Text: Leyb Rosental
Melodie: Popular Tango
Ausgeführt in der vorliegenden Aufnahme von Betty Segal, begleitet von Akiba Deiches auf dem Akkordeon.
Das Lied wurde von dem 1945 ums Leben gekommenen Leib Rosental unter dem Titel „Korene Jorn un wejtsene Teg“ („Kornjahre und Weizentage“) für eine der Vorstellungen des Wilnaer Ghetto-Theaters geschrieben (aufgeführt 1943). Der Titel ist ein Wortspiel: das Wort „wejtsene“ wird hier in Silben getrennt und klingt wie „wej tsu“ - ein Schmerzensschrei.
Das Lied beschreibt das Leben der Ghettobewohner als das von Schatten, die vom Schicksal verfolgt werden. Die jüdischen Schatten – die Ghettobewohner – leiden und leben wie Tote, während die anderen vor sich hin leben, ohne einen Gedanken an die Not und das Leid der Juden zu verschwenden. Der Mensch ist einsam, und niemand hört auf sein Weinen. Aber eines Tages, in naher Zukunft, „werden die Schatten verschwinden, und inmitten des Schreckens wirst du bald sehen, wie die Schatten sich auflösen und die Sonne in hellem Licht erstrahlt.“ Wie viele der Theaterlieder aus den Ghettos, die dem leidenden Ghettopublikum vorgesungen wurden, endet das Lied hoffnungsvoll.
Die gefällige Melodie des Tangos verstärkt den Kontrast zwischen dem düsteren Text und der Botschaft des Liedes– ein Gegensatz, der in vielen Liedern aus dem Ghetto Wilna auftritt - und stellt eine Verbindung her zwischen ihnen und uns. Der Tango war in Osteuropa und anderswo in den Zwischenkriegsjahren sehr populär.
Ikh blondzhe in geto
Kh'kler: mentshn haven hin un her,
Yeder mentsh iz zayn bager
Vert fun goyrl getribn,
Nor vos zhe kumt aroys derfun?
Khotsh in lebn alts geton,
Host geyogt zikh nokh der zun
Un in khoyshekh farblibn.
Du gist a freg,
Iz di velt bloyz a milkhl?
Tsu vos dos geyeg,
Ot dos narishe shpilkhl?
Vayl mir zaynen vi shotns,
Blondzhn shtil durkh der nakht,
Vayl in lebn on likht
Veyst nit ver vu er krikht,
Fremd zayn eygn gezikht...
Yede tir, yeder lodn
Iz far undz haynt farmakht...
Verst fun umet geyogt,
Keyner fregt vos dikh plogt,
Tsi a harts in dir shlogt!
Zukhst dayn gezikht, dayn eygn ikh
Nor kenst es nit gefinen.
Kumst mit der nakht
Un verst in nakht tserunen.
Vayl mir zaynen vi shotns
Vos di nakht hot tseshpreyt,
Nor zi eyne farshteyt
Vu ahin yeder geyt,
Ver tsum lebn – ver tsum toyt.
Haynt host getrofn mikh do, fraynt.
Zest mayn freyd, vos hot geshaynt,
Shoyn farshvenkt fun geviter.
Kh'bin elnt, hefkerdik aleyn,
Afn veg – a hoyler shteyn,
Keyner hert nit mayn geveyn,
Keynem art nit mayn tsiter.
Vi oft ikh farges,
Az in mentsh kh'bin gerotn:
Mir dukht kh'bin a mes
Oder gor bloyz a shotn.
S'veln shotns farshvindn,
Vest in groykayt zen bald,
Vi fun shotn vos falt
Teylt zikh oys a geshtalt,
Vi di zun hel tseshtralt.