„Mein Vater sagte, die Deutschen müssten seine Familie umbringen, ehe er zuließe, dass sie unsere jüdischen Gäste umbrächten."
Wir lebten in dem Dorf Kavajë. Im Jahr 1940 versteckte unsere Familie für kurze Zeit zwei griechische Juden vor den italienischen Faschisten. Sie hießen Jakov und Sandra Batino und sie waren Geschwister. Sie kamen aus Tirana zu uns. Ihr Vater wurde von den Italienern in einem Lager festgehalten. Später, 1944, baten Jakov und Sandra uns noch einmal um Unterschlupf, aus Furcht vor den Nazis. Eine andere Familie versteckte ihre Eltern bei sich.
Sandra, Jakov und ich waren enge Freunde. Wir haben alle in einem Schlafzimmer geschlafen. Ich kann mich erinnern, dass wir ein Loch in das Gitter unseres hinteren Schlafzimmerfensters gesägt haben, damit sie fliehen konnten, falls die Deutschen entdeckten, dass sie sich bei uns versteckt hielten. Wir hielten andauernd Ausschau nach den deutschen Patrouillen. Als die Deutschen mit den Razzien begannen und von Haus zu Haus gingen, um Juden zu suchen, brachte mein Vater Jakov und Sandra in ein abgelegenes Dorf. Von da an versorgten wir sie mit allem was nötig war, bis zur Befreiung. Das gab eine große Feier in Kavajë. Ich erinnere mich noch an das Telegramm, das wir von Jakov und Sandra erhielten, und an die Freude über die Befreiung. Sie verließen Tirana bald und gingen dann nach Israel.
Ich habe so viele wunderbare Briefe und Bilder aus Israel. Im Jahr 1992 wurde ich von dort eingeladen, um die Auszeichnung als Gerechte unter den Völkern stellvertretend für meine Familie entgegen zu nehmen, und für eine Zeit lang war ich die Vorsitzende der Albanisch-Israelischen Gesellschaft. Es waren Jahre voller Angst damals, aber Freundschaft ist stärker als jede Angst.
Erzählt von Merushe Kadiu (Besim und Aishe Kadius Tochter).
Am 21. Juli 1992 wurden Besim Kadiu und seine Frau Aishe Kadiu von Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern anerkannt.