Die Deportation der Bielefelder Juden
Zwischen dem 13. Dezember 1941 und dem 13. Februar 1945 wurden 431 Angehörige der jüdischen Gemeinde in Bielefeld in den Osten deportiert. Zuvor waren im Zuge des Novemberpogroms 1938 etwa 30 jüdische Männer ins KZ Buchenwald geschickt worden. Vom Bahnhof Bielefeld aus wurden Juden aus der Umgebung der Stadt und aus nahegelegenen Bezirken deportiert.
Im Folgenden sehen Sie Fotos der ersten Deportation aus Bielefeld am 13. Dezember 1941.
-
Bielefeld, 12. Dezember 1941. Juden vor der Deportation
Am 12. Dezember 1941 wurden 420 Juden aus Bielefeld und Umgebung im „Kyffhäuser" konzentriert, einer Gaststätte, die als Sammelstelle diente. Dort hielten sie sich in der Nacht vor der Deportation auf. Am 13. Dezember wurden sie von dort aus in Bussen zum Bahnhof Bielefeld gebracht und in den Deportationszug verfrachtet, der mit Juden aus Münster und Osnabrück ankam.
Yad Vashem Fotoarchiv, 5250/36
Mit freundlicher Genehmigung des Staatsarchivs Detmold
-
Bielefeld, 13. Dezember 1941
Juden warten vor der Deportation mit ihrem Gepäck auf der Straße vor dem „Kyffhäuser", einer Gaststätte, die als Sammellager diente, auf die Busse.
1031 Juden wurden auf diesem Transport in Abteilen der 3. Klasse eines Passagierzuges nach Riga (Lettland) deportiert. Unter ihnen waren 420 Juden aus Bielefeld und Umgebung, davon 88 aus Bielefeld selbst.
Yad Vashem Fotoarchiv, 5250/35
Mit freundlicher Genehmigung des Staatsarchivs Detmold
-
Bielefeld, 13. Dezember 1941
Juden laden ihr Gepäck auf Karren vor der Sammelstelle im „Kyffhäuser", einer Gaststätte, die als Sammellager diente.
1031 wurden Juden auf diesem Transport nach Riga (Lettland) deportiert. Es ist bekannt, dass 102 Menschen überlebten. Von den Juden der Gemeinde Bielefeld überlebten nur wenige.
Yad Vashem Fotoarchiv, 1286/5
-
Bielefeld, Deutschland, 13. Dezember 1941
Juden warten vor der Deportation mit ihrem Gepäck auf der Straße vor dem „Kyffhäuser", einer Gaststätte, die als Sammellager diente, auf die Busse.
1031 Juden wurden auf diesem Transport nach Riga (Lettland) deportiert. Unter ihnen waren auch 19 Juden aus Coesfeld.
In Coesfeld sind Juden bereits seit dem 13. Jahrhundert dokumentiert. Im Juni 1933 lebten 57 Juden in der Stadt. Am 10. Dezember 1941 wurden die letzten 19 Juden nach Münster gebracht und von dort aus nach Riga deportiert.
Yad Vashem Fotoarchiv, 5250/29
Mit freundlicher Genehmigung des Staatsarchivs Detmold
-
Bielefeld, Deutschland, 13. Dezember 1941
Juden warten vor der Deportation mit ihrem Gepäck auf der Straße vor dem „Kyffhäuser", einer Gaststätte, die als Sammellager diente, auf die Busse.
1031 Juden wurden auf diesem Transport nach Riga (Lettland) deportiert.
20.000 Juden aus dem Reich wurden mit 20 Transporten nach Riga gebracht.
Etwa 600 von ihnen überlebten. Das „deutsche" Ghetto in Riga wurde ab 1943 aufgelöst. Im Dezember desselben Jahres wurden die 2000 letzten Juden aus Riga nach Auschwitz deportiert.
Yad Vashem Fotoarchiv, 5250/31
Mit freundlicher Genehmigung des Staatsarchivs Detmold
-
Juden im Bahnhof Bielefeld, Deutschland, 13. Dezember 1941
Juden verladen das Gepäck der zu Deportierenden. Das Verladen des Gepäcks auf den Zug organisierte die jüdische Gemeinde Bielefeld.
1031 Juden wurden auf diesem Transport nach Riga (Lettland) deportiert. 74 davon waren Kinder unter 10 Jahren.
Yad Vashem Fotoarchiv, 1286/2
-
Juden warten im Bahnhof Bielefeld auf den Deportationszug, 13. Dezember 1941
Mit diesem Zug wurden auch 17 Juden aus Paderborn verschickt.
Bereits im 13. Jahrhundert hatten sich in Paderborn Juden niedergelassen. 1933 lebten 273 Juden in der Stadt. Am 31. März 1942 wurden die letzten 36 Juden aus Paderborn nach Theresienstadt deportiert.
Yad Vashem Fotoarchiv, 5250/33
Mit freundlicher Genehmigung des Staatsarchivs Detmold
-
Juden steigen im Hauptbahnhof Bielefeld in den Deportationszug ein, 13. Dezember 1941
Inge Friedmann (Rosenthal), eine gebürtige Bielefelderin, die zusammen mit ihren Eltern nach Riga deportiert wurde, beschreibt in ihrer Zeugenaussage die Ankunft im Bahnhof Riga:
„Schon am Bahnhof hieß es: wenn jemand glaube, den Weg zum Ghetto nicht zu Fuß zurücklegen zu können, sollte er sich melden. Einige ältere Leute taten dies auch. Sie wurden in einen Autobus geladen... und sie kamen nie im Ghetto an."
Minninger M., Meynert J., Schäffer F., Antisemitisch Verfolgte Registriert in Bielefeld 1933-45, Bielefeld 1985, S. 288-291
Yad Vashem Fotoarchiv, 1286/6
-
Juden steigen im Hauptbahnhof Bielefeld in den Deportationszug ein, 13. Dezember 1941.
Im Zug befanden sich bereits Juden aus anderen Orten, zum Beispiel aus Münster.
Am 10. und 11. Dezember 1941 wurden in Münster durch die Gestapo etwa 105 Juden aus Münster selbst und 285 Juden aus über 100 Ortschaften in der Umgebung konzentriert. Sie wurden im Sammellager „Gertrudenhof", einem Gasthaus, konzentriert.
Bereits im 12. Jahrhundert werden in Münster Juden erwähnt. 1933 lebten 558 Juden in der Stadt. Im März 1942 wurden die letzten 50 Juden aus Münster nach Theresienstadt deportiert.
Yad Vashem Fotoarchiv, 1286/3
-
Juden steigen im Hauptbahnhof Bielefeld in den Deportationszug ein, 13. Dezember 1941. Im Zug befanden sich bereits Juden aus anderen Orten, zum Beispiel aus Osnabrück
Am 11. und 12. Dezember wurden durch die Gestapo Juden aus Osnabrück und 11 Ortschaften der Umgebung auf dem Marktplatz konzentriert. Von dort aus brachte man sie in Autobussen in ein Sammellager, das zuvor als Sporthalle einer Schule gedient hatte. In den Morgenstunden des 13. Dezember wurden die Juden auf dem Bahnhof Osnabrück in Abteile der 3. Klasse eines Passagierzugs verfrachtet, der mit den Juden aus Münster ankam. Der Zug erreichte Bielelefeld etwa um 15 Uhr. Es gibt keine Listen mit den Namen der Deportierten aus Osnabrück und Umgebung.
Schon im 13. Jahrhundert werden in Osnabrück Juden erwähnt. 1933 lebten in der Stadt 403 Juden. Im März 1943 wurden die letzten sieben Juden aus Osnabrück nach Auschwitz deportiert.
Yad Vashem Fotoarchiv, 5250/45
Mit freundlicher Genehmigung des Staatsarchivs Detmold
-
Ein deutscher Polizist überwacht die Verladung der Juden in die Waggons des Deportationszuges im Bahnhof Bielefeld, 13. Dezember 1941.
Irmgard Ohl, die nach Riga deportiert wurde, stieg in Osnabrück ein. In ihrer Zeugenaussage (Yad Vashem Archiv, O.93/22345) beschreibt sie die Ankunft im Ghetto Riga:
„Wir kamen dort an, und die Wohnungen, sah man, waren fluchtartig verlassen worden. Alles war durchgewühlt, Schränke, Schubladen usw.
Das Essen stand noch auf dem Tisch, natürlich gefroren, und alles war durchwühlt. Es war furchtbar."
Yad Vashem Fotoarchiv, 1286/1
-
Juden spähen aus dem Deportationszug im Bahnhof Bielefeld, 13. Dezember 1941.
Inge Friedmann (Rosenthal), eine gebürtige Bielefelderin, die zusammen mit ihren Eltern nach Riga deportiert wurde, beschreibt in ihrer Zeugenaussage die Ermordung ihres Vaters im Ghetto Riga und das Verschwinden ihrer Mutter im KZ Kaiserwald:
„Mein Vater [Paul Rosenthal] und noch zwei Männer, wovon einer Klaus Becher hieß (aus Hannover), wurden in einen bunkerähnlichen Bau eingesperrt. Am 18. November 1942 wurden sie am Prager Platz erhängt und blieben zur Abschreckung drei Tage am Galgen hängen. […] Am 28. Juli 1944 mussten plötzlich alle Lagerinsassen heraustreten… Ich gehörte zu der einen Gruppe, meine Mutter [Betty Rosenthal, geb. Stein] zu der anderen, die abtransportiert wurde. Ich habe meine Mutter nie wiedergesehen."
Minninger M., Meynert J., Schäffer F., Antisemitisch Verfolgte Registriert in Bielefeld 1933-45, Bielefeld 1985, S. 288-291.
Yad Vashem Fotoarchiv, 5250/46