Der Kladovo-Transport
Im November 1939 verließ eine von der Hehalutz-Bewegung organisierte Gruppe von rund 1.000 Flüchtlingen - Männer, Frauen und Kinder - Wien mit Erlaubnis der deutschen Behörden, die die jüdische Auswanderung aus dem Reich unterstützten. Die „Aliyah Bet” (Illegale Einwanderung) plante, die Gruppe über die Donau zum rumänischen Hafen Sulina zu bringen und von dort nach Eretz Israel zu segeln.
Die Flüchtlinge hielten in Bratislava in der Slowakei an. Dort stellten sie fest, dass in Rumänien kein Boot auf sie wartete und dass sie auch nicht in Bratislava selbst bleiben konnten. Dank der Bemühungen der Anführer der jüdischen Gemeinde in Jugoslawien wurden drei Flussboote angeheuert, und die Flüchtiline verließen Bratislava und fuhren weiter entlang der Donau. Die Boote erreichten den Donau-Schwarzmeer-Kanal, aber der vereiste Fluss hinderte ihre Weiterfahrt und sie wurden in der Nähe von Kladovo, einem kleinen Dorf in Jugoslawien, vor Anker gebracht. Dort blieb die Gruppe trotz des besonders harten Winters etwa drei Monate auf den Booten. Im April taute der vereiste Fluss, aber in Sulina wartete kein Schiff auf sie, und die jugloslawische Reederei brauchte ihre Boote zurück. Die Flüchtlinge wurden nach Kladovo gebracht, in der Hoffnung, dass sie später ihre Reise fortsetzen könnten. Alle Versuche, ein Schiff zu bekommen, waren erfolglos. Ende Mai 1940 wurden die Flüchtlinge nach Šabac im Nordosten verlegt, wo sich eine kleine jüdische Gemeinde mit einigen Dutzend Personen befand. Das Ziel von Eretz Israel schien immer weiter entfernt zu sein, aber die Bedingungen in Šabac waren besser als in Kladovo. Die Flüchtlinge lebten in einer großen Mühle und in den Häusern der Einheimischen. Rund 200 Kinder und Jugendliche sowie einige Familien mit „Zertifikaten" verließen Šabac im März 1941 und erreichten Eretz Israel.
Im April 1941 fielen die Deutschen in Jugoslawien ein. Ein von Kommunisten angeführter Volksaufstand brach im Juli 1941 in Serbien aus und wurde von den Deutschen brutal niedergeschlagen. In dem Verständnis, dass die von Berlin angegebene Politik die Liquidation der Juden war, benutzte das lokale deutsche Regime den Vorwand, dass der Aufstand von jüdischen Kommunisten durchgeführt wurde und ermordete die jüdischen Männer, die in Konzentrationslagern inhaftiert waren. Die Frauen und Kinder wurden im Lager Sajmište in der Nähe von Belgrad versammelt. Diese Politik der Erschießungen wurde auch auf die Flüchtlinge in Šabac ausgedehnt. Sie wurden in ein Konzentrationslager in der Nähe von Šabac gebracht, und im Oktober 1941 wurden die Männer aus dem Lager genommen, erschossen und in Gruben in der Nähe des Dorfes Zasavica geworfen. Unter den Ermordeten befanden sich die Männer aus der Gruppe der Flüchtlinge, die jüdischen Männer aus Šabac, eine Gruppe der Roma und einige Serben.
Im Januar 1942 wurden die verbleibenden Mitglieder der Flüchtlingsgruppe (Frauen und Kinder) von Šabac in das Konzentrationslager Sajmište verlegt. Im März 1942 wurde ein Gaswagen aus Berlin geschickt, und Anfang Mai waren alle in Sajmište inhaftierten Frauen und Kinder durch Abgase ermordet worden. Unter den in Zasavica und Sajmište Ermordeten befanden sich Osias und Jetti Knesbach.