Suzanne Spaak
(Frankreich)
Suzanne Spaak lebte mit ihrem Mann, einem Filmschaffenden, und ihren zwei Kindern in Paris. Die Erziehung ihrer Kinder bereitete ihr große Befriedigung. Als Tochter eines berühmten belgischen Bankiers und Schwägerin des belgischen Außenministers war Suzanne Spaak an einen hohen Lebensstandard gewöhnt. Doch die Besetzung Frankreichs durch die Deutschen empfand sie als unerträglich, und sie beschloss, sich der Résistance anzuschließen.
1942 bot Frau Spaak der Nationalen Bewegung gegen Rassismus (Mouvement national contre le racisme, MNCR), die im Untergrund tätig war, ihre Dienste an. In einem Artikel zu ihrem Gedenken, der 1945 in der jiddischen Zeitung Naje Press veröffentlicht wurde, schrieb B. Aronson, ebenfalls Mitglied des MNCR, er und seine Mitstreiter hätten Zweifel gehabt, ob ihr neues Mitglied in der Lage wäre, zu helfen, hätten aber bald eingesehen, Spaak falsch eingeschätzt zu haben. Als sie sich ihnen anschloss, habe Spaak gesagt: „Sagt mir, was ich tun soll... damit ich weiß, dass ich im Kampf gegen den Nazismus von Nutzen bin.“
Spaak schreckte vor keiner Aufgabe zurück: sie ging durch ganz Paris, um ein Krankenhaus zu finden, das bereit war, kranke Juden unter fingierten Namen aufzunehmen. Wenn nötig, machte sie sich ihren hohen sozialen Status zunutze und klopfte an die Türen von Geistlichen, Richtern und Schriftstellern, um sie an ihre Pflicht zu erinnern, gegen die Verfolgung von Juden und Regimegegnern tätig zu werden. In anderen Fällen fungierte Spaak als einfache Untergrundagentin, tippte und verteilte Flugblätter.
So beschrieb Aronson ihre Unbeirrbarkeit und Hingabe: „Spaak gehörte zu den Idealisten, die ihr Privatleben, ihre persönlichen Wünsche und materiellen Belange über Bord werfen, sobald eine großes Ideal ihr Herz ergreift.“
Spaak bekam einen Posten im Spionagenetz „Rote Kapelle“ und ersann wagemutige Lösungen für die Probleme der Agenten. Besonders lag ihr an der Rettung jüdischer Kinder, die deportiert zu werden drohten.
Als glückliche Mutter zweier Kinder war Spaak erschüttert von der Tragödie der jüdischen Kinder und konnte ihr Privatleben nicht länger genießen. Anfang 1943 wurden Nachrichten über die Vorbereitungen zur Deportation jüdischer Kinder in Zentren der UGIF (L’Union générale des israélites de France) bekannt. Spaak nahm aktiv an einer Operation teil, die von Pastor Paul Vegara und Marcelle Guillemot initiiert wurde und bei der mehr als sechzig Kinder in Sicherheit gebracht wurden. Sie versteckte einige der Kinder bei sich zu Hause, bis sie alle zu Menschen gebracht wurden, die bereit waren, sie aufzunehmen. Mit der Hilfe ihrer Kameraden und unter großer persönlicher Gefahr versorgte Spaak die Kinder mit Essenskarten und Kleidung.
Im Oktober 1943 wurde sie von der Gestapo festgenommen und ins Gefängnis von Fresnes gebracht. Vor ihrer Inhaftierung besaß sie jedoch die Geistesgegenwart, die Listen der jüdischen Kinder und deren Adressen an einen Kameraden aus der Untergrundbewegung weiterzugeben, womit sie die Kinder rettete. Am 12. August 1944, weniger als eine Woche vor der Befreiung von Paris, ermordeten die Deutschen Suzanne Spaak.
Am 21. April 1985 wurde Suzanne Spaak von Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern anerkannt.