Die Einweihung der Allee der Gerechten unter den Völkern
„Tropfen der Liebe in einem Ozean von Gift“
Die Allee der Gerechten unter den Völkern wurde am 1. Mai 1962, dem Holocaust-Gedenktag, eingeweiht. Die israelische Regierung wurde durch Außenministerin Golda Meir repräsentiert. Die ersten elf Bäume wurden entlang dem Weg zur Halle des Gedenkens auf dem kahlen Rücken des Berges des Gedenkens gepflanzt. Die Bäume wurden von Rettern aus verschiedenen Ländern und von deren israelischen Gastgebern – den Juden, die sie gerettet hatten - in die Erde gesetzt.
In ihrer Rede sagte Golda Meir: „Das jüdische Volk erinnert sich nicht nur an die Verbrecher, sondern auch an jedes kleinste Detail der Rettungsversuche.“ Sie verglich die Gerechten unter den Völkern mit Tropfen der Liebe in einem Ozean von Gift und sagte, sie hätten „nicht nur den Juden das Leben gerettet, sondern auch die Hoffnung und den Glauben an den menschlichen Geist.“
Die ersten Bäume – 1. Mai 1962
Die ersten Bäume wurden noch vor der Einrichtung der Kommission für die Ernennung der Gerechten Anfang 1963 gepflanzt.
Während der deutschen Besetzung half Maria Babich einigen Juden, die im Ghetto Rowno, Wolhynien (heute Rivne, Region Wolhynien), eingesperrt waren. Außerdem versteckte Babich bei sich zu Hause ein jüdisches Baby, zog es vier Jahre lang auf und kümmerte sich um all seine Bedürfnisse. Die Mutter des Babys, Mina Osipow, wurde während der „Aktion“ am 6. November 1941 ermordet, doch sein Vater, Itzhak Osipow, der in der Roten Armee diente, kehrte nach dem Krieg nach Rowno zurück und fand seine Tochter Irit dank Babich lebendig vor. Irit war das einzige überlebende Mitglied der gesamten erweiterten Familie Osipows. Maria Babich wurde zu einem Teil der Familie Osipow und emigrierte später mit ihr nach Israel. Als Yad Vashem Babichs Taten während des Krieges würdigte, war sie unter den ersten, die einen Baum auf der Allee der Gerechten unter den Völkern pflanzten. Als Babich 1971 starb, wurde sie auf dem Friedhof des russischen Frauenklosters in Ein Karem bei Jerusalem beigesetzt.
Am 30. Mai 1978 erkannte Yad Vashem Maria Babich als Gerechte unter den Völkern an.
1939, nachdem die Sowjetunion Lwow annektiert hatte, zog Maria Charaszkiewicz nach Warschau, wo sie sich entschloss, zu versuchen, die Not der Juden zu lindern. Nachdem das Warschauer Ghetto eingerichtet worden war, schmuggelte Charaszkiewicz, ausgestattet mit einer Armbinde mit dem Davidstern, Nahrungsmittel in das Ghetto und verteilte sie unter die Armen. 1941, nach der Eroberung Lwows durch die Deutschen, kehrte Charaszkiewicz in ihren Geburtsort zurück, um jüdischen Freunden zu helfen, die von den Deutschen und von ukrainischen Nationalisten verfolgt wurden. Unter erheblicher persönlicher Gefahr gelang es Charaszkiewicz, gemeinsam mit einer ukrainischen Freundin, die beiden Töchter ihrer Freunde Janek und Cesia Lewin zu retten, indem sie ihnen „arische“ Dokumente besorgte und ihnen einen Unterschlupf außerhalb der Stadt beschaffte. Auch fand Charaszkiewicz in Warschau ein Versteck für die Eltern der Mädchen, wo sie den Krieg unter einer angenommenen Identität überlebten. 1942, während einer der großangelegten „Aktionen“ im Ghetto Lwow gelang es Charaszkiewicz, Kamilia Landau, eine Zahnärztin und frührere Studienkollegin, aus dem Ghetto hinauszuschmuggeln. Nachdem sie „arische“ Dokumente für Kamilia besorgt hatte, brachte Charaszkiewicz sie in die Wohnung ihrer Schwester in Grodek Jagiellonski. Als die Nachbarn ihrer Schwester Verdacht schöpften, brachte Charaszkiewicz Landau zurück nach Lwow, wo sie blieb, bis das Gebiet im Juli 1944 durch die Rote Armee befreit wurde. Ihr Mitgefühl und eine Solidarität, die über alle Widerstände triumphierte, bewegten Maria Charaszkiewicz dazu, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, um Juden zu retten.
Am 26. Juni 1976 wurde Maria Charaszkiewicz von Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern anerkannt.
Paul und Jeanne Duysenx lebten gemeinsam mit ihrer Tochter Marie Thérèse, die bei La Défense Sociale als Journalistin arbeitete, in Brüssel. Als Marie-Thérèse 1942 erfuhr, der neunzehnjährige, ihr bekannte Benjamin Helman benötige umgehend ein Versteck, sprach sie mit ihren Eltern, die sich bereiterklärten, ihn für ein paar Tage unterzubringen. Sie wussten von seiner jüdischen Identität. Aus den wenigen Tagen wurden schließlich zweieinhalb Jahre. Benjamins Eltern, Josef und Channa (geb. Kubovski) und seine fünfjährige Schwester Gitta, die bei einer Familie versteckt waren, die es sich anders überlegte und sie zwang, ihr Haus zu verlassen, wurden deportiert und in einem Konzentrationslager ermordet. Benjamins ältere Schwester Gdula war anderswo versteckt und überlebte.
Während er bei Familie Duysenx war, ausgestattet mit einem gefälschten Personalausweis, arbeitete Benjamin zunächst als Zahnarzthelfer. Doch als es zu gefährlich wurde, hinauszugehen, blieb er meist im Haus und verbrachte seine Zeit im hinteren Teil des Ladens, den Paul besaß. Paul war Graphiker. Sein Spezialgebiet war die Restaurierung, und er handelte mit antiken Zeichnungen. Er war in Brüssel gut bekannt, und unter seinen Kunden waren sogar einige Gestapo-Beamte. Benjamin half im Geschäft und bediente manchmal die Nazis, die oft auf ein „gutes Geschäft“ drängten aber tatsächlich Niedrigstpreise erpressten. Gegen Ende 1943, als die Gestapo ihre Suche nach Juden verschärfte und es zu gefährlich wurde, überhaupt auszugehen, blieb Benjamin permanent versteckt. Benjamin und seine Gastgeber kamen einander sehr nahe; er nannte Paul Duysenx „Papa Paul“ und wurde tatsächlich wie ein Sohn behandelt. Es gab keine finanziellen Erwartungen, und Benjamin wurde keine besondere Hilfeleistung abverlangt. Das Essen wurde unter allen zu gleichen Teilen aufgeteilt. Nach dem Krieg blieb die Beziehung eng, auch als Benjamin nach Israel zog.
Am 24. Mai 1977 wurden Paul Duysenx und Jeanne Duysenx-Le Jeune als Gerechte unter den Völkern anerkannt.
Der Vater Ilona Tóths wurde in Ungarn geboren. Als sie Benjamin Elias heiratete, einen griechischen Juden, der eine Mühle besaß, brach ihr Vater jeden Kontakt zu ihr ab. Ilona und ihr Mann lebten in einer Gegend Jugoslawiens, die 1941 von Ungarn annektiert wurde. Ilona half jüdischen Flüchtlingen, die aus Österreich und Deutschland kamen. Auch half sie Juden, aus Jugoslawien nach Ungarn zu fliehen und sich zu verstecken. Einer von jenen, die sie rettete, Elemér Neuman, sagte später aus, Ilona Elias habe ihm geholfen, ein Versteck zu finden, als er von Belgrad nach Újvidék/Novi Sad (heute Serbien) geflohen sei. Später schmuggelte ihn Ilona Elias nach Bácstopolya/Bačka Topola (heute Serbien) in Südungarn und organisierte ihm auch dort ein Versteck. Andere jüdische Flüchtlinge unterstützte sie, indem sie ihnen half, Arbeit zu finden oder ihnen Nahrung und Kleidung gab. Nach dem Einmarsch der Deutschen wurden viele Juden in der Gegend festgenommen, darunter Ilonas Ehemann. Man brachte sie in ein Konzentrationslager unter deutscher Verwaltung in Bácstopolya. Dies war das Lager, aus dem die ersten ungarischen Juden am 28. April 1944 per Eisenbahn nach Auschwitz abtransportiert wurden. Ilona brachte Nahrung und Kleider nicht nur für ihren Mann, sondern auch für andere jüdische Gefangene. Alle paar Wochen führten die Deutschen unter den Juden des Lagers eine Selektion durch, um den nächsten Transport von Juden vorzubereiten. Bei einer dieser Gelegenheiten wurde Ilonas Mann zur Deportation ausgesondert. Ilonka versuchte, ihn frei zu bekommen, wurde jedoch von den Wachtmännern geschlagen. Sie folgte dem Deportationszug, bis er in der Stadt Baja ankam, wo die Juden vor der Deportation in einem Lager interniert wurden. Durch Bestechung eines Offiziers gelang es ihr, ihren Mann frei zu bekommen, zusammen mit fünf weiteren Juden. Um seine Tat zu vertuschen, behauptete der Offizier, sie seien nicht Juden, sondern politische Gefangene. Alle sechs Juden wurden gerettet. Nach dem Krieg zogen Ilona und ihr Mann nach Israel, wo sie auf andere Weise fortfuhr, Juden das Leben zu retten, indem sie als Volontärin für den medizinischen Rettungsdienst Magen David Adom tätig war. Außerdem leistete sie Volontärarbeit zugunsten israelischer Soldaten. Später sagte sie aus, sie fühle sich als Christin verantwortlich, Wiedergutmachung für die Behandlung der Juden durch die Nazis zu leisten.
Am 19. Februar 1976 wurde Ilona Elias (geb. Tóth) als Gerechte unter den Völkern anerkannt.
Alphonse und Emilie Gonsette aus Gosselies, nördlich von Charleroi, sowie ihr Sohn Emile, waren Mitglieder der belgischen Untergrundbewegung M.N.B. 1942 wurde Emile zusammen mit sieben weiteren Studenten von der Gestapo festgenommen und in Charleroi erschossen. Trotz der Tatsache, dass ihr Haus unter ständiger Beobachtung durch die Gestapo stand, zögerten die Eheleute Gonsette keinen Augenblick, als sich 1943 eine junge Frau namens Dessent, ein Mitglied der Résistance, mit der Bitte an sie wandte, einen zweijährigen jüdischen Jungen aufzunehmen, dessen Mutter festgenommen worden war. Der kleine Simon Weissblum war ein kränkliches Kind und musste zur Zeit seines Aufenthalts bei ihnen während des Krieges zweimal operiert werden. Der Chirurg, Dr. Perçoit, weigerte sich, eine Bezahlung anzunehmen, als er hörte, das Kind sei jüdisch, und behielt es einige Wochen lang im Krankenhaus. Simon blieb über ein Jahr im Hause der Gonsettes, die ihn wie ihr eigenes Kind behandelten, aber sie zeigten ihm immer wieder das Bild seiner Mutter, damit er sie nicht vergäße. Als seine Mutter nach dem Krieg kam, um nach ihm zu suchen, luden die Gonsettes auch sie ein, einige Monate bei ihnen zu Hause zu verbringen. Die Gonsettes lehnten es ab, dafür bezahlt zu werden, dass sie Simon Weissblum versteckt hatten. Als sein Sohn geboren wurde, benannte Simon ihn nach Emile Gonsette, dem Sohn seiner Pflegeeltern, der im Widerstand gegen die Nazis gestorben war, als Zeichen der Dankbarkeit gegenüber seinen Rettern.
Am 14. November 1974 wurden Alphonse Gonsette und Emilie Gonsette-Seymers als Gerechte unter den Völkern anerkannt.
Unmittelbar nach der Besetzung Warschaus durch die Deutschen wurde Professor Pawel Horbaczewski zum Vorsitzenden des Wohlfahrtskomitees ernannt, das eingerichtet worden war, um Bürgern zu helfen, deren Wohnung den Bombenangriffen zum Opfer gefallen waren. Kurz nachdem er sein Amt angetreten hatte, begann Horbaczewski, jüdischen Studenten zu helfen, indem er sie mit Dokumenten ausstattete, die sie berechtigten, warme Mahlzeiten einzunehmen, und ihnen ermöglichte, sich auf den Straßen der Stadt frei zu bewegen. Als das Ghetto eingerichtet wurde, intensivierte Horbaczewski seine Rettungsarbeit, indem er über 20 Juden in seinem Büro versteckte und Janusz Korczaks Waisenhaus mit Nahrungsmitteln versorgte. Nach seiner Entlassung 1942 mietete Horbaczewski die Räumlichkeiten seines früheren Büros, um es Juden zu ermöglichen, sich weiterhin dort zu verstecken. Professor Horbaczewski lebte mit seiner jüdischen Frau im Ghetto, durfte aber jeden Tag seine Wohnung auf der nichtjüdischen Seite der Stadt besuchen, die er zu einem Unterschlupf für Juden machte. 1943 flohen Horbaczewski und seine Frau nach Jędrzejów im Bezirk Kielce, von wo aus er trotz der Entfernung den Kontakt zu seinen Schützlingen in Warschau aufrecht erhielt. Nach dem Krieg wurde Professor Horbaczewski zum Ehrenmitglied des Jüdischen Komitees in Lodz ernannt. 1950 wurden die Horbaczewskis unter Anklage der Spionage für den Staat Israel verhaftet und zum Tode verurteilt. Nach ihrer Begnadigung im Jahr 1956 wanderten sie nach Israel aus, wo sie den Rest ihres Lebens verbrachten. Aus humanitären Motiven, die stärker waren als alle wirtschaftlichen Einschränkungen oder die Sorge um die persönliche Sicherheit, hatte Professor Horbaczewski sich entschlossen, das Schicksal der Juden zu teilen.
Am 10. November 1964 wurde Professor Pawel Horbaczewski als Gerechter unter den Völkern anerkannt.
1939, nach der Annexion des Bezirks Lodz an das Reich, konfiszierten die Deutschen das Anwesen der Kruks im Dorf Kalinów. Kurz nach Ausbruch des Krieges kam Helena, die Tochter der Kruks, nach Warschau, um bei Onkel und Tante einzuziehen. Dort traf sie eine Anzahl von Juden, die enge Freunde ihrer Eltern gewesen waren. Als sie ihr Leiden sah, noch bevor sie im Ghetto eingesperrt wurden, fasste Helena Kruk den Entschluss, ihnen zu helfen. Sie kaufte ihnen Nahrungsmittel und erledigte Besorgungen für sie, um ihnen Demütigungen zu ersparen. Nach der Schließung des Ghettos gelang es ihr, Onkel und Tante zu überreden, sechs jüdische Bekannte zu verstecken, die sie unter großer persönlicher Gefahr aus dem Ghetto schmuggelte. Etwas zögerlich fanden sich Helena Kruks Onkel und Tante in der Situation, vier Mitglieder der Familie Lichtensztajn, das Ehepaar Liliental und später auch Makszymilian Szretter, einen ehemaligen Richter, in ihrem bescheidenen Heim zu verstecken. Helena nahm es auf sich, für die Flüchtlinge zu sorgen, und als Erpresser und Denunzianten begannen, sie zu belästigen, organisierte sie ihnen andere Verstecke. Als nach dem Warschauer Aufstand im Sommer 1944 die Einwohner Warschaus aus der Stadt getrieben wurden, nahm Helena Kruk ihre jüdischen Schützlinge mit, ohne deren Identität zu verraten. Nach dem Krieg heiratete sie Jakow Korzeniewski, einen jüdischen Tierarzt, und die beiden wanderten aus nach Israel, wo sie ihren Namen in „Korazim" umänderten.
Am 22. Dezember 1964 wurde Helena Korazim-Korzeniewska (geb. Kruk) als Gerechte unter den Völkern anerkannt.
Während der Besatzungszeit widmete Władysław Kowalski, ein diplomierter Ingenieur und Oberst in der polnischen Armee, all seine Energie und sein Geld der Rettung von Juden. Seine mutigen Rettungsaktivitäten begannen bereits im Sommer 1940, als ein jüdischer Junge namens Bruno Boral auf der Straße auf ihn zuging und sagte: „Ich bin ein verfolgter jüdischer Junge. Ich habe seit drei Tagen nichts gegessen. Bitte kaufen Sie mir etwas zu essen." Kowalski kam dieser Bitte sofort nach und organisierte ein Versteck für Boral im Haus eines Freundes, womit er ihm das Leben rettete. Von diesem Tag an entschloss sich Kowalski, die Rettung von Juden zu seiner Lebensaufgabe zu machen. Er überließ seine Wohnung in Warschau jüdischen Flüchtlingen als Unterschlupf und organisierte Verstecke für andere bei Freunden und Verwandten. Trotz der Gefahr versorgte er die Flüchtlinge mit Nahrungsmitteln und kümmerte sich um ihre Bedürfnisse, bis zum Ausbruch des Warschauer Aufstands im August 1944. Anfang Oktober 1944 wurde der Aufstand blutig niedergeschlagen, und sämtliche Bewohner Warschaus wurden aus der Stadt vertrieben. Kowalski war nicht bereit, die jüdischen Flüchtlinge unter seiner Obhut im Stich zu lassen. Inmitten der Trümmer von Warschau baute er einen Bunker und blieb dort mit seinen Schützlingen bis Januar 1945, als die Gegend durch die Rote Arme befreit wurde. Unter den Überlebenden, die Kowalski ihr Leben verdankten, waren Lea Buchholz (die er später heiratete), Aron und Helena Bialer, Mieczysław und Barbara Rezyk sowie Rachel und Jozef Tulia. Diese schmuggelte Kowalski aus dem Ghetto und half ihnen, während sie auf der nichtjüdischen Seite der Stadt versteckt waren. Vor der Deportation der verbliebenen Juden aus dem Ghetto der Stadt Izbica im Landkreis Krasnystaw, Bezirk Lublin, betrat Kowalski das Ghetto unter großer persönlicher Gefahr und schmuggelte Chaim und Malvina Rozen, deren Tochter Wanda und Rozens Schwester Ada hinaus und organisierte ihnen Unterkunft bei einem Freund, womit er ihnen das Leben rettete. Von September 1942 bis August 1944 versteckte Kowalski in seinem Keller Aron und Helena Bialer, Golda und Roman Fischer, Romans Bruder Mordechai, Seweryn und Wanda Waldholer, Mieczysław und Barbara Reyzk, David Goldfarb und Bina Bergman. Nach dem Krieg wanderten Kowalski und seine Frau Lea nach Israel aus, wo Kowalski wie ein Held behandelt wurde. Die meisten der Flüchtlinge, die Kowalski gerettet hatte, emigrierten nach dem Krieg nach Israel. Die übrigen wanderten nach Kanada, in die Vereinigten Staaten und nach Belgien aus.
Am 4. Juni 1963 wurde Władysław Kowalski von Yad Vashem als Gerechter unter den Völkern anerkannt.
1941 fanden sich David und Bina Buwilski aus Kowno im Ghetto Wilna wieder. Sie begannen umgehend, nach einem Weg zu suchen, auf die nichtjüdische Seite der Stadt zu gelangen. Da sie in der Gegend fremd waren und keine Bekannten unter der Lokalbevölkerung hatten, suchten sie unter den Juden des Ortes nach jemandem, der für sie eintreten könnte. 1943, nicht lange vor der endgültigen Liquidierung des Ghettos, gelang es den Buwilskis, mit der Hilfe Lipa Sztejnhauers, eines Wilnaer Freundes, zu entkommen und zu Jan Pietkun zu gelangen, einem polnischen Beamten, der bereit war, alle drei Juden bei sich zu Hause zu verstecken. Zunächst brachte er sie in einem Versteck unter, das er unterhalb seiner Wohnung für sie vorbereitet hatte, doch nach kurzer Zeit war er gezwungen, sie anderswo unterzubringen, da die Befehlsstelle der deutschen Luftwaffe die darüberliegende Wohnung übernommen hatte. Unter diesen Umständen richtete Pietkun den drei Flüchtlingen in einem Gebäude bei einer Kirche ein anderes Versteck ein, wo sie sich fast ein Jahr lang verborgen hielten, bis die Gegend durch die Rote Armee befreit wurde. Während dieses gesamten Zeitraums kümmerte sich Pietkun um all ihre Bedürfnisse, und sie zahlten die Kosten ihres Unterhalts. Anfangs zahlten sie ihm auch eine bescheidene Summe für die Vorbereitung ihres Verstecks, doch die Gründe, aus denen er sie rettete, waren humanitärer und patriotischer Art. Nach dem Krieg emigrierten David und Chana Buwilski nach Israel. 1962 besuchte sie Pietkun, der in eine Gegend innerhalb der neuen polnischen Grenzen gezogen war, in ihrem Zuhause.
Am 28. April 1970 wurde Jan Pietkun als Gerechter unter den Völkern anerkannt.
Das Ehepaar Strusinski aus Luzk (Bezirk Wolhynien) gehörte der liberalen polnischen Intelligenz an. Zygmunt Strusinski, ein Rechtsanwalt, war eine wohlbekannte öffentliche Figur in Luzk; Dr. Wiktoria Strusinska, seine Frau, war Ärztin und arbeitete während des Krieges in einem Krankenhaus des Ortes, wo sie sich mit Tatiana Goldsztajn, einer jungen jüdischen Ärztin, anfreundete. Eines Tages im Sommer 1942 warnte Dr. Strusinska Tatiana Goldsztajn, die Deutschen seien im Begriff, das Ghetto des Ortes zu liquidieren. Sie drängte Dr. Goldsztajn, zusammen mit ihrem Mann Faivel sofort aus dem Ghetto zu fliehen, und bot an, sie bei sich zu Hause zu verstecken. Kurz bevor das Ghetto liquidiert wurde, flohen die Goldsztajns zu den Strusinskis, wo sie sich in einem Lagerschuppen für Feuerholz versteckten. Schließlich stießen Dr. Szneiberg und Dr. Marek Rubinsztajn und dessen Frau zu ihnen, die aus dem Ghetto geflohen und lange umhergewandert waren, bis sie schließlich bei den Strusinskis Zuflucht fanden. Als der Winter kam, litten die Flüchtlinge im Schuppen unter der bitteren Kälte. Obwohl sie sich der Gefahr bewusst waren, die mit dem Verstecken von Juden einherging, luden die Strusinskis alle fünf zu sich in die Wohnung ein und bauten ihnen anschließend ein Versteck im Keller. Da Dr. Strusinska außer Haus arbeitete, nahmen ihr Ehemann Zygmunt und ihre siebzehnjährige Tochter Irena es auf sich, für die versteckten Juden zu sorgen. Am 19. August 1943 nahmen die Deutschen Zygmunt Strusinski zusammen mit einer Gruppe polnischer Intellektueller fest und exekutierten ihn. So verblieb die Verantwortung für die Versorgung der Flüchtlinge bei Dr.Strusinska und ihrer Tochter. Sogar als sich die wirtschaftliche Situation der Strusinskis verschlechterte und jeder in dem Haushalt an Hunger litt, änderte sich ihre humane Einstellung den Juden in ihrer Obhut gegenüber nicht. Sie teilten mit ihnen die dürftige Nahrung, derer sie habhaft werden konnten, und lehnten den ihnen von den Flüchtlingen für ihre Versorgung angebotenen Schmuck ab. Dr. Strusinska nahm den Schmuck an sich, aber nur zur Aufbewahrung. Nach dem Krieg gab sie ihn seinen Besitzern zurück. Mutter und Tochter Strusinska, gemeinsam mit ihren Schützlingen, erlebten bis zur Befreiung im Frühjahr 1944 viel Not. Ihre Hilfe war rein humanitär motiviert und frei von materiellem Interesse. Nach dem Krieg unterstützen die Überlebenden Dr. Strusinska und organisierten, nachdem sie ins Innere Polens gezogen war, einen Arbeitsplatz für sie. Die Goldsztajns, die sich in Israel niederließen, blieben mit ihr in Verbindung und luden sie 1963 zu einem längeren Aufenthalt bei sich zu Hause ein.
Am 24. Januar 1967 wurden Zygmunt Strusinski und seine Frau, Dr. Wiktoria Strusinska, von Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern anerkannt.
Am 11. Oktober 1987 wurde auch die Tochter der Strusinskis, Irena Bylica-Strusinska, als Gerechte unter den Völkern anerkannt.
Karla Andelová (später Weiss) wurde in Prag geboren. Nach Beendigung der Oberschule und einer Berufsausbildung eröffnete Karla eine Schneiderei in ihrer Heimatstadt. Anfang der dreißiger Jahre lernte Karla Ferdinand Weiss kennen, der aus Karpathoruthenien stammte und Besitzer einer orthopädischen Schusterei war. Mit der Zeit wurden sie zu engen Freunden. Nach der deutschen Eroberung der Tschechoslowakei begann Weiss, in Karla Andelovás Geschäft zu arbeiten. Im Gegenzug half sie Weiss, der im Widerstand gegen die Nazis aktiv war. Dies führte zur Festnahme der beiden. Auf dem Weg zum Untersuchungsgefängnis überredete Karla Andelová Weiss, beim Verhör zu behaupten, sie habe die Widerstandsaktivität initiiert und er sei nur ein zufälliger Zuschauer. Andelová glaubte, dass die Maßnahmen, die gegen sie als Christin ergriffen werden würden, nicht so streng wären, wie die, die man gegen ihren jüdischen Freund ergreifen würde. Weiss nahm Andelovás Vorschlag an und wurde nach dem Verhör freigelassen. Andelová war sich nicht bewusst, dass ihr Wunsch, einen Freund zu beschützen, im Verlust ihrer persönlichen Freiheit für fünfeinhalb Jahre resultieren würden. Andelová wurde anschließend im politischen Gefängnis Pankrác festgehalten und zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Nach neun Monaten in Pankrác überführte man Andelová in ein Gefängnis in Dresden, und von dort brachte man sie nach Waldheim. Am Ende ihrer Haftzeit weigerte sich die Gestapo, sie freizulassen, und sie wurde zur Kleinen Festung in Theresienstadt gebracht. Schließlich schickte man sie ins Konzentrationslager Ravensbrück. Dort traf sie weibliche jüdische Mit-Häftlinge aus Pankrác, denen sie geholfen hatte, als sie inhaftiert wurden. Sie gaben Andelová den Spitznamen „Andĕlka“ – „Engel“. Im Konzentrationslager nahm Andelová einen jüdischen Jungen in ihre Obhut. Seine Eltern waren ermordet worden, und als der Krieg vorüber war, nahm sie ihn mit zurück nach Prag. Weiss entkam der Haft im Konzentrationslager nicht. Gegen Ende 1941 wurde er ins Ghetto Theresienstadt überführt, später in andere Konzentrationslager. Weiss wurde am 6. Mai 1945 in Friedland befreit. Nach dem Krieg kehrten Andelová und Weiss heim und heirateten. Das Ehepaar Weiss emigrierte später nach Israel.
Am 30. Mai 1978 wurde Karla Weiss-Andelová von Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern anerkannt.
Das Pflanzen von Bäumen ist in Israel von besonderer Bedeutung. Es gehörte zu den umfassenden Aufforstungs- und Urbarmachungsprojekten des Landes durch den Jüdischen Nationalfonds im Auftrag des Jischuw und später des Staates Israel. Das Pflanzen von Bäumen in dem wasserarmen Land und das Schaffen einer grünen Landschaft war eine Form zionistischer Aktivität zur Entwicklung des Landes. Im Rahmen dieser Kampagnen wurde das Pflanzen von Bäumen oder ganzen Wäldern zu einer Form des Gedenkens an Personen oder Ereignisse. So wurde in den fünfziger Jahren an der Straße nach Jerusalem der Wald der Märtyrer gepflanzt im Gedenken an die sechs Millionen Juden, die im Holocaust ermordet wurden. Schulkinder waren an der Pflanzung von Bäumen für die ermordeten Kinder beteiligt. Das Pflanzen von Bäumen war auch Teil der ersten Pläne für Yad Vashem.
1955 bat Rachel Auerbach, eine Holocaustüberlebende aus Warschau, die in Yad Vashem arbeitete und für das Sammeln von Zeugenaussagen der Überlebenden zuständig war, Arie Bauminger, den geschäftsführenden Direktor von Yad Vashem, bei einer Vorstandssitzung, die Ehrung von Rettern zu besprechen, und schlug vor, auf dem Berg des Gedenkens zu ihren Ehren Bäume zu pflanzen. Kobi Kabalek, der die Entwicklung des Programms „Gerechte unter den Völkern“ erforscht hat, glaubt, Auerbach sei auf die Idee gekommen, als sie im Jahr zuvor Yad Vashem, bei einer Gedenkzeremonie für Joop Westerweel, vertrat, der Mitglieder der HeChalutz-Bewegung in den Niederlanden gerettet hatte und 1944 hingerichtet wurde. Die Zeremonie fand in einem kleinen Wald statt, der zu Westerweels Ehren gepflanzt worden war.