Viele Lieder aus der Zeit vor dem Holocaust wurden während des Holocaust gesungen, weil ihr Inhalt dem Geist der Zeit entsprach. In den Lagern und Ghettos sang man Lieder, die von Hunger, Leid und Sehnsucht handelten. Ein Lied jedoch, „Es brent“, wurde besonders oft gesungen und erwies sich als prophetische Vorwegnahme der Zerstörung des europäischen Judentums. Es wurde von Mordechai Gebirtig komponiert und wird in dieser Sammlung vorgestellt.
Das Lied wurde 1946 für die Zentrale Jüdische Historische Kommission in München aufgenommen. Der Name des Sängers wurde nicht vermerkt.
Kaczerginski veröffentlichte das Lied 1948 in seinem Buch „Lider fun di Getos un Lagern“ (Text: S. 330, Noten: S. 424). Es wurde 1983 von Mlotek und Gottlieb in der Sammlung „Mir sajnen do“ („Wir sind da“, S. 12) mit einer Übersetzung ins Englische veröffentlicht. Außerdem wurde das Lied 1954 unter dem Titel „Unser Städtchen brennt“ mit einer Übersetzung ins Hebräische von Z. Barmeir in Prager, „Min Hametzar Karati“ („Aus der Enge rief ich“, S. 194) und 1987 mit der Übersetzung von Abraham Levinson in Hurwitz, „Min Hametzar“ („Aus der Enge“, S. 10-11) sowie in mehreren anderen Anthologien veröffentlicht.
„Es brent“ wurde neben der „Partisanenhymne“ zu einem der bekanntesten und am häufigsten bei Holocaust-Gedenkveranstaltungen gesungenen Lieder.
Komponiert wurde es 1938 von Mordechai Gebirtig (1877-1942). Er schrieb es als Reaktion auf ein Pogrom in der polnischen Stadt Przytyk. Das Lied erwies sich als prophetisch im Hinblick auf den bevorstehenden Holocaust. Gebirtig wurde im Juni 1942 im Ghetto Krakau ermordet. Das Lied beschreibt das Brennen eines jüdischen Städtchens. Der Dichter ruft die Juden auf: Steht nicht tatenlos herum, die Rettung liegt in Eurer Hand, wenn Euch das Städtchen lieb ist, nehmt Geräte zur Hand und löscht den Brand, löscht ihn selbst und zeigt der Welt, wozu ihr imstande seid!
S'brent! briderlekh, s'brent!
Oy, undzer orem shtetl nebekh brent!
Beyze vintn mit yirgozn
Raytn, brekhn un tseblozn
Shtarker nokh di vilde flamen,
Alts arum shoyn brent.
Un ir shteyt un kukt azoy zikh
Mit farleygte hent,
Un ir shteyt un kukt azoy zikh –
Undzer shtetl brent!
S'brent! briderlekh, s'brent!
Oy, undzer orem shtetl nebekh brent!
S'hobn shoyn di fayertsungen
Dos gantse shtetl ayngeshlungen –
Un di beyze vintn huzhen,
Undzer shtetl brent!
Un ir shteyt un kukt azoy zikh...
S'brent! briderlekh, s'brent!
Oy, es ken kholile kumen der moment,
Undzer shtot mit undz tsuzamen
Zol af ash avek in flamen,
Blaybn zol - vi nokh a shlakht,
Nor puste, shvartse vent.
Un ir shteyt un kukt azoy zikh...
S'brent! briderlekh, s'brent!
Di hilf iz nor in aykh aleyn gevendt,
Oyb dos shtetl iz aykh tayer,
Nemt di keylim, lesht dos fayer,
Lesht mit ayer eygn blut,
Bavayzt, az ir dos kent.
Shteyt nisht brider, ot azoy zikh
Mit farleygte hent,
Shteyt nit, brider, lesht dos fayer – Undzer shtetl brent!