Das Auschwitz-Album
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Das Auschwitz-Album ist das einzige erhaltene fotografische Zeugnis für den Prozess der Ankunft in Auschwitz-Birkenau, der Selektion, der Konfiszierung des Eigentums und der Vorbereitung für den Massenmord. Das einzigartige Dokument wurde Yad Vashem von Lilly Jacob-Zelmanovic Meier überlassen.
Die Fotos wurden Ende Mai oder Anfang Juni 1944 von Ernst Hofmann oder Bernhard Walter aufgenommen, zwei SS-Männern, deren Aufgabe es war, Erkennungsfotos von den Gefangenen (außer von den Juden, die direkt in die Gaskammern geschickt wurden) anzufertigen und ihnen Fingerabdrücke abzunehmen. Die Fotos zeigen die Ankunft ungarischer Juden aus der Karpato-Ukraine. Viele von ihnen kamen aus dem Ghetto Berehovo, das ein Sammelpunkt für Juden aus mehreren anderen kleinen Städten war.
Im Frühsommer 1944 erreichte die Deportation der ungarischen Juden ihren Höhepunkt. Zu diesem Zweck wurde eine eigene Bahnstrecke vom Bahnhof außerhalb bis zu einer Rampe innerhalb des Lagers Auschwitz-Birkenau angelegt. Viele der Fotos in dem Album wurden auf der Rampe aufgenommen. Nach der Ankunft wurden die Juden einem Selektionsprozess unterzogen, der von SS-Ärzten und Aufsehern durchgeführt wurde. Diejenigen, die für arbeitsfähig befunden wurden, schickte man ins Lager, wo sie registriert, entlaust und auf die Baracken aufgeteilt wurden. Die anderen wurden in die Gaskammern geschickt. Sie wurden unter dem Vorwand einer harmlosen Dusche vergast, ihre Körper verbrannt und die Asche in einem nahegelegenen Sumpf verstreut. Die Nationalsozialisten beuteten nicht nur gnadenlos die Arbeitskraft derer aus, die sie nicht nicht sofort töteten, sie plünderten auch die Habseligkeiten, die die Juden mit sich brachten. Sogar Goldfüllungen wurden von einem Sonderkommando, bestehend aus Gefangenen, aus den Mündern der Toten entfernt. Das persönliche Eigentum der Neuankömmlinge wurde von Gefangenen sortiert und in einem Bereich gelagert, der von den Gefangenen als „Kanada“ bezeichnet wurde: das ultimative Land des Überflusses.
Die Fotos im Album zeigen den gesamten Ablauf, bis auf die Tötung selbst.
Der Zweck des Albums ist unklar. Es war nicht für Propagandazwecke vorgesehen, noch hat es irgendeinen erkennbaren persönlichen Verwendungszweck. Die Fotografen fertigten mehrere Exemplare des Fotoalbums an, die leitenden SS-Angehörigen vorgelegt wurden.
Die einzige erhaltene Kopie wurde von Lilly Jacob gefunden.
Lilly Jacob hat das Album nie verborgen, und es wurde vielfach von seiner Existenz berichtet. In den sechziger Jahren wurde sie sogar dazu aufgerufen, das Album als Beweismaterial bei den Auschwitz-Prozessen in Frankfurt zu präsentieren. Sie bewahrte es über die Jahre hin auf, bis der berühmte Nazi-Jäger Serge Klarsfeld sie 1980 besuchte und sie dazu überredete, das Album Yad Vashem anzuvertrauen.
1994 wurde das Album in Yad Vashems Konservierungslabor restauriert, und Angaben über jedes einzelne Foto wurden in die computerisierte Datenbank des Archivs eingegeben. Den Mitarbeitern des Archivs gelang es, die Bilder mit Luftaufnahmen, die die US-Luftwaffe bei mehreren Gelegenheiten 1944-45 angefertigt hatte, zu vergleichen und sie ihnen zuzuordnen. 1999 wurde das Album mit den hochwertigsten digitalen Geräten gescannt.
Das Album umfasst 56 Seiten und 193 Fotos. Einige der Originalaufnahmen, wahrscheinlich jene, die Lilly Überlebenden gab, die Verwandte auf den Fotos identifiziert hatten, fehlen. Eines dieser Bilder wurde Yad Vashem vor kurzer Zeit als Geschenk überlassen.