Im Jahre 1945 kommen der junge Samuel Bak und seine Mutter im DP-Camp Landsberg im Süden Bayerns an. Nach Jahren der Flucht und des sich Versteckens, kamen sie an den Ort, der nach langer Zeit ihr erstes richtiges zu Hause für die nächsten Jahre sein sollte.
Wie viele tausende Überlebende, mussten sich die beiden mit der Tatsache abfinden, dass sie nirgendwohin sonst zurückkehren konnten und dass es niemanden gab, auf den sie warten konnten. Ihre Familie ist zusammen mit zehntausenden Wilnaer Juden in den Mordgruben von Ponary umgebracht und ihr zu Hause zerstört worden. Ihre weitergehende Reise machte eine Konfronation zwischen Erinnerung und Hoffnung, zwischen der Entsetzlichkeit der Vergangenheit und dem Streben nach einem neuen Leben erforderlich. Diese Tatsache fand in den gruseligen Zeichungen des Kindes Bak Ausdruck, die mit den Erlebnissen einer Lebzeit beladen sind. Pinsel und Farben nutzend, beschwor er Bilder aus dem Inneren hervor, die einer kindlichen Imagination vollkommen fremd sind. Dies ist ein Kind, das zuerst dem Tod begegnete und lediglich danach, Schritt für Schritt, das Leben wiederfand.
Die Kunstwerke, die er im DP-Camp Landsberg schuf, überraschen durch ihre Reife, die nicht nur durch ihre künstlerische Virtuosität, die souveräne Platzierung von Aquarellfarben und den gewagten Tintenlinien Ausdruck finden, sondern – hauptsächlich – in der künstlerischen Behandlung von unerträglich schweren Themen. Das Motiv der Mutter taucht wieder und wieder in den Zeichnungen auf, die unkontrollierbaren Ängste des Kindes Bak klar enthüllend – würde das Schicksal seiner eigenen Mutter dem der anderen Mütter ähneln? Die Zeichnungen aus dieser Zeit sind expressionistischer Natur, und ihre Themen, Farben und Pinselstriche entblößen eine gequälte Seele.