Adolf Eichmann

SS Obersturmbannführer


Adolf Eichmann wurde im Jahr 1906 in Solingen (Deutschland) geboren. Im Jahr 1932 trat er in die NSDAP und SS ein. Seine ersten fünf Dienstjahre innerhalb der Hierarchie der Partei und der SS deuteten in keiner Weise auf seine zukünftige entscheidende Rolle in der praktischen Durchführung eines Planes hin, der vorsah, Juden buchstäblich überall zu ermorden: das Verbrechen, das als die sogenannte „Endlösung der Judenfrage" in die Geschichte eingehen sollte. Die Rolle, die Eichmann beim Beschluss über das Schicksal der Juden Europas spielen sollte, wurde im Jahr 1938 nach dem Anschluss Österreichs offensichtlich. Er übernahm, zunächst in Wien, später in Prag und Berlin, die Leitung der „Zentralstelle fur jüdische Auswanderung".

Zu keinem Zeitpunkt seiner Karriere innerhalb des NS-Verwaltungsapparates nahm Eichmann den Rang eines höheren  Entscheidungsträgers ein. Bis unmittelbar vor Kriegsende behielt er seinen untergeordneten Dienstgrad und Status bei, obwohl er ab 1941 die Federführung in der Konzentration, Enteignung und Deportation von Millionen von Juden in die Ghettos Osteuropas sowie in die Vernichtungslager übernommen hatte. Er passte sich jeweils an die wechselnden anti-jüdischen Richtlinien an und war stets bemüht, mit Engagement zu handeln. Seine Motivation bestand aus grenzenlosem Karrierismus, ständiger Sorge um seinen Status und Dienstgrad, und aus einem Gefühl der Frustration darüber, dass es ihm nicht gelang, eine Beförderung zu erreichen, sowie über die Geringschätzung, die ihm auch aufgrund seines niedrigen Bildungsstands entgegengebracht wurde.

Solange in Nazideutschland die Politik verfolgt wurde, sich der Juden durch forcierte Auswanderung zu entledigen, war Eichmann an breit angelegten Emigrationsprogrammen wie zum Beispiel am Nisko-Plan (1939-1940) oder am Madagaskar-Plan (1940-1942) beteiligt. Nachdem diese politische Linie sich schließlich zum eigentlichen Plan der Ermordung hin verwandelte, änderte Eichmann entsprechend die Richtlinien seiner Arbeit und wurde so zum obersten Verwalter und Organisator der groß angelegten logistischen Planungen, die die sogenannte „Endlösung" erforderte. Eichmanns tatsächliche Beteiligung am Prozess der Ermordung startete mit einem Befehl seines Amts, männliche serbische Juden zu exekutieren. Später, im Januar 1942, nahm er an der Wannsee-Konferenz teil. Das Protokoll, von Eichmann selbst handschriftlich verfasst, ist durchzogen von verschleiernden, irreführenden NS-Begriffen. ln der Umsetzung dieses Protokolls spielte Eichmann eine dominante und klar greifbare Rolle, die getragen war von einem Streben nach Perfektion, eiserner Entschlossenheit und der über allem stehenden, vollständigen Verweigerung, Kompromisse einzugehen.

Auch wenn hochrangige Kollegen sich persönlich an ihn wandten, um einen oder mehrere Juden vor ihrer Deportation in die Lager zu bewahren, ja sogar als der Reichsführer SS Heinrich Himmler ihm unumwunden den Befehl erteilte, die Transporte nach Auschwitz einzustellen, lehnte Eichmann dies mit Entschiedenheit ab.  Unzufrieden mit dem ihm zugewiesenen Platz in seiner Dienststelle in Berlin im Referat IV B4, einer Abteilung des Reichssicherheitshauptamts (RSHA), führte Eichmann persönlich zahlreiche Inspektionen verschiedener Vernichtungsstätten durch, unter anderem in Auschwitz. Dort stand er in engem Kontakt mit dem Lagerkommandanten Rudolf Höss und hatte an sämtlichen Details des industrialisierten Ermordungsprozesses teil.

Im Frühling und Frühsommer des Jahres 1944 war Eichmann mit Entschlossenheit damit beschäftigt, die Juden Ungarns (einschließlich Budapest) um jeden Preis und unter allen Umständen in die Krematorien von Auschwitz zu schicken - auch dann noch, als das Deutsche Reich bereits am Rande des Zusammenbruchs stand.

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