Seit Mitte März ist das historische Museum und der Yad Vashem Campus für Besucher geschlossen, der Grund: Covid-19. Dennoch geht die Arbeit in der Internationalen Holocaust-Gedenkstätte weiter. Mehr als je zuvor ist jetzt die online-Aktivität von größter Wichtigkeit.
Der wichtigste Tag im Jahr ist für die Gedenkstätte der sog. „Yom Ha’Shoah”. Jedes Jahr finden an diesem Tag Gedenkzeremonien in Anwesenheit des Ministerpräsidenten und Präsidenten des Staates Israel, Würdenträgern und Holocaustüberlebenden statt. Doch dieses Jahr mussten die Zeremonien des Gedenktags für die Märtyrer und Helden des Holocaust ohne Publikum veranstaltet werden. Die Eröffnungsveranstaltung wurde vorher aufgezeichnet und online ausgestrahlt. Doch um den Menschen überall dennoch die Chance zu geben, an diesem Tag der Opfer zu gedenken, hat Yad Vashem kurzfristig ein Erinnerungsprojekt ins Leben gerufen: eine internationale Kampagne zum Lesen virtueller Namen. Die Teilnehmer filmten sich selbst und rezitierten die Namen der Opfer in einem kurzen Video, das dann in sozialen Netzwerken mit den Hashtags #RememberingFromHome #ShoahNames veröffentlicht wurde.
„Machen Sie mit und gedenken Sie diesem Tag in diesem Jahr von zu Hause aus", sagte Avner Shalev, Vorstandsvorsitzender von Yad Vashem. „Trotz der besonderen Umstände bleibt unsere Botschaft in diesem Jahr dieselbe - Wir werden diese Namen nie vergessen." Infolgedessen reagierten mehr als 80.000 Menschen auf diese Yad Vashem-Initiative.
Das Jahresthema des Gedenktags für die Märtyrer und Helden des Holocaust 2020 hieß: Juden als Retter während des Holocaust. Zu diesem Anlass hat Yad Vashem eine neue Ausstellung hochgeladen, die die Geschichte von Erich Klibansky, Direktor des Realgymnasiums „Jawne“ in Köln erzählt.
Da momentan keine Besucher nach Yad Vashem kommen können, versucht Yad Vashem seine Sammlungen zu ihnen zu bringen: Geschichten und Objekte der Sammlungen sollen erweitert online gezeigt werden. Dazu gehört unter anderem eine neue Ausstellung über ein Skizzenbuch aus Wien.
Zusätzlich wollen wir der breiten Öffentlichkeit auch die Möglichkeit geben aus der Ferne einen Blick hinter die Kulissen und die Arbeit von Yad Vashem zu erhaschen. In unserem letzten Blog haben wir die Leiterin des Deportationsprojektes, Dr. Cornelia Shati-Geißler, interviewt, die Einblick in ein bisher weniger bekanntes Projekt Yad Vashems gegeben hat:
„Personen werden in Zahlen verwandelt, in Nummern auf den Transportlisten. Die Deportationen stehen exemplarisch für den Versuch, den europäischen Juden ihr Menschsein abzusprechen. Als Forschungsprojekt von Yad Vashem verstehen wir uns auch als aktives Gedenkzeichen und möchten dazu beitragen, den deportierten Männern, Frauen und Kindern Namen, Gesicht und Stimme zu geben.”
Weitere Blog-Beiträge über die Objekt-Sammmlung und die Datenbank der Namen der Opfer sind derzeit in Arbeit.
Die ISHS (Internationale Schule für Holocaust-Studien) hat eine Online Learning Community für alle Seminarabsolventen ins Leben gerufen. Dazu gehört auch ein Projekt namens “Film lessons”. In Zusammenarbeit mit dem Fimzentrum in Yad Vashem werden hier unbekanntere Filme über den Holocaust gezeigt und diskutiert.
Gemeinsam mit dem Anne Frank Zentrum biete die ISHS ein Online-Seminar für pädagogische Fachkräfte zum Thema „Befreiung” an. Im Zentrum steht ein Interview mit dem Überlebenden Zvi Aviram, der in zahlreichen Verstecken in Berlin den Holocaust überlebt hat. Anhand des Interviews mit Zvi Aviram werden konzeptionelle Überlegungen zur Arbeit mit Schüler*innen ab 10 Jahren über den Holocaust anhand von Zeugnissen erörtert.
Seit Beginn des Coronavirus hat Yad Vashem ein erhöhtes Engagement auf seinen Social-Media-Kanälen verschrieben, ganz besonders auf dem deutschen Twitter Kanal. Wir werden auch in Zukunft versuchen das größt mögliche Angebot für die Öffentlichkeit online zur Verfügung zu stellen.
Dieser Blog wird großzügig unterstützt von der Konrad-Adenauer-Stiftung