Jonas Kessler
Boxer im Mittelgewicht im jüdischen Boxverein „Makkabi" Köln, 1944 in Plaszow ermordet
Jonas Kessler wurde 1908 in Köln geboren. Sein Vater Isaak Kessler starb 1918 an den Folgen von Verletzungen, die er sich im Kampf für Deutschland im 1. Weltkrieg zugezogen hatte.
Mit seiner christlichen Lebensgefährtin Anna Maria Eupen hatte er 2 Kinder: Hildegard (Hilde) und Leo. Jonas war Boxer im Mittelgewicht beim jüdischen Boxverein „Makkabi" Köln, einer der nur zwei jüdischen Boxvereine in ganz Deutschland. Der Verein befand sich in derselben Straße wie die Kölner Synagoge, die während der Novemberpogrome zerstört wurde. Von den fast hundert jüdischen Mitgliedern des Vereins wanderten viele nach Hitlers Machtantritt nach Eretz Israel (Britisches Mandatspalästina) aus.
Als die Nürnberger Gesetze 1935 verabschiedet wurden, musste sich Jonas von Anna Maria und ihren Kindern trennen, sah sie aber heimlich weiter. Bei einem seiner Besuche wurde er fast von der Polizei verhaftet, konnte jedoch entkommen und sich in einer Mülltonne im Hof verstecken. Nach diesem Vorfall bat ihn Anna Maria, zu seiner eigenen Sicherheit nicht wiederzukommen. Im Jahr 1936 wurde Jonas von seiner Arbeit als Kaufmann entlassen, und es war ihm wahrscheinlich auch verboten, seine Boxkarriere weiter zu verfolgen. Unmittelbar nach der Novemberpogrome 1938 floh er aus Deutschland. Es gelang ihm vor seiner Flucht, seine Tochter Hilde in der Schule zu sehen und sich von ihr zu verabschieden. Seine letzten Worte an sie, die durch die Gitterstäbe der Schultore gesprochen wurden, waren:
Ich kann Mutter nicht finden. Die ganze Familie muss heute gehen. Versprich mir, dass du immer höflich und gut sein wirst.
Jonas erreichte Polen und traf dort seine Schwester Johanna Rochman, die im Oktober 1938 im Rahmen der „Polenaktion” nach Zbaszyn vertrieben worden war. Ihr Bruder Samuel („Sally") wurde ebenfalls nach Polen deportiert. Jonas und Samuel wurden nach Plaszow geschickt, wo Jonas im August 1944 vor den Augen seines Bruders erschossen wurde.
Samuel überlebte den Holocaust und kehrte nach Köln zurück, wo er in der jüdischen Gemeinde aktiv war. Er wurde schließlich Mitglied des Kölner Stadtrats für die SPD.
Im Jahr 1984, ein Jahr vor seinem Tod, reichte Samuel ein Gedenkblatt zum Gedenken an seinen Bruder Jonas ein.
1999 reichte Jonas Tochter Hilde Langen ebenfalls ein Gedenkblatt ein.