Diese Holocaustüberlebenden begrüßten den Papst bei der Zeremonie:
Sechs Holocaustüberlebende repräsentieren die sechs Millionen Juden, die während des Holocaust ermordet wurden
Avraham Harshalom (Friedberg) wurde 1925 in der Stadt Pruschany (heute Weißrussland) geboren, wo er die jüdische Tarbut-Schule besuchte. Einige Monate nach der deutschen Invasion 1941, mussten die Juden der Stadt, unter ihnen Avraham und seine Familie, in das Ghetto von Pruschany ziehen, in dem sie bis zu ihrer Deportation nach Auschwitz-Birkenau 1943 blieben. Avrahams Eltern und Großeltern wurden bei ihrer Ankunft ermordet. Sein Bruder Sioma kam sechs Wochen später in den Gaskammern von Auschwitz ums Leben. Im Juni 1944 gelang es Avraham und anderen Insassen zu fliehen, indem sie sich in einer Grube versteckten, wurden jedoch nach einigen Tagen entdeckt und gefasst. Im Oktober 1944 wurde Avraham nach Buchenwald deportiert und von dort weiter zum Arbeitseinsatz nach Crawinkel. Nach der Evakuierung des Lagers, wurde er zu Fuß zurück nach Buchenwald geschickt. Avraham gab sich daraufhin als Pole aus und wurde mit dem Zug in das Lager Leitmeritz geschickt, wo er es einige Wochen später schaffte zu fliehen, indem er von einem Zug sprang und einen anderen nach Prag bestieg. Später fand Avraham Unterschlupf im Haus der Familie Sobotka, dessen Mutter Irina als Gerechte unter den Völkern ausgezeichnet wurde. Im April 1945 kämpfte er gegen die Deutschen, die sich aus Prag zurückzogen. Nach dem Krieg studierte er an der technischen Universität in Prag und wurde zum Mitglied der Hagana in der Tschechoslowakei rekrutiert, nahm an einem Pilotenkurs der tschechoslowakischen Armee Teil und immigrierte 1949 nach Israel, wo er während des Unabhängigkeitskrieges als Mitglied der Israelischen Luftstreitkräfte in deren Hauptquatier in Jaffo diente. Später gründete Avraham eine erfolgreiche Firma, schrieb seine Autobiographie, „Lebend aus der Asche“, und unterstützt Yad Vashem. Avraham heiratet 1951 und hat eine Tochter, zwei Söhne und sechs Enkel.
Chava (Eva) Shik und ihre Zwillingsschwester Miriam wurden 1939 in Novi Sad, Serbien geboren. Ihre Eltern waren Dr. George und Vera Tibor. 1942 wurden Chava und ihre Schwester an den Rand der Donau gebracht, wo ungarische Gendarme mehr als 1000 Juden und Serben ermordeten, doch die Schwestern schafften es zu überleben. Einen Tag vor der Deportation der Juden von Novi Sad nach Auschwitz, half ein junger österreichischer Offizier namens Roman Erich Petsche den beiden Mädchen nach Budapest zu gelangen und Unterschlupf in einem Kloster in Pecs zu finden. Die Leiterin des Klosters, Schwester Renate, versteckt Chava und ihre Schwester zusammen mit zwei anderen jüdischen Kindern. Schwester Renate und Schwester Rosenspitz wurden beide später von Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern ausgezeichnet. Nachdem die beiden Mädchen ihre Familie verloren hatten, wurden sie nach dem Krieg von der Cousine ihrer Mutter adoptiert und immigrierten 1948 nach Israel, wo sie im Kibbutz Ein Ha’Horesh aufwuchsen. Nach ihrem Armeedienst, zog Chava in den Kibbutz Lehavot-Haviva, der von Holocaustüberlebenden von Auschwitz gegründet wurde und heiratet Zeev Shik, der dort seine ganze Familie verloren hatte und mit dem sie zwei Kinder und drei Enkel hat.
Joseph Gottdenker wurde 1942 in Sandomierz, Polen geboren. Kurz vor seiner Geburt war Josephs Vater, Ben, in einem Konzentrationslager interniert worden. Eine polnisch katholische Familie, Wladyslaw und Petronela Ziolo, gewährten Joseph kurz nach seiner Geburt zusammen mit seiner Mutter Bina Unterschlupf. Sie besorgten Bina gefälschte Ausweisdokumente, halfen ihr mit der polnischen Untergrundbewegung zu fliehen und zogen Joseph wie ihr eigenes Kind unter großer Gefahr für fast 3 Jahre auf. Die Familie Ziolo wurde später von Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern anerkannt. Mit der Hilfe seines Onkels, David Zuckerbrot, wurde Joseph nach dem Krieg wieder mit seinen Eltern vereint und sie blieben für 3 Jahre als Displaced Persons in Deutschland. 1949 wanderte Joseph mit seiner Familie zuerst in die Vereinigten Staaten und dann nach Kanada aus, wo er ein erfolgreicher Geschäftsmann wurde. Joseph ist Wohltäter von Yad Vashem und der Vater von drei Kindern, sowie fünf Enkeln.
Moshe Ha-Elion, wurde1925 in Thessaloniki, Griechenland geboren, wo er eine traditionell jüdische Erziehung erhielt und das Gymnasium der Stadt besuchte. Nach der deutschen Besetzung, wurde er 1943 nach Auschwitz-Birkenau deportiert, wo seine gesamte Familie bei der Ankunft ermordet wurde. Moshe überlebte 21 Monate in Auschwitz und wurde im Januar 1945 auf die Todesmärsche in eisiger Kälte geschickt. Auch diese überstand Moshe lebend und wurde weiter nach Mauthausen, Malchow, und das Ebensee Konzentrationslager deportiert. Letztendlich wurde er von den Amerikanern in Österreich befreit. Er immigrierte nach dem Krieg nach Israel und trat der Israelischen Armee bei, wo ihn eine lange Karriere bis zum Rank des Oberst erwartete. Moshe machte seinen MA in Geisteswissenschaften, schreibt Ladino Poesie und veröffentlichte eine Übersetzung von Homers „Odyssee“ vom Griechischen ins Ladino. Engagiert, das Andenken an den Holocaust zu bewahren, ist Moshe Mitglied mehrerer Organisationen Überlebender, steht der Gesellschaft für Holocaustüberlebende griechischer Herkunft vor und ist freiwilliges Mitglied des Yad Vashem Vorstands. Moshe hat einen Sohn und eine Tochter, sowie sechs Enkel und vier Urenkel.
Eliezer (Lolek) Grynfeld wurde 1923 in Lodz geboren, wo er eine jüdische Ausbildung erhielt und die polnische Schule besuchte. Im April 1940 wurde er mit seiner Mutter und seinen Großeltern gezwungen, in das Ghetto von Lodz zu ziehen, wo seine Großeltern starben und begraben wurden. Eliezer arbeitete im Krankenhaus des Ghettos in unterschiedlichen Bereichen, u.a. als Nachrichtenkurier und Sekretär. Während der Liquidierung des Ghettos im August 1944, wurde Eliezer zur Zwangsarbeit eingeteilt und daraufhin zusammen mit seiner Mutter nach Sachsenhausen gebracht. Bei der Ankunft wurde er von seiner Mutter getrennt, die weiter in das KZ Ravensbrück geschickt wurde. Eliezer schaffte es während der Todesmärsche zusammen mit anderen Gefangenen zu fliehen, worauhin er sich den sowjetischen Streitkräften anschloss und ihnen als Übersetzer diente. Nach dem Krieg kehrte Eliezer zurück nach Lodz, wo er seine Mutter wiedertraf. Als er nach Israel immigrieren wollte, wurde er von den Alliierten in Deutschland aufgehalten und in ein Lager für Displaced Persons gesteckt, wo er seine spätere Frau Rachel kennenlernte. Eliezer erkrankte schwer im Lager, wurde von seiner Mutter abgeholt und mit nach Polen genommen, wo Rachel ein Jahr später zu ihm stieß. 1956 gelangte er letzten Endes mit seiner Frau Rachel nach Israel, wo er in der Militärindustrie arbeitete. Eliezers Mutter folgte ihnen ein Jahr später nach Israel, wo sie den Holocaustüberlebenden Mendel Koplowicz heiratete, dessen Sohn Abramek, ein künstlerisch sehr talentierter Junge, im Alter von 14 Jahren in Auschwitz ermordet worden war. Ein Replikat von Abrameks Gemälde, das sein Vater zusammen mit einem Notizbuch mit Gedichten entdeckt hatte, wird Papst Franziskus am Ende seines Besuches in Yad Vashem überreicht werden. Eliezer hat zwei Kinder, fünf Enkel und sechs Urenkel.
Sonia Tunik-Geron wurde 1924 in Stolpce, Polen (heute Weißrussland) geboren und besuchte die jüdische Tarbut-Schule. Mit dem Beginn des Krieges und der Aufteilung Polens im Jahr 1939, begann Sonia in einer russischen Schule zu lernen. 1941, nach der deutschen Invasion der Sowjetunion, wurde Sonia ins Ghetto deportiert und in einer kleinen Wohnung mit 27 anderen Menschen untergebracht. Sie arbeitete auf der Zugstation, wo sie die Wagen säuberte und Zigarettenstummel zum Verkauf sammelte, um ihre Familie zu unterstützen. Sonia schaffte es zusammen mit einer Freundin, die Kontakte zum Untergrund hatte, im Oktober 1942 zu fliehen. Sie schloss sich den Zhukov Partisanen an, die von dem jüdischen Kommandanten Lyuba Giłczyk angeführt wurden und lebte vom Dezember 1942 bis Juli 1944 mit hunderten von Kämpfern und ihren Familien im Wald. Sonia verlor ihre gesamte engere Familie während des Holocaust. 1947 gelangte sie an Bord der SS Latrun nach Israel. Sie ließ sich im Beilinson Krankenhaus zur Krankenschwester ausbilden und arbeitete dort bis zu ihrer Pension. Sonia heiratete 1950 und ist Mutter von drei Kindern. Nach dem Tod ihres Mannes heiratete sie erneut und hat heute viele Enkel und Urenkel.