Am diesjährigen Gedenktag für die Märtyrer und Helden des Holocaust besuchte die Präsidentin des deutschen Bundestags, Bärbel Bas, zusammen mit dem Sprecher der israelischen Knesset, Mickey Levy, Yad Vashem. Gemeinsam besichtigten sie die Ausstellung „Blitze der Erinnerung - Fotografie zur Zeit des Holocaust" und das Kunstmuseum. Nach einer Gedenkzeremonie in der Gedenkhalle, besuchten sie abschließend die Kindergedenkstätte.
Bärbel Bas erfuhr bei ihrem Besuch über das Schicksal der Familie Nathan, die vor dem Holocaust in der Lerchenstraße 25 in Duisburg wohnte, neben Bas' heutigem Wohnhaus. 1938 wurde Ferdinand Nathan nach dem Novemberpogrom verhaftet und in Dachau inhaftiert. Nach seiner Entlassung verstanden er und seine Frau Irma, dass sie in Deutschland keine Zukunft hatten und bereiteten sich darauf vor, ihre beiden Kinder (Ruth und Alfred) vor einem unheilvollen Schicksal zu retten. Anfang 1939 wurden Ruth und Alfred nach Amsterdam geschickt, während ihre Eltern in Deutschland zurückblieben. Mit Ausbruch des Krieges wurden Irma und Ferdinand völlig von ihren geliebten Kindern abgeschnitten. Vor achtzig Jahren, am 22. April 1942, wurden Ferdinand und Irma in das Ghetto von Izbica deportiert. Man hörte nie wieder etwas von ihnen. Ihre Kinder wurden ein Jahr später, im März 1943, von Westerbork nach Sobibor deportiert und kurz nach ihrer Ankunft ermordet.
Der Vorstandsvorsitzende von Yad Vashem, Dani Dayan, präsentierte der Bundestagspräsidentin diese Forschungsergebnisse, einschließlich relevanter Dokumente, die in den Archiven von Yad Vashem gefunden wurden. Sie war so bewegt von der Geschichte und dem Zeitpunkt (dem Datum des diesjährigen Gedenktages für die Märtyrer und Helden des Holocaust), dass sie später am Abend, nach der offiziellen staatlichen Eröffnungszeremonie, ein weiteres Gedenkblatt für Irma Nathan ausfüllte.
„Die Deutschen haben das Leben von sechs Millionen Juden verkürzt“, bemerkte Bas. „Ich denke mit Trauer und Scham an die Toten. Die Deutschen haben so vielen jüdischen Frauen, Männern und Kindern das Leben verweigert. Wer heute die Geschichten der Ermordeten erzählt, stellt die Menschlichkeit der Millionen von Opfern wieder her. Wir alle müssen unseren Teil dazu beitragen, um ihr Andenken zu bewahren."
Das von der Präsidentin des Bundestags ausgefüllte Gedenkblatt wird den über 2.800.000 Gedenkblättern hinzugefügt, die Yad Vashem in den vergangenen sieben Jahrzehnten gesammelt hat. Bis heute enthält Yad Vashems zentrale Datenbank der Namen von Holocaustopfern über 4.800.000 Namen ermordeter Juden aus Europa und Nordafrika. Diese Namen sind der Öffentlichkeit auf unserer Website zugänglich und in sechs Sprachen einsehbar.