Lichtflecke - Frau sein im Holocaust

Weiblichkeit

Einführung

Der Holocaust steht in eklatantem Kontrast zur Weiblichkeit. Sich der eigenen Femininität zu widmen, wäre in jener Zeit als sträflicher Luxus gesehen worden. Die femininen Seiten einer Frau bilden jedoch ein grundlegendes Element ihrer Persönlichkeit. Ein Angriff auf ihre Weiblichkeit war ein Angriff auf die Frauen als vollständiges menschliches Wesen. Manche Frauen setzten ihre Sexualität ein um zu überleben oder um sich einen Vorteil zu verschaffen – ein Familienmitglied zu retten, eine Scheibe Brot zu erhalten und vieles mehr. Aus ihrer Perspektive war dies lediglich ein weiterer Weg um am Leben zu bleiben.

Gutes Aussehen bedeutete während des Holocaust soviel wie Leben. Vor den Selektionen trugen Frauen winzige Teile Rouge auf, oder sie klopften sich die Wangen, um gesünder auszusehen und so dem Tod zu entgehen. Ein Läusekamm konnte im Lager das Leben einer Frau retten, da Läuse Krankheiten übertrugen. Frauen wuschen sich mit jedem Wasser, das sie finden konnten, selbst wenn es in den strengen europäischen Wintern gefroren war.

Obwohl die Rassengesetze sexuellen Kontakt zwischen Nazis und ihren Opfern untersagten, wurden Frauen auf unterschiedlichste Weise sexuell gedemütigt: durch den Befehl, sich in öffentlichen Plätzen nackt auszuziehen, durch sexuellen Missbrauch und körperliche Misshandlung. In den Lagern waren Selektionen nackter Frauen an der Tagesordnung.

Dennoch finden wir Fotos von Frauen im Ghetto, fotografiert von den Mördern, wo Frauen plötzlich versuchen, sich von ihrer besten Seite zu zeigen, aufzublicken, geradeaus zu schauen, ihr Haar zu richten. Eine winzige orangefarbene Perle ziert ein Gefangenengewand. Die Frau, die die Perle dort platziert hat, trägt sie, um sich als Mensch zu fühlen und nicht um gemocht zu werden oder gut auszusehen. Einige Frauen erschienen bei den Deportationen mit Absatzschuhen. Was ging ihnen durch den Kopf? Waren dies die einzigen Schuhe, die ihnen noch geblieben waren? Es gibt Tausende solcher Details.