Alfred Nakache
Französischer olympischer Schwimmer und Holocaustüberlebender
Alfred Nakache wurde 1915 in Constantine (Französisch Algerien) geboren. Als eines von zehn Kindern wuchs er in einem traditionellen jüdischen Hause auf. Bereits 1931 schwamm er bei seiner ersten Meisterschaft, gewann seinen ersten Wettkampf und wurde zum Pionier des Schmetterlingsstils. Zu Beginn der 30er Jahre trat Nakache bei der französischen Schwimmmeisterschaft in Paris an. Bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 war er Mitglied der französischen Schwimmmannschaft, die den vierten Platz in der 4x200m Staffel im Freistil erlangte. Nach 1936 war Nakache sechsmal französischer Meister über 100m Freistil, viermal über 200m Freistil sowie über 200m Brustschwimmen und gewann eine Reihe anderer französischer Titel, bei denen er viele nationale Rekorde setzte.
Mit dem Einmarsch der Deutschen in Frankreich flüchtete Alfred mit seiner Frau Paule nach Toulouse in Vichy-Frankreich, wo sie ein Sportstudio eröffneten. 1941 setzte er einen neuen Weltrekord über 200m Brustschwimmen (2:36,8). Als jüdischer Schwimmer wurde er ab 1943 von weiteren Wettkämpfen ausgeschlossen. Alfred Nakache versuchte, mit seiner Familie und einer Gruppe anderer Juden über die Pyrenäen nach Spanien zu fliehen, doch aus Angst, ihre kleine Tochter könnte durch ihr Schreien die anderen gefährden, kehrten die Nakaches zurück nach Toulouse.
Dort wurden sie im November 1943 denunziert, festgenommen und im Gefängnis St. Michel inhaftiert. Am 26. Dezember 1943 wurden sie von Toulouse nach Drancy deportiert, wo sie ihren letzten Monat zusammen verbrachten. Mit dem Transport 66 wurden die Nakaches im Januar 1944 von Drancy nach Auschwitz verschleppt. Von den 1153 Deportierten dieses Transportes wurden nur 291 zur Zwangsarbeit selektiert. Die anderen wurden auf der Stelle in die Gaskammern geschickt, unter ihnen Alfreds Frau und seine kleine Tochter Annie. Nichts ahnend von dem Schicksal seiner Familie, wurde Alfred zur Zwangsarbeit nach Auschwitz III-Monowitz geschickt und überlebte.
Alfred Nakache wurde im Winter 1945 auf einen der Todesmärsche von Auschwitz geschickt und in Buchenwald befreit. Nach dem Krieg kehrte er nach Toulouse zurück, wo er erfuhr, dass seine Frau Paule und seine Tochter Annie in Auschwitz ermordet worden waren. Die Gedenkblätter zu ihrer Erinnerung wurden von Paules Schwester, Lorne Gilbert, eingereicht.
Nach Kriegsende erholte sich Alfred Nakache und kehrte zum Schwimmen zurück. Weniger als ein Jahr nach seiner Befreiung aus Buchenwald setzte er 1946 mit seiner Mannschaft einen Weltrekord in der 3x100m Staffel, gewann einen weiteren Meistertitel und schwamm bei den ersten Olympischen Spielen nach dem Krieg 1948 in London. 1983 starb er beim Schwimmtraining an einem Herzinfarkt.