Hauptmann Fanny Solomian war Partisanin und Chefärztin einer Partisanenbrigade.
Sie begann ihre Karriere mit einem Studium an der Sportakademie in Warschau. Als Trainerin für medizinische Gymnastik war sie in Krankenhäusern tätig. Das polnische Bildungsministerium schickte sie zur Weiterbildung nach Schweden. Als der Krieg ausbrach, kehrte sie in ihre Heimatstadt Pinsk zurück. Dort wurde ihr angeboten, Mitglied des Judenrates zu werden. Fanny lehnte ab und wurde Verbindungsfrau der ersten Partisanenzellen.
Als das Ghetto aufgelöst und alle seine Einwohner ermordet wurden, war sie eine der wenigen, denen es gelang in die Wälder zu fliehen und sich den Partisanen anzuschließen. Anfangs diente sie als Krankenschwester in kleinen Partisanengruppen. Im weiteren Verlauf arbeitete sie als Ärztin. Sie errichtete einen Operationssaal und führte zahlreiche Operationen durch. Trotz ihres Status’ und ihrer zentralen Funktion, empfand Fanny, dass sie, weil sie Frau und Jüdin war, von den Kollegen nicht den Respekt erhielt, den sie verdiente. Nach dem Krieg emigrierte sie mit ihrem Ehemann und ihrer Tochter nach Israel. Ihr Ehemann wurde Polens erster Repräsentant in Israel.
Meine Sinne waren vom Alkohol benebelt. Ich ließ Eiter ablaufen, öffnete Abzesse, die noch nicht geronnen waren. Ich habe sogar einen Finger amputiert, der nur noch an einer Sehne hing. Ich tat das alles ohne viel Fachwissen, aber fröhlich und mit ganzem Herzen. Und sieh, was für ein Wunder! Keiner bekam eine Infektion. Keiner beschwerte sich. Alles verlief nach der Medizinregel der Partisanen: „Es heilt wie bei einem Hund.”
Unter den Bedingungen, die im Wald herrschten, machte ich mir die Methode des natürlichen Heilens zu eigen. Ich verwendete Heilpflanzen, die im Wald oder auf den naheliegenden Feldern und Wiesen wuchsen. Die Bauern kannten viele Kräuter und deren richtigen Gebrauch. Nachdem ich das Buch „der gesundheitserhaltende Arzt” gefunden hatte, das auf den Grundlagen des natürlichen Heilens basiert, wurde ich ein begeisterter Fan dieser Methode.
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„Hi, Frau Solomian, sie leben noch? Keiner ihrer Familie hat überlebt. Nur der Hund. Manchmal kommt er auf die Terasse und heult und weint, als ob er nach Ihnen oder ihrem Vater rufen würde.”
Ich ging den Hund suchen, das einzige Wesen, das sich die Mühe gemacht hatte, nach mir zu suchen.
Plötzlich bemerkte ich drei rennende Hunde. Der Mittlere kam mir bekannt vor. Ich pfiff. Der Hund in der Mitte schüttelte mit dem Kopf, als könne er es nicht glauben und brach plötzlich in ein Jaulen aus und zitterte am ganzen Körper, was mich erschaudern ließ.
Der Hund rannte auf mich zu, leckte und umkreiste mich und begann einen wilden Freudentanz. Um uns herum versammelten sich Leute. Sie weinten mit mir zusammen.
Ich ging auf die Knie, umarmte meinen Hund und hielt ihn ganz fest. Die Leute machten Platz, um den Hund, der seinem jüdischen Frauchen treu geblieben war, durchzulassen. Der nicht vergessen, nicht betrogen hatte, der suchte, bis er fand.