Ludwig Wörl
Deutschland
Aus der Zeugenaussage Kopel Boimans
Kopel Boiman wurde in Wolanow im Bezirk Radom (Polen) geboren. Im Juni 1944 wurde er nach Auschwitz deportiert und in Guntergrube, einem der Nebenlager, interniert, wo die Gefangenen in einer Mine arbeiten mussten. Boiman erkrankte schwer, und aus Angst, vergast zu werden, versuchte er, sich zu verstecken.
„Um 5 Uhr morgens gingen wir zur Arbeit. Vorher traten wir zum Appell an.Plötzlich kam Wörl mit dem Scharführer. Während man uns zählte, sagte er: „2098 – heraustreten!“.Ich wusste, dies war mein Name – es war nicht länger eine bloße Nummer, denn wir hatten uns bereits daran gewöhnt, dassdiese Nummernunsere Namen waren. Im Lager gab es keine Namen. Ich hatte meinen Namen vergessen. Ich trat vor. Ich war sicher, dies sei mein Ende, und ich war bereit, es anzunehmen. Alle gingen zur Arbeit, und ich allein blieb stehen…
Dann kam Ludwig, um mich abzuholen… Er brachte mich zu Brockners Block, Brockner nahm mich in seine Arbeiter-Kartei auf, und ich wurde ins Krankenhaus eingewiesen… Die Regel im Krankenhaus war, dass niemand länger als zehn Tage dort bleiben durfte – außer denen, die sich bei der Arbeit verletzt hatten. Da es Menschen gab, die über zehn Tage krank waren, sorgte Ludwig Woerl dafür, dass sie nicht auf die Liste derer gesetzt wurden, die vergast werden sollten. Nur, wenn er von einer Visite deutscher Ärzte in diesem Teil des Lagers hörte, eilte er ins Krankenhaus und trieb die Patienten hinaus – manchmal musste er sie schlagen, um sie dazu zu bewegen, zur Arbeit zu gehen. So rettete er die kranken Insassen davor, auf die Liste des Arztes gesetzt zu werden… Und Ludwig ordnete an, ich solle Nahrung und Medizin bekommen… Ich blieb bis Januar 1945 auf der Krankenstation – bis zum Ende. Drei ganze Monate verbrachte ich dort. Nun stellen Sie sich vor, alle zehn Tage gab es eine Inspektion aus Auschwitz, und wer länger als zehn Tage auf der Station war, sollte weggebracht werden. Aber Ludwig brachte die Leute aus dem Visier der Inspektoren...