Geto Lebn (Ghettoleben)

In der vorliegenden Version werden vierzehn Strophen gesungen. In jeder Strophe wiederholt der Sänger die letzten beiden Zeilen. Wie bei vielen der Lieder, die 1946 für die Zentrale Jüdische Historische Kommission in München aufgenommen wurden, wird der Name des Sängers weder in der Aufnahme selbst noch im Begleitmaterial erwähnt. Das Lied stammt aus dem Ghetto Kowno.

Es erscheint in „Lider fun di Getos un Lagern“ („Lieder aus den Ghettos und Lagern“) mit zwei Textversionen: der Version auf S. 125-127, die hier gesungen wird, und der auf S. 128-129, die weitere Beschreibungen des Ghettolebens enthält. Die Melodie wurde nicht veröffentlicht. Der Text erscheint auch in „Min Hametzar Karati“ („Aus der Enge rief ich“, 1954, S. 105) mit Übersetzung ins Hebräische.

Dieses Lied ist im Stil der Straßenlieder aus den Ghettos Lodz und Kowno gehalten: die Anzahl der Strophen ändert sich je nach den Ereignissen, und es besteht kein Zusammenhang zwischen ihnen. Das Gedicht ist Satire, Kabarett, über das Leben im Ghetto, und wurde wahrscheinlich zu unterschiedlichen Zeiten geschrieben. Der Verfasser ist unbekannt.

Das Lied beschreibt das Alltagsleben im Ghetto Kowno: die Enge, den Hunger, die Kälte und die Furcht vor den „Ya’ales” (den Nazis). Humorvoll und grotesk wird das tägliche Leben im Ghetto beschrieben. In Kowno, wie in anderen Ghettos, lebten mehrere Familien zusammen in einer Wohnung, ein Umstand, der Reibungen und Streit unter den Mitbewohnern hervorrief, wie sie in dem Lied beschrieben werden. Die letzten Strophen bringen die Hoffnung zum Ausdruck, dass wir eines Tages, mit Gottes Hilfe, „in unsere Häuser zurückkehren und ein Glas auf das Ende des Ghettoreiches heben werden, und dass wir alle – Hausbesitzer und Mieter – in Frieden und Harmonie zusammenleben werden.“

Es voynen in eynem dray fir shkheynim,
Un kinderlekh –gor a mekhaye,
Yede vayle vert a yayle,
Un a krig a naye.

Zeltn vu es felt fun der untervelt
Mitvoyner in a dire.
Men hert nor taynes, men shlogt heshaynes,
Men makht zikh di pegire.

Der iz nit erlekh, der iz shlekht, geferlekh,
Un ot di zaynen stam gnides.
Di zaynen bareyder, zogn oys fun kheyder,
Un di hobn faynt di deyes.

Bay nakht hot a khoyle gemakht in keyle –
Iz aroys mit kloles bashke.
Nem tsu dayn tsore, vert a kapore!
Zi entfert mit a fraske!

Es patert mikh di mad, mit ir roykh un Tshad,
Men darf yenem oykh mitfiln!
Ver fregt do oykh deyes, shrayt zi nerveish,
Zi nit ayntsushtiln.

In der tsayt fun kokhn vil yeder shokhn,
Makhn frier zayn onbaysn,
Di trogt holts in kikh, di shtelt tsu gikh,
Men heybt zikh on tsu raysn.

Men hert a klole es vert a behole,
Es ken shoyn tuml klekn.
Di vayzt gvure, tsedrapet di tsure
Di tsveyte arbet mit a shtekn.

Ven es kumt bay nakht, vert a naye shlakht,
Es kumen tsugeyn di mener.
Dan vert di dire, ful mit mesire,
Men pikt zikh vi di hener.

Du khazer-freser, makhst treyf mayn meser,
A ruekh in dayn zeydn!
Du shtik moser, vilst esn kosher,
Trog zikh in gan-eydn.

Dayn betl iz tsu lang, shter nit in durkhgang,
Du shmuts nit ayn di diln!
Ir tumlt shoyn vider mit ayere lider,
Mit ayer kortn-shpiln!

Der halt zikh in razirn, a forunkl bashmirn,
Di elektre vert oysgeloshn!
Hot ver fun oylem gemakht in di keylim,
Es hersht dort foyst un loshn.

Der hust un sopet, der shloft un khropet,
Er shrayt: oy lozt mir shlofn!
Er khapt mit kaas a shukh a kalosh
Un glaykh in shoy getrofn.

Ober got vet gebn mir veln derlebn
Tsu kumen in di alte heymen.
Yeder tsu zayn kamer, mashin un hamer
Un tsu zayn kikh un koymen.

Un makhn a koyse un take a groyse
Tsum siem fun geto-melukhe.
Un ale in eynem, balebos un shkheynim
Veln lebn in nakhes un menukhe.