Das Schicksal der griechischen Juden
Juli 1944: Nazi-Deutschland hat den Krieg militärisch so gut wie verloren. Eineinhalb Jahre ist es her, dass die Wehrmacht in der Schlacht von Stalingrad unterlag, Nordafrika ist durch die Aliierten zurückerobert worden, ebenso fast ganz Italien. Mit der Landung der Alliierten in der Normandie am sogenannten D-Day und der Sommeroffensive der Roten Armee an der Ostfront wird die Situation der Deutschen immer prekärer. Doch trotz der allierten Präsenz im Mittelmeerraum sollte die Deportation der Juden der Region nicht zum Halt kommen:
Am 23. Juli 1944 wurden 1600 Juden von der griechischen Insel Rhodos deportiert. Die Überfahrt von Rhodos nach Piraeus dauerte etwa 10 Tage unter furchtbaren Bedingungen. Die Hitze war unerträglich, und die Boote waren so überfüllt, dass die Deportierten sich kaum bewegen konnten. Sieben Personen starben unterwegs, ihre Leichname wurden ins Wasser geworfen. Auf dem Weg nach Athen machte das Schiff zuerst an der Insel Kos halt, um weitere 150 Juden einzusammeln. Am nächsten Tag legte das Schiff an der Insel Leros an, wo der einzige dort lebende Jude, Daniel Rahamim, abgeholt wurde. Dies war der 22. und letzte Transport, der Griechenland verließ. Er ging Anfang August aus Athen ab und traf am 16. August in Auschwitz-Birkenau ein. Es befanden sich fast 2500 Juden an Bord dieses Deportationszuges: etwas mehr als 1750 aus Rhodos und Kos und ungefähr 600 aus Athen und Umgebung. Bei Ankunft im Vernichtungslager wurden 346 Männer und 254 Frauen zur Arbeit selektiert. Die anderen fast 1900 Juden wurden sofort vergast.
Nichts spiegelt den totalen Anspruch der geplanten „Endlösung“ deutlicher wieder als dieser Umstand: Deutschlands militärische Niederlage ist fast zum Greifen nahe, und dennoch stellt man sicher, dass noch so viele Juden wie möglich vernichtet werden. Fast 90% der 77,000 griechischen Juden wurden im Holocaust ermordet.