Dieser Matza-Ständer wurde an die Objektsammlung Yad Vashems von Shmuel Wolf, dem Sohn von Salomon Wolf übergeben. Salomon und Julienne Wolf halfen jüdischen Kindern in Kinderheimen in Frankreich und der Schweiz. Der dreistöckige Ständer wurde im Kinderheim von einem Jungen namens Bruno angefertigt, der ihn Salomon als Abschiedsgeschenk bei der Auflösung des Kinderheims nach Kriegsende überreicht.
Vor dem Krieg lebten Salomon und Julienne Wolf mit ihren beiden kleinen Kindern Shmuel (Claude) und Miriam im Elsass. Als Frankreich von den Deutschen besetzt wurde, floh die Familie in die Stadt Boege an der französischen Grenze zur Schweiz, einem Gebiet, das unter italienischer Kontrolle stand. Sie kamen bei Juliennes Bruder unter, der von Beruf Arzt war und in seinem geräumigen Haus Familien unterbrachte, die aus ihren Häusern im besetzten Frankreich geflohen waren.
Zu dieser Zeit war die Organisation OSE (Oeuvre de Secours aux Enfants) damit beschäftigt, Heime für jüdische Kinder in Frankreich einzurichten. Die Mitglieder der Organisation waren während des gesamten Krieges aktiv, um Verstecke für jüdische Kinder zu finden, sowohl bei christlichen Familien als auch in Klöstern und anderswo. Der OSE wurden Waisen sowie Kinder anvertraut, deren Eltern hofften, sie somit retten zu können.
Eines der ersten Heime wurde im Dorf Villard in der Nähe von Boege errichtet. Julienne und Salomon Wolf schlossen sich den Mitarbeitern des Kinderheims an und zogen bei seiner Verlegung mit nach Saint-Paul am Genfersee. 1941 wurde ihr drittes Kind, Jeanette, geboren, die leider aufgrund der schwierigen Bedingungen in ihrem ersten Jahr starb.
Im Herbst 1943, als sich die italienischen Streitkräfte aus dem Gebiet zurückzogen, riet einer der italienischen Offiziere Salomon, vor dem Eintreffen der deutschen Truppen aus dem Gebiet zu fliehen. In derselben Nacht brachte Salomon seine eigenen und andere Kinder über die Grenze in die Schweiz. Julienne blieb zurück, um mit der OSE die Verlegung der verbleibenden Kinder in andere Verstecke zu arrangieren. Drei Monate später wurde Julienne beim Grenzübergang von der Schweizer Polizei gefasst und kurzzeitig in einem Internierungslager festgehalten bis sie zu ihrer Familie zurückkehren durfte.
Ende 1943 wurde Salomon inoffizieller Direktor von Le Chalet, einem Kinderheim des Roten Kreuzes in Tavannes. Die offizielle Direktorin war Esther Rein, eine Krankenschwester und Verwandte von Salomon und Julienne. Aufgrund seines Flüchtlingsstatus konnte Salomon nicht offiziell ernannt werden, auch wenn er die Einrichtung imgrunde leitete.
Le Chalet war ein großes Holzhaus auf der Spitze eines idyllischen Hügels am Rande des Dorfes in der Nähe des Waldes. Die Kinder, die aus Frankreich, Belgien und Italien stammten, gingen zur Schule, wanderten in der Natur und nahmen an anderen Aktivitäten zusammen mit den Dorfkindern teil. Das Heim wurde nach jüdischer Tradition mit Einhaltung des Sabbats und der jüdischen Feiertage geführt.
Unter den Kindern des Heims war der vierzehnjährige Bruno, der Holzarbeiten liebte. Er bekam eine kleine Werkstatt in einer Ecke des Kinderheims, wo er verschiedene Holzarbeiten durchführte, darunter eine Seilbahn, die den Transport zwischen den drei Stockwerken des Gebäudes ermöglichte. Am Ende des Krieges, als das Kinderheim aufgelöst wurde, fertigte Bruno den dreistöckigen Matza-Ständer an und schenkte ihn dem Heimleiter Salomon Wolf.
Nach dem Krieg setzten Salomon und Julienne ihre Arbeit für jüdische Kinder fort. Sie arbeiteten im Kinderheim von Ambloy, wohin die überlebenden Kinder aus Buchenwald geschickt wurden, und leiteten Kinderheime in Versailles und Sevres.
1948 wanderten sie mit ihren Kindern Shmuel, Miriam und Ruth nach Israel aus. Zu den Gegenständen, die Salomon mitbrachte, gehörte der Matza-Ständer, den Bruno angefertigt hatte. In Israel wurde ein blaues Tuch mit der Aufschrift „Haltet das Fest der ungesäuerten Brote“ hinzugefügt. Jedes Jahr zum Pessachfest benutzte die Familie Wolf zum Sederabend Brunos einzigartigen Matza-Ständer, bis sie beschloss, ihn der Objektsammlung von Yad Vashem zur Aufbewahrung zu übergeben.