Während des Novemberpogroms wurden Mitglieder der Hachshara, darunter die Freunde Hanneman und Schuschu, festgenommen und in das KZ Buchenwald verschleppt. Die zwei jungen Männer wurden zwar wieder freigelassen, aber alle Versuche, sie aus Deutschland ins Ausland zu schleusen, schlugen fehl. Weil die weitreichenden Einschränkungen durch die Nazis die Hachshara-Programme in Deutschland blockierten, gründeten sich Hachshara-Gruppen außerhalb Deutschlands; in Skandinavien, in den Niederlanden und weiteren Ländern. Viele der Ellguth-Studenten zogen in die Niederlande, deren Regierung sich bereiterklärt hatte, die Auswanderer vorrübergehend aufzunehmen, und wurden im Rahmen einer „Individuellen Vorbereitung unter den örtlichen Bauern verteilt.
Auch Hanneman und Schuschu legten ihre Hoffnung in die Niederlande, die sie beide, unabhägig voneinander, im Januar 1939 erreichten. Ein Jahr später zog Schuschu auf die große Hachshara-Farm Werkdorp (wörtlich „Arbeitsdorf“) in Wieringermeer, auf der etwa 300 Studenten aus Deutschland lebten, so auch sein alter Freund Hanneman. Die beiden teilten fortan ihren Alltag miteinander: Sie unterrichteten Hebräisch und organisierten kulturelle Veranstaltungen.
Das friedliche Leben auf der Farm war jedoch nicht von Dauer: Im Mai 1940 besetzte Deutschland die Niederlande. Schuschu entschloss dich daraufhin, der Leitung von „Hechalutz“ in Amsterdam beizutreten. Im Juli desselben Jahres wurde er in die Jugend-Alijah-Unterkunft in Loosdrecht geschickt, um dort zu unterrichten und zu beraten. Hanneman trat ebenfalls der Führung von „Hechalutz“ bei und wechselte in das individuelle Hachshara Zentrum, das sich in der niederländischen Gemeinde Deventer befand.
Nachdem die Nazis die ersten niederländischen Jüdinnen und Juden aus dem Durchgangslager Westerbork weiter nach Osten verschleppt hatten, fand im Juli 1942 ein Krisentreffen im Hauptquartier von „Hechalutz" in Deventer statt. Die Gruppe beschloss, in den Untergrund zu gehen, um Hachshara-Studenten aus den Niederlanden zu schmuggeln. Hanneman und Schuschu nahmen beide bei dem Treffen teil.
Noch im selben Monat erreichte die Räte der Hechalutz in Loosdrecht eine dramatische Nachricht: 15 Studenten waren von den Nazis verhaftet worden und sollten nach Westerbork geschickt werden. Jetzt galt es, möglichst viele Studenten aus dem Land zu bringen, um weitere Verhaftungen zu verhindern. Eines der Ratsmitglieder, Menachem Pinkhof, erzählte seiner Nachbarin Mirjam Waterman davon. Mirjam, die als Lehrerin arbeitete, bat ihren holländischen Kollegen Joop Westerweel um Hilfe. Dank der Hilfe von Joop und seinen Freunden wurden Verstecke für 51 Loosdrechter Studenten und ihre Betreuer organisiert. Im Oktober 1942 begann eine 13-köpfige Gruppe die Flucht in die Schweiz. Doch der Fluchtplan schlug fehl: die Gruppe wurde unterwegs aufgespürt und der Gestapo übergeben.
Auf der Suche nach einem Fluchtweg überquerten Schuschu und seine Frau Adina, ebenfalls eine Untergrundaktivistin, im Oktober 1942 die Grenze nach Belgien. Es gelang ihnen, Frankreich zu erreichen. Mehrere Monate lang entwickelt Schuschu, der inzwischen Anfang zwanzig war, den Plan für eine Fluchtroute, über die Freunde und Studenten aus den Niederlanden über Belgien und Frankreich in die Schweiz und nach Spanien geschmuggelt werden können. Adina erreichte die Schweiz, während Schuschu in die Niederlande zurückkehrte, um weiteren Jüdinnen und Juden dabei zu helfen, vor den Nazis zu fliehen.
Nach Wochen des Widerstandsarbeit wurde Schuschu am 25. Dezember 1942 gefasst, als er mit Geld und gefälschten Papieren von Belgien in die Niederlande unterwegs war. Bevor er ins Gefängnis gebracht wurde, konnte er eine Nachricht über seine Verhaftung übermitteln: „Ich wurde erwischt. Sagen Sie es Adina sanft.“ Nur zwei Tage nach seiner Verhaftung starb der junge Mann - angeblich Selbstmord. Er ist auf dem jüdischen Friedhof in Breda begraben, einer Stadt im Süden Hollands. Nach dem Krieg setzten seine Freunde einen Grabstein auf sein Grab mit der Inschrift: „Hat sein Leben gegeben, um seine Freunde und sein Volk in den Tagen des Widerstands zu retten“.
Nach Schuschus Tod ging Hanneman in den Untergrund und versteckte sich im Haus niederländischer Freunde, wo er seine Widerstandsaktivitäten fortsetzte. Im Oktober 1943 wurden Hanneman und einige seiner Widerstandskollegen in ihrem Versteck in Rotterdam festgenommen. Hanneman wurde ins Lager Vught und von dort nach Westerbork geschickt. Sobald die jüdischen Widerstandskämpfer in Westerbork von seiner bevorstehenden Ankunft erfuhren, schmiedeten sie einen Plan, der Hanneman die Flucht ermöglichen sollte, noch bevor dieser überhaupt das Lager erreichte. Zu ihrem Entsetzen wurden Hanneman und weitere fünf Mithäftlinge unter schwerer Polizeibewachung paarweise mit Handschellen gefesselt aus dem Wagen geführt und in einem speziellen Raum eingesperrt - Hannemans Flucht war dadurch unmöglich. Seine Freunde konnten ihn nicht einmal mehr besuchen, um sich von ihm zu verabschieden. Er wurde von Westerbork nach Auschwitz deportiert, wo er am 31. März 1944 ermordet wurde. Gideon Drach, ein befreundeter Untergrundaktivist, sagte über ihn:
„Er (Kurt Hanneman) hat nie an sich selbst gedacht; er versuchte, das Leben seiner Freunde zu retten […] Er blieb unter dem Druck bis zum Ende gelassen, als er gezwungen war, seine Aktivitäten einzustellen und sich zu verstecken. Das Wissen, dass das Leben anderer von ihm abhing, gab ihm den Mut, trotz der Gefahr weiterzumachen.”
Schuschu und Hanneman retteten mit anderen durch ihren Widerstand dutzende Jüdinnen und Juden - am Ende konnten sie sich selbst aber nicht retten.1995 reichte Adina Kochba, Aktivistin im niederländischen Untergrund und Schuschus Witwe, Gedenkblätter an Schuschu und Hanneman ein, um die Erinnerung an die mutigen Freunde für immer wach zu halten.