Als Golda-Olga Sorger anlässlich des jüdischen Neujahrsfests Rosch Haschana 1934 eine Grußkarte an ihren Bruder Jakob Schleimer ins Mandatsgebiet Palästina (Erez Israel) schickte, ahnte niemand in der Familie Sorger im kleinen galizischen Städtchen Obertyn von dem bevorstehenden Unglück, das nur wenige Jahre später über sie hereinbrechen würde.
Eli, Goldas Ehemann, besaß vor dem Krieg einen Schuhladen und arbeitete als Fotograf. Nebenbei war er im Vorstand der zionistischen Bewegung des Ortes. Als 1939 das polnische Galizien von der Sowjetunion annektiert wurde, sollten Eli, Golda und ihre drei Töchter Donia, Esther und Sonia nach Sibirien abtransportiert werden. Dank Elis fotografischer Tätigkeit durften sie schließlich bleiben, wurden aber aus ihrem Haus vertrieben. Mit der deutschen Besatzung 1941 wurden die Sorgers gezwungen, ins Ghetto Kolomyja umzusiedeln. Aus Angst vor den Deutschen flohen sie aus dem Ghetto, zogen von Versteck zu Versteck und wurden auseinandergerissen. Trotz der Hilfe Einheimischer, unter ihnen ein Polizist, fielen Eli und Golda schließlich ukrainischen Kollaborateuren in die Hände. Im Frühjahr 1943 wurden sie auf einem jüdischen Friedhof erschossen. Ihre Töchter Esther und Donia wurden im Versteck verraten und im Wald erschossen.
Sonia blieb auf sich allein gestellt: Mit Hilfe des ukrainischen Polizisten fand sie für kurze Zeit Unterschlupf in einem Dorf, dann erhielt sie von einer alten Bekannten ihres Vaters Bauernkleidung und fand als Schafhirtin Anstellung bei einer Christin, die nichts von Sonias jüdischer Herkunft wusste. Als Sonia unerwartet zum Dorfbürgermeister bestellt wurde, der sie an die Deutschen ausliefern wollte, bat die Frau inständig, das Mädchen gehen zu lassen. Tatsächlich ließ der Bürgermeister Sonia frei, und sie kehrte zu der christlichen Familie zurück. Man gab ihr ein Paket mit Vorräten und brachte sie nach Obertyn, wo sie den Polizisten wiedertraf, der ihrer Familie schon in der Vergangenheit geholfen hatte. Nach Monaten im Versteck wurde sie schließlich im Mai 1944 von der Roten Armee befreit. Zusammen mit der christlichen Familie, die sich ihrer angenommen hatte, zog sie westwärts. Später immigrierte Sonia, die sich nun Schulamith nannte, nach Israel und gründete eine Familie.