zogen sie mit ihrem einjährigen Sohn Hans-Rafael nach Köln. 1932 wurde ihr Sohn Alexander geboren, gefolgt von Michael (1935).
1929 übernahm Klibansky die Leitung des jüdischen Realgymnasiums „Jawne“ in Köln, das 1919 als erstes jüdisches Gymnasium im Rheinland eröffnet worden war. Mädchen und Jungen wurden dort gemeinsam sowohl in jüdischen als auch in weltlichen Fächern unterrichtet. Meta Klibansky lehrte Englisch.
1937 hatte das Gymnasium 423 Schülerinnen und Schüler. In diesem Jahr begann Klibansky, für die Schüler der höheren Klassen Lehrpläne auszuarbeiten, in deren Mittelpunkt die Fächer Hebräisch und Englisch standen, um ihnen im Falle ihrer Auswanderung aus Deutschland die Eingliederung am Zielort zu erleichtern. Die Schüler wurden darauf vorbereitet, das „Cambridge Certificate of Proficiency in English" zu erwerben.
In der Hoffnung, die gesamte Schule - Schüler, Lehrer und Ausrüstung – nach England zu verlegen, nahm Klibansky Kontakt zu jüdischen Gemeinden in London, Liverpool, Manchester und Brighton auf. Seine früheren Bemühungen, die Schule nach Eretz Israel (Britisches Mandatsgebiet Palästina) zu verlegen, waren erfolglos geblieben.
Während der Novemberpogrome wurde die Schule in Köln beschädigt. Ab Januar 1939 gelang es Klibansky, vier Gruppen, bestehend jeweils aus Dutzenden von Schülern und mehreren Lehrern, in England in Sicherheit zu bringen.
Shmuel Hazor (Königshöfer), ehemals Schüler des „Jawne“-Realgymnasiums, teilt in seinem Zeugenbericht mit, dass nach den Ereignissen der Novemberpogrome bei seiner Mutter „der Groschen gefallen“ sei. Else Königshöfer begriff die Notwendigkeit, Deutschland zu verlassen, und vertraute ihren Sohn Klibanskys Obhut an. Shmuel und mehrere Dutzend andere Jungen und Mädchen kamen im Januar 1939 in Cricklewood im Nordwesten Londons an. Die jüdische Gemeinde kümmerte sich um all ihre Bedürfnisse, und einer der Lehrer, die sie begleiteten, wurde zum Schulleiter ernannt. Es gelang Shmuel, seinen jüngeren Bruder Josef nach England zu bringen, doch seine Mutter blieb in Köln zurück und wurde später in Auschwitz ermordet.
Am 28. November 1938 wandte sich Ludwig Penas, Vater des „Jawne" -Schülers Fritz Penas (später Fredrick Marchand) mit der Bitte an Klibansky, seinen Sohn vorzumerken, falls sich die Überführung der Schule nach England verwirklichen ließe. „Es ist mir nach den geltenden Devisenbestimmungen nicht möglich, die für Unterhalt, Ausbildung und gesundheitliche Versorgung meines Kindes benötigten Beträge zur Verfügung zu stellen", hieß es in dem für die Eltern vorbereiteten Formbrief. „Ich verpflichte mich jedoch, sobald ich eine neue Existenz im Auslande gefunden habe, die für mein Kind in der Zwischenzeit entstandenen Kosten zu erstatten. Ich rechne dabei darauf, dass wir [sic] dann in Bezug auf die Höhe und die Termine der Zahlungen Entgegenkommen gezeigt wird.“ Im Januar 1939 reiste der dreizehnjährige Fritz mit den anderen Schülern des Gymnasiums nach England. Seine Eltern Ludwig und Rosalie Penas blieben in Köln. Am 7. Dezember 1941 wurden beide ins Ghetto Riga in Lettland deportiert. Soweit bekannt, wurde Ludwig im März 1942 dort ermordet, während Rosalie 1944 ins Lager Stutthof verschickt und ermordet wurde.
Das Gymnasium „Jawne" in Köln wurde am 1. Juli 1942 geschlossen. Klibansky versuchte, mit seiner Familie in die USA auszuwandern, doch es war zu spät. Am 20. Juli 1942 wurden Erich Klibansky, seine Frau und seine Söhne in die Region Minsk deportiert und an vorbereiteten Tötungsgruben erschossen. Mehr als 130 seiner Schüler überlebten in England.
1990 wurde in Köln auf dem Gelände des einstigen Schulhofs des Gymnasiums „Jawne" ein auf den Namen „Dr. Erich Klibansky“ benannter Platz eingerichtet. Auf dem Platz befindet sich ein Denkmal für die rund 1.100 jüdischen Kinder, die aus Köln in den Tod geschickt wurden.
Im Jahr 1977 übermittelte Charlotte David Yad Vashem Gedenkblätter in Erinnerung an ihre Schwägerin Meta, ihren Schwager Erich und ihre Neffen Hans, Alexander und Michael Klibansky. 1990 besuchte Frederick Marchand (Fritz Penas) Yad Vashem und reichte Gedenkblätter zum Gedenken an seine Eltern Ludwig und Rosalie Penas ein. 2020 übergab Fredricks Sohn Chris Marchand Fotos und Dokumente an Yad Vashem, von denen einige hier ausgestellt sind.