Shtiler, Shtiler (Stiller, stiller)

Text: Shmerke Kaczerginski
Melodie: Alexander Volkoviski (Tamir)

Shtiler, Shtiler (Stiller, stiller)

„Shtiler, Shtiler“ wurde von Schmerke Kaczerginski 1948 in seinem Buch „Lider fun di Getos un Lagern“ („Lieder aus den Ghettos und Lagern“) veröffentlicht: der Text erscheint auf S. 88, die Melodie auf S. 385. Außerdem wurde es 1983 in Eleanor Mlotek und Malke Gottliebs Buch „Mir zenen do“ („Wir sind da“) mit Transliterierung, Übersetzung ins Englische und Noten veröffentlicht (S. 46). In Mosche Pragers Buch „Min Hametzar Karati“ („Aus der Enge rief ich“, S. 95) wurde das Lied auch mit Übersetzung ins Hebräische veröffentlicht, und in der Sammlung „Min Hametzar“ („Aus der Enge“, S. 44) von Ernst Hurwitz erscheint das Lied in der Übersetzung des Dichters Abraham Schlonski.

Den Text schrieb Kaczerginski, ein Erzieher, Schriftsteller, Dichter und Partisan, im Ghetto Wilna. Das Gedicht wurde zu einer Melodie geschrieben, die der elfjährige Alexander Wolkowyski (heute Tamir) komponiert hatte. Er gewann damit einen Wettbewerb des Judenrats zur Unterstützung kultureller Aktivitäten im Ghetto im April 1943.

Das Lied beschreibt die Ereignisse in Ponary aus der Perspektive einer Mutter, die ihrem Sohn ein Wiegenlied singt. Sie erzählt von der Tragödie von Wilna, drückt aber auch ihre Hoffnung aus, dass aus der Dunkelheit Licht hervorgehen werde.

In der ersten Strophe bittet die Mutter ihren Sohn, nicht über das Verschwinden seines Vaters zu weinen, weil die Feinde es nicht verstehen würden. In der zweiten Strophe, bei Ankunft des Frühlings, wird auch der Sohn in den Tod geschickt. In der dritten Strophe, die das Lied beendet, verspricht die Mutter, dass die Sonne wieder scheinen, die Freiheit kommen und seinen vermissten Vater mit sich bringen wird.

Das Lied wird hier in zwei verschiedenen Interpretationen aus Aufnahmen der Zentralen Jüdischen Geschichtskommission (München 1946) vorgestellt:

01. Shmerke Kaczerginski
03:55
02. Betty Segal
03:55

Shtiler, shtiler, lomir shvaygn
Kvorim vaksn do.
S'hobn zey farflantst si sonim:
Grinen zey tsum blo.
S'firn vegn tsu ponar tsu,
S'firt keyn veg tsurik,
Iz der tate vu farshvundn
Un mit im dos glik.
Shtiler, kind mayns, veyn nit, oytser,
S'helft nit keyn geveyn,
Undzer umglik veln sonim
Say vi nit farshteyn.
S'hobn breges oykh di yamen,
S'hobn oykhet tfises tsamen,
Nor tsu undzer payn
Keyn bisl shayn.

Friling afn land gekumen,
Un undz harbst gebrakht.
Iz der tog haynt ful mit blumen,
Undz zet nor di nakht.
Goldikt shoyn der harbst af shtamen,
Blit in undz der tsar,
Blaybt faryosemt vu a mame,
S'kind geyt af ponar.
Vi di vilye a geshmidte
T'oykh geyokht in payn,
Tsien kries ayz durkh lite
Glaykh in yam arayn.
S'vert der khoyshekh vu tserunen
Fun der fintster layktn zunen
Rayter, kum geshvind
Dikh ruft dayn kind.

Shtiler, shtiler, s'kveln kvaln
Undz in harts arum.
Biz der toyer vet nit faln
Muzn mir zayn shtum.
Frey nit, kind, zikh, s'iz dayn shmeykhl
Itst far undz farrat,
Zol dem friling zen der soyne
Vi in harbst a blat.
Zol der kval zikh ruik flisn
Shtiler zay un hof…
Mit der frayheyt kumt der tate
Shlof zhe,kind mayn, shlof.
Vi der vilye a bafrayte,
Vi di baymer grin banayte
Laykht bald frayheyts-likht
Af dayn gezikht,
Af dayn gezikht.